Start Stadtteile Jülich Das Schwan-Quartier und viele offene Fragen

Das Schwan-Quartier und viele offene Fragen

9752 zusammenhängende Quadratmeter entlang der Bahnhofstraße erwarb die Sparkasse Düren im August letzten Jahres. Entwickelt werden soll das Areal jetzt von einer Projektentwicklungsgesellschaft der Dorint-Gruppe und der GEG Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH & Co. KG aus Köln.

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Andreas Tischler stellt die Pläne fürs "Schwan Quartier" vor. Foto: Dorothée Schenk
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Im jüngsten Planungsausschuss stellten Andreas Tischler für die Projektentwickler und der Kölner Architekt Joachim Troyke ihre Pläne für das inzwischen mit „Schwan-Quartier“ betitelte Gelände vor. „Ich hatte schon immer die Vision, in Jülich etwas Größeres zu bauen“, führte Tischler in seinen Vortrag ein. Und was er zeigte ist imposant, so dass Wolfgang Steufmehl (FDP) formulierte: „Wenn ich Ratsherr in Köln oder Düsseldorf wäre, würde ich dem sofort zustimmen.“

Im Klartext: Der Baukörper, der einen bis zu 6-geschossigen Komplex vorsieht, in dem ein Dorint-Hotel und Seniorenresidenz, Supermarkt und Tiefgarage ebenso Raum finden sollen, wie Räume für die Sparkasse, wirkt auf den ersten Blick massiv. Dem entgegnete Projektplaner Tischler, dass das Gebäude keineswegs durchgängig sechs Stockwerke vorsehe. So ist beispielsweise eine Dachterrasse – mit Blick auf den Schwanenteich – vorgesehen, die die Häuserfront unterbricht. Im Blick habe man außerdem, dass die rückliegenden Gärten der Dr. Weyer- und Wilhelmstraße nicht verschattet würden. Architekt Troyke ergänzte, dass zu den Nachbargrundstücken lediglich eine zweigeschossige Bebauung geplant sei und einzelne Bereiche auch „weit zurück springen“. Der Abstand zu den Nachbargrundstücksgrenzen sei außerdem großzügig bemessen.

Bei den Neubauplänen an der Bahnhofstraße soll der „Sparkassen-Turm“ erhalten bleiben. Der benachbarte Kaiserhof wird abgerissen werden. Foto: Olaf Kiel
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Schon beim Verkauf hatte Sparkassenvorstand Uwe Willner betont, dass man sich seiner Verantwortung für die Umwelt bewusst sei und das Bauprojekt nachhaltig und CO2-neutral gebaut werden solle. Andreas Tischler brachte das Thema ebenfalls auf den Tisch: Im Zeitwandel und mit Blick auf den Klimaschutz seien Dachbegrünung und Photovoltaic selbstverständlich. Inzwischen gebe es sogar Photovoltaic-Folien, die an Fassaden angebracht werden können. Dabei haben die Planer auch die Betriebskosten im Blick, denn die sollen fürs Hotel und die Seniorenresidenz natürlich entsprechend niedrig ausfallen.

Neben der für Jülicher Verhältnisse ungewohnten Optik stellten die Ausschussmitglieder kritische Nachfragen zum erhöhten Verkehrsaufkommen. Sebastian Steininger (Grüne) sprach von einem „Kollaps für die Bahnhofstraße“. Projektentwickler Tischler erläuterte, dass bereits das Aachener Büro für Stadt- und Verkehrsplanung Dr.-Ing. Reinhold Baier GmbH beauftragt sei, für Klärung zu sorgen. Vorgesehen ist ein Kreisverkehr an der Bahnhofstraße Ecke Dr. Weyer Straße, der für Entlastung sorgen soll. Daran bestanden Zweifel, da bereits aktuell Rückstau durch den Schienenverkehr auftritt und sicher auch auf der Großen Rurstraße mit erhöhtem Verkehrsaufkommen zu rechnen sein.

Ebenfalls zur Sprache kam das Gelände, das derzeit noch als Parkplatz genutzt wird und vor mehr als zwei Jahrhunderten der städtische Friedhof lag – und auf dem auch alte Bäume stehen. Wenn der Neubau kommt, werden sie – zumindest nicht alle – zu retten sein. Auf dem Plan ist zu sehen, dass von der Dr. Weyer Straße aus der Seniorenresidenz eine große Grünfläche vorgelagert ist. Dennoch bleiben die Befürchtungen, die vor allem Jürgen Laufs (Grüne) ziemlich deutlich formulierte. „Wir wollen Bäume erhalten!“ Heinz Frey (JÜL) machte als Ausschussvorsitzender der Vorschlag, die Verwaltung zu bitten, einmal für die Jülicher Kernstadt, Grünflächen zu erheben, den Baumbestand, die versiegelten Flächen und Verkehrsfläche, „um ein Gefühl“ für diese Parameter zu bekommen, die immer wieder zu Diskussionen führen. Während der Vorschlag bei den anderen Fraktionen auf Zustimmung stieß, war die Zustimmung der Grünen verhalten.

 

Von der Großen Rurstraße (l) in Richtung Dr. Weyer Straße (r) verläuft der geplante Gebäudekomplex. Foto: tee

Insgesamt lehnte Jürgen Laufs für seine Fraktion das Vorhaben ab, weil die sechsstöckige Bebauung nicht ortsüblich sei und er die Festsetzung des Planungsbereichs inklusive des Parkplatzes, die für diesen Tag anstünden, für bedenklich halte. „Bislang habe ich es nie erlebt, dass im Verfahren etwas besser wird“, im Gegenteil, nachher sei es immer schlimmer geworden. Damit sich der Bau rechne, das bestätigte Andreas Tischler, ist das Gesamtpaket entscheidend: Hotel und Seniorenresidenz können Synergieeffekte nutzen, weil die Sozialstruktur von Küche und Service sowie Logistik gemeinsam genutzt werden könnten, unter fünf Etagen könne ein solches Haus nicht rentabel arbeiten und für eine vernünftige Finanzierung sei der Einzelhandel ein Motor. Da der Beschluss zur Bebauung des Walramplatzes mit einem Einzelhandel im Verlauf der weiteren Sitzung anstand, kam zur Sprache, ob sich hier nicht eine Konkurrenz-Situation ergeben werde.

Einig waren sich die Vertretungen der Fraktionen darin, dass Jülich ein Hotel, auch in den geplanten Dimensionen inklusive Tagungsräumen braucht – schon im Hinblick auf die geplanten Entwicklungen am Braingery Park und der Wachstumsinitiative, die den Sprung von 34.000 auf 40.000 Einwohner in Jülich vorsieht. Felix Brandt (CDU) unterstrich, dass schon jetzt der Bedarf da sei: „Jülich verliert jährlich Millionenbeträge, weil wir kein ordentliches Hotel mit entsprechendem Angebot für Konferenzen haben.“ Als Gruppenleiter am Forschungszentrum wisse er aus Erfahrung, wie viel Geld in Düren, Aachen und Köln ausgeben werden. „Das entgeht der Stadt jedes Jahr.“

Andreas Tischler erläuterte, dass es in diesem Ausschuss vor allem darum gehe, die Möglichkeit zu erhalten, das Projekt auf seine Verträglichkeit für Jülich weiter zu prüfen: Dazu gehört neben dem Verkehrsgutachten auch ein Schall- und Artenschutzgutachten, die beauftragt werden müssen. Die Ergebnisse sollen bis Mitte März vorliegen, um Ende März, Anfang April mit der Öffentlichkeitsbeteiligung beginnen zu können. Vor den Sommerferien solle geklärt sein, „ob es funktioniert oder nicht. Ich bin Optimist, ich gehe davon aus, dass es funktioniert“, schloss Tischler.

Trotz viele offener Fragen konnten die Planer letztlich das Votum von der Rur an den Rhein mitnehmen, dass sie in die „Prüfphase“ einsteigen können. Bei fünf Gegenstimmen ohne Enthaltung stimmte der Ausschuss für eine Weiterführung des Verfahrens.
Der derzeit absehbare Umsetzungszeitraum für die Gesamtmaßnahme ist in der Ausschuss-Vorlage mit rund drei Jahren beziffert – ab dem Zeitpunkt, zu dem der Bebauungsplan rechtskräftig wird.


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