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Ende einer musikalischen Ära

Ein Mekka für Musikschaffende aller möglichen Stilrichtungen ist Jülich seit jeher. Zwischen den verschiedenen Musikschulen bot ebenfalls als feste Institution das Musikstudio Comouth an der Großen Rurstraße 72a seit fast 38 Jahren einen festen Anlaufpunkt für Kultur-Liebhaber. Diese Ära geht am 31. März zu Ende. Dann schließt Bernd Comouth sein Geschäft für immer.

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Noch bis Ende März steht Bernd Comouth hinter seiner Ladentheke, dann ist Schluss. Foto: Arne Schenk
Noch bis Ende März steht Bernd Comouth hinter seiner Ladentheke, dann ist Schluss. Foto: Arne Schenk
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Als er gemeinsam mit Dieter Suhr den Laden am 3. Oktober 1981 eröffnete, hatte er bereits reichlich Berufserfahrung auf unterschiedlichen Betriebsfeldern gewonnen. Auf dem Finanzamt Aachen hat er sein Handwerk als Steuerfachmann gelernt, dann das Beamtendasein in Aachen gegen eines im Steuerbüro eingetauscht, später Buchhaltung und Personalbuchhaltung in der Industrie übernommen bis er als Automobilkaufmann fast jeden Tag im Straßenverkehrsamt in Düren verkehrte, um Autos zuzulassen.

Die übermäßige Wartezeit dort „versüßte“ er sich dadurch, dass er im gegenüberliegenden Orgelstudio Suhr regelmäßig vorbeischaute. Zusätzlich war er nämlich Zeit seines Lebens mit dem Musik-Virus infiziert. „Ich habe seit dem 6. Lebensjahr Musik gemacht“, erinnert er sich. Zunächst auf den „üblichen“ Instrumenten wie Akkordeon, Blockflöte, Xylophon und Glockenspiel.
Dann lernte er Akkordeon und Orgel intensiver spielen. Nebenbei hat er seit seinem 14. Lebensjahr die Instrumente unterrichtet und war Mitglied einer Band. Von diesen der einzige, der Noten kannte und somit die zu spielenden Lieder aufschreiben konnte. „Ich habe in jedem Job dazu gelernt“, erklärt Bernd Comouth. Dies erkannte auch Dieter Suhr, der sich vergrößern und einen zweiten Laden in Jülich aufmachen wollte. „Du kannst verkaufen, Orgel spielen und unterrichtest“, habe er zu Comouth gesagt. Musiker, Finanzmann und Verkäufer: Damit besaß er die idealen Voraussetzungen, um das Ladenlokal zu führen, das sie schließlich an der Großen Rurstraße fanden.

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1984 ging Suhr aus dem Geschäft heraus, zeitgleich hörte das alteingesessene Jülicher Musikhaus Dautzenberg an der Propsteikirche auf. Daraufhin baute Comouth sein Geschäft zum Musikalienhandel aus, betrieb zudem den Bau von Unterhaltungsorgeln und führte Reparaturen aus. Zeitweise war sein damaliger Schwager, der Kaufmann und Elektroniker Herbert Brandt, mit im Boot. Gemeinsam eröffneten sie Anfang 1997 eine Filiale in Aachen. Später trennten sich beide in Frieden und Freundschaft, Brandt übernahm das Aachener Haus, Comouth blieb in Jülich.

Dort ließ er sich auch nicht davon abschrecken, als sein Laden 1997 durch Brandstiftung abbrannte. Im Gegenteil: Im selben Jahr bereits eröffnet er es wieder mit vergrößertem Sortiment. Was hat ihn die ganzen Jahre motiviert, die Arbeit weiter zu betreiben? „Die Freude an der Musik, die mich ein Leben lang nicht losgelassen hat, und mit Menschen, vor allem jungen Leuten zu tun zu haben“, erklärt er. Doch durch das Internet hat sich das Kaufverhalten der Kundschaft allmählich stark verändert. Wie viele Geschäfte in Jülich ist natürlich auch das Musikstudio Comouth davon betroffen.

Letztendlich gibt er sein Geschäft zum 31. März aus Alters- und Gesundheitsgründen auf. Damit wird Jülich seit einer gefühlten Ewigkeit keinen Musikfachhandel mehr besitzen. Der Schlussverkauf startet ab Aschermittwoch, 6. März. Den Small Talk mit den Menschen gerade in der Kleinstadt Jülich und die viele persönlichen Kontakte mit der Stammkundschaft wird er schon vermissen, erzählt Comouth, jedoch überhaupt nicht, „dass ich im Geschäft so eingebunden bin und wenig raus komme. Ich werde es genießen, mehr Freizeit zu haben.“ Dennoch wird er sich auch weiterhin seiner geliebten Musik widmen, beispielsweise mit René Sorychta im Duo Keys‘R‘us.


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