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Die grüne Lunge Barmens erhalten

Barmens Einwohner haben sich versammelt, um über den Vorentwurf eines neuen Landschaftsplans zu beraten.

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In dem neuen Vorentwurf des Landschaftsplans „Rur- und Indeaue“ sind einige Änderungen vorgesehen, die im Barmen für ordentlich Diskussionsstoff gesorgt haben. Der grundsätzliche Tenor: Man fühlt sich uninformiert und möchte bei Veränderungen, die das eigene Dorf betreffen, mehr Mitspracherecht. Außerdem scheinen in Barmen einige Gerüchte die Runde gemacht zu haben, die die Gemüter zusätzlich erhitzten.

Ähnlich wie die Form eines Hufeisens umsiedelt Barmen einen Wald. Bis jetzt hat dieser Wald den Status eines Naturschutzgebietes. In dem Vorentwurf allerdings wird dieses Gebiet zum Landschaftsschutzgebiet erklärt. Hat ein Naturschutzgebiet den einzigen Sinn, der Natur Raum zu geben und diese zu schützen, so soll ein Landschaftsschutzgebiet ein Rückzugsort für Natur wie Mensch sein. Die Regelungen für die forst- und landwirtschaftliche Nutzung sind freier. „Vor gut zwei Wochen habe ich erfahren, dass ein neuer Landschaftsplan entstehen soll, der Auswirkungen auf mein Wohnumfeld hat“, sagte Petra Jerrentrupp. Sie selbst wohnt in der Seestraße, der das Waldstück in zweiteilt. „Es geht hier heute nicht darum, negativ zu bewerten. Aber ich glaube, wir alle haben ein Informationsbedürfnis, weil viele nicht Bescheid wissen.“

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Denn obwohl der Vorentwurfes des Landschaftsplans schon einige Zeit vorliegt, kam die Nachricht für die Barmener überraschend. Auch die Frist, um zu dem Vorentwurf Stellung zu nehmen, ist eigentlich schon verstrichen. Allerdings habe man, so Jerrentrupp, die Zusage vom Umweltamt des Kreises Düren, dass Vorschläge der Einwohner trotzdem noch gehört werden.

Als Naturschutz-Experte trat während der Versammlung immer wieder der Naturschutzwart und ehremamtlicher Mitarbeiter des Kreisumweltamtes, Robert Mohl, an das plastikumhüllte Mikrophon. Er wies aus, dass das Waldstück in Barmen stark gefährdete Pflanzen enthalte und bei der Neufassung des Landschaftsplans bezüglich Barmen Nachbesserungsbedarf bestehe. „Das Artenspektrum hat sich nicht geändert. Das Gebiet hat seinen Wert, man muss es nur kennen.“ Mohl sieht folglich keinen Grund, den Status des Naturschutzgebietes herabzustufen.

Auch die Barmener scheinen dieser Veränderung größtenteils skeptisch gegenüberzustehen. Der Grund: Von einem Landschaftsschutzgebiet zu einem Wohngebiet sei der Weg viel kürzer als von einem Naturschutzgebiet zu einem Wohngebiet. Man hat Angst, dass das Waldgebiet, welches auch als die grüne Lunge Barmens bezeichnet wird, schleichend und ohne Kenntnis der Einwohner in ein Baugebiet umgewandelt wird. In Worte gefasst wurde dies von Hilde Zeidler-Deters, ebenfalls in der Interessengruppe der Barmener, die sagte: „Die Stadt hat das Bestreben zu wachsen und Barmen ist ein attraktives Dorf. Aber nicht im Naturschutzgebiet. Da muss man sich andere Flächen suchen.“ Der Fraktionsvorsitzende der JÜL, Heinz Frey, sagte ganz klar: „Die grüne Lunge Barmens bleibt.“ Den Plan eines Baugebietes gäbe es nicht. Das sei auch bei einer Begehung mit weiteren Vertretern der Stadt ganz klar gesagt worden.

Hier zu erkennen. Die Häuser in Barmen umfassen hufeisenförmig das Waldgebiet. Foto: Olaf Kiel

Nicht alle finden die Umwandlung von einem Naturschutz- in ein Landschaftsschutzgebiet schlecht. Neben beispielsweise einem Bürger, der auch in dem Bau einiger Häuser kein Problem sieht, ist das der Besitzer des Waldes, Graf Branco Hoensbroech. Denn die Bewirtschaftung wäre dann einfacher. Bäume könnten gepflanzt und auch gefällt werden. Gerade wegen der immer schwächer werdenden Fichte wäre das von Vorteil. Denn dann könnten die Bäume ersetzt und der Wald erhalten werden.

In dem Vorentwurf ist eine weitere Änderung zu finden. Der Barmener See, der momentan als Landschaftsschutzgebiet deklariert ist, soll ein Naturschutzgebiet werden. Eigentlich sollte diese weitere Veränderung in einem weiteren Forum diskutiert werden. Allerdings war der Redebedarf scheinbar zu groß. Die Sorge ist, dass der See dann nicht mehr als Ort der Erholung und als Badesee nicht mehr genutzt werden könnte.

Wolfgang Steufmehl (FDP) fügte hier im Verlauf hinzu, dass es bereits eine Stellungsnahme der Stadt gäbe. Darin seien die Einwände berücksichtigt. Darin ist zu lesen: „Die künftige angedachte Darstellung im Vorentwurf des LP2 ,Rur-Indeaue‘ widerspricht der jetzigen und zukünftigen weiteren Nutzung des Sees durch Angler, Jäger und Badeseebesucher. […] Im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung gem. Paragraph 15 des Landschaftsschutzgesetzes wird daher von Seiten der Stadt Jülich daher darum gebeten, die hier angefragten Flächen nicht flächig als Naturschutzgebiet darzustellen, sondern die bisherige Darstellung im Landschaftsplan bei zuhalten.“

Die Einwohner in Barmen planen nun, gemeinsam Stellung zu nehmen. In einem Arbeitskreis soll festgehalten werden, warum die grüne Lunge Barmens ein Naturschutzgebiet bleiben soll. Anschließend ist die Allgemeinheit dazu angehalten, dies mit der Leistung von Unterschriften zu unterstützen.

Foto und Film: Olaf Kiel


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