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„Reden ist oft das Wichtigste“

In Jülich blüht das Ehrenamt, das ist keine Geheimnis und keine Neuigkeit. Zum Tag des Ehrenamtes am heutigen, 5. Dezember, stellt der Herzog Menschen vor, die Ehreneamt "leben": Die Demenzlotsen.

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Die Damen sind (v. l.) Ute Spradau, Marlies Leenen, Beatrix Lenzen und Renate Leßmann. Ursula Schumacher und Ute Mennicken fehlen. Foto: Britta Sylvester
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Wenn Oma dauernd die Schlüssel verlegt, Opa nicht mehr weiß, wie seine Enkelkinder heißen oder die Nachbarin schon zum dritten Mal vergessen hat, die Haustür abzuschließen, dann rührt sich bei Angehörigen, Freunden und Nachbarn schnell ein Verdacht: Demenz.

Demenz, schon das Wort an sich beschwört wahre Schreckensszenarien hervor, doch was genau verbirgt sich dahinter und, wichtiger noch, wie gehe ich mit „dementiell veränderten“ Menschen um? Antworten auf diese und andere Fragen haben in Jülich glücklicherweise gleich verschiedene Beratungsstellen parat, eine Anlaufstelle für Betroffene und ihre Angehörigen sind die Demenz-Lotsen. Richtigerweise müssten diese „Demenz-Lotsinnen“ heißen, denn es sind nur Frauen, die sich in diesem preisgekrönten Projekt ehrenamtlich engagieren. Aktuell sind sie zu fünft, unterstützt von Hauptamtlerin Beatrix Lenzen, vom Amt für Familie, Generationen und Integration der Stadt Jülich: Marlies Leenen, Ute Spradau, Renate Leßmann, Ute Mennicken und Ursula Schumacher sind gemeinsam als Demenz-Lotsen aktiv.

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2011 unternahmen die Jülicher Demenzlotsen die ersten Schritte. Konkret bedeuteten diese für die Ehrenamtlerinnen viele Stunden der Schulung zu verschiedensten Themen rund um das Thema Demenz. Hinzu kam ein Praktikum in einer Altenpflegeeinrichtung. Im August 2012 nahmen die Demenz-Losten ihre Arbeit auf. Seitdem können Jülicher, die Fragen rund um das Thema Demenz haben, Hilfe benötigen und Unterstützung suchen, sich an das fünfköpfige Team wenden. Erreichbar sind die Lotsen per Telefon oder Email. Beatrix Lenzen nimmt sämtliche Anfragen entgegen und leitet diese dann an die Demenzlotsen weiter. Und wie geht es dann weiter?

„Dann schauen wir, was genau für den Einzelnen jetzt passt“, erklären die Demenz-Profis. Das können ganz unterschiedliche Dinge sein: Manchmal wünscht sich ein Angehöriger einen Hausbesuch, andere brauchen Hilfe beim Ausfüllen von Formularen und wieder andere haben einfach „nur“ Redebedarf. „Reden ist oft das Wichtigste“, hat Renate Leßmann festgestellt. Wichtig dabei ist immer eines: Die Hilfesuchenden bestimmen die Menge und die Häufigkeit der Angebote. Das klingt nach einer Menge Arbeit, was treibt die Frauen an, warum „opfern“ sie so viel von ihrer Freizeit, um anderen zu helfen?

„Das ist eine sinnvolle Aufgabe, außerdem profitieren beide Seiten davon“, sind sich die Frauen einig. Jede von ihnen ist aus einem anderen Grund zu den Demenz-Lotsen gestoßen. Marlies Leenen etwa hatte als Rechtspflegerin beim Dürener Amtsgericht bereits einen intensiven beruflichen Einblick in die Situation von Demenzkranken und ihren Angehörigen. Bei Ute Spradau war es ebenfalls der Beruf, der sie motiviert hat, sich ehrenamtlich als Lotsin zu engagieren: Sie arbeitet in einer Pflegeinrichtung mit Demenzerkrankten sowie in der häuslichen Pflege. Renate Leßmann hingegen hat die persönliche Konfrontation mit der Demenzerkrankung der eigenen Mutter zum Lotsendienst geführt. So ist ein Team mit sehr breit gefächerten Kompetenzen entstanden, das sich gegenseitig hervorragend unterstützt und ergänzt. Auch, da sind sich die Demenz-Lotsinnen sicher, zeichnet sie diese Vielfalt besonders aus: „Wir haben das ganze Feld im Blick und dazu noch ein offenes Ohr.“ Darüber hinaus ist das kleine Team im Gegensatz zu anderen Beratungsstellen unabhängig von Einrichtungen und Trägern – ein besonderes Plus, wie sie selber meinen, und vielleicht auch der Grund, warum sich viele Menschen zuerst an die Demenz-Lotsen wenden.

Die Demenz-Lotsen sind Teil der „Lokalen Allianz für eine demenzfreundliche Stadt Jülich“, in der sich Selbsthilfeorganisationen, ehrenamtliche Projekte, das Jülicher Krankenhaus und verschiedene weitere Einrichtungen zusammengeschlossen haben. Für das Jahr 2020 ist ein weiteres „Projekt“ geplant, verrät Beatrix Lenzen. Dann nämlich soll ein „Wegweiser für Demenzkranke in Jülich“ erscheinen, in dem alle Hilfeangebote gebündelt vorgestellt und sämtliche wichtigen Ansprechpartner zu finden sein werden.
Kontakt zu den Demenz-Lotsen gibt es unter: 02461/ 63-237 oder [email protected] oder [email protected]
An diese Adressen können sich übrigens auch Alle die wenden, die sich selbst gerne ehrenamtlich einbringen möchten – sei es bei den Demenz-Lotsen oder in einem anderen Projekt. Jülichs Ehrenamtler freuen sich immer über neue Mitstreiter und Unterstützer, versichern die Demenz-Lotsen unisono.


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