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Nicht die Bohne? Doch!

Barista stehen in Kirchberg, Bourheim und Schophoven in den Startlöchern.

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Foto: Sonja Neukirchen
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20 frischgebackene – oder besser – geröstete Kaffeekünstler aus Kirchberg, Bourheim und Schophoven wissen jetzt, dass „kalter Kaffee“ etwas kulinarisch Wertvolles ist und ein Produkt hoher Barista-Kunst. Nach ihrem Barista-Workshop sind sie bestens gerüstet, nun schon bald in die Pedale des „Coffee-Bike“ zu treten, das die Bewohner der drei Dörfer künftig mit einer guten Tasse Kaffee verbinden soll.
Von Frühjahr bis Herbst soll bald mindestens einmal monatlich – im rollierenden System – das Coffee-Bike an zentralen Orten in einem der drei Dörfer zum Kaffee einladen. Wann es soweit ist, hänge vom Liefertermin des speziellen Fahrrades ab, sagt Andreas Nogga von der Dorfgemeinschaft Zukunft Kirchberg e.V. Der Verein hatte zusammen mit den Ortsvorstehern der teilnehmenden Dörfer das von Leader geförderte Projekt maßgeblich auf den Weg gebracht. Das rollende Dorf-Kaffee soll unter anderem die Lücken fehlender Kneipen- und Café-Infrastruktur schließen. Die südlichen Temperaturen für ein geselliges Treffen im Freien sind schon da.

Eine wichtige Hürde für das Projekt „Nach*bars Coffee“ ist genommen: Die 20 Ehrenamtler und künftigen Fahrer des Coffee-Bikes aus Kirchberg, Bourheim und Schophoven wissen jetzt, wie man richtig guten Kaffee macht und wie man die teuren Siebträger-Maschinen bedient, um ihnen das flüssige schwarze Gold zu entlocken. Am Ende ihres fünfstündigen Workshops bei einem speziellen Schulungs-Anbieter durften die Teilnehmer schließlich ihre eigenen Künste in Form eines „Latte“ testen. Das erwies sich anfangs für Einige als gar nicht so einfach: Bei der Herstellung müssen nämlich einige Faktoren perfekt aufeinander abgestimmt sein. Bei den Barista in Ausbildung führte das Probieren am Ende zu einem ordentlichen Koffein-Pegel, kommentierte Bourheims Ortsvorsteher und Teilnehmer Dietmar Müller, der sich sehr freute, die Kollegen der anderen Dörfer jetzt im Kurs jetzt kennengelernt zu haben.

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„Mir hat der Workshop sehr gut gefallen. Es war spannend auszuprobieren, welch große Auswirkungen Mahlgrad und Zeit auf den Kaffee haben“, fand die Bourheimerin Bianca Hövelmann. Ihr künftiges Lieblingssommergetränk: der oben erwähnte „Cold Brew“ mit Tonic Water. Auch Vanessa Schubert aus Kirchberg fand die Zeit gut investiert: „Es hat riesig Spaß gemacht“, fand sie. Insgesamt gab es zwei Workshop – Runden, sie war in der zweiten dabei, die Teilnehmer waren jeweils aus allen drei Dörfern gemischt.

Foto: Sonja Neukirchen

Der Theorie-Teil überwog in der intensiven Schulung eindeutig die Praxis und so hatte am Ende jeder Teilnehmer sein Standard-Wissen über den beliebten morgendlichen Muntermacher stark erweitert. Am Ende rauchten die Köpfe buchstäblich: Wer hätte gedacht, dass es so viel über Kaffee zu lernen gibt: Dass ein Kaffee aus dem „French Press“ oder ein Filterkaffee mehr Koffein enthält als ein Espresso etwa. Denn, so erklärt der Experte Mojtaba Ahmadi: „Je länger das Pulver Kontakt mit dem Wasser hat, desto intensiver.“ Beim kalten Brauen, also dem Cold Brew, landen aufgrund des kalten Wassers gar keine Bitterstoffe im Getränk.

Es gibt nur zwei Kaffeepflanzenarten, die Arabica und die Robusta, so lernen die Teilnehmer. Beide unterscheiden sich nicht nur durch die Form der Bohne, sondern vor allem durch ihre Anbauhöhe. So wächst die Arabica-Pflanze erst ab 600 Metern Höhe und enthält verschiedene Fruchtnoten – doch jede Zunge schmecke etwas anderes heraus, erklärt Ahmadi. Robusta dagegen enthalte keine Säure und sei damit magenfreundlicher. Dann erfahren die Teilnehmer etwas über die Röstmethoden. Dass in jedem Jahr die Ernte der Bohnen etwas unterschiedlich ausfalle, müssen die Kaffee-Hersteller irgendwie ausgleichen: Sie rösten die Bohnen deshalb so richtig dunkel, dass der Geschmack immer gleich ausfalle. Das gehe allerdings zu Ungunsten der Qualität, so Ahmadi. Die Brühmethode sei es, die den Geschmack variiere. Auf jeden Fall sei es am wichtigsten, dass der Kaffee immer frisch gemahlen sei, verrät der Experte. Man könnte so auch ohne gute Kaffeemaschine einen guten Kaffee zubereiten, zum Beispiel als Handaufguss. Doch bereits 15 Minuten nach dem Mahlen seien 50 Prozent der Aromen weg.

Auch für den klassischen Filterkaffee verrät er ein paar Tricks: Den Filter vorher anfeuchten. Dann nehme das Pulver nicht den Filtergeschmack an. 90 Grad Celsius sei die beste Temperatur für das Aufgießen, also nicht direkt das noch kochende Wasser über das Pulver kippen. Eines machte er jedoch auch ganz deutlich: „Der beste Kaffee ist der, der dir am besten schmeckt.“ Und noch ein Aha-Erlebnis gab es für die neuen Barista in Ausbildung: Wasser, das einem im Café zum Espresso gereicht wird, ist nicht etwa zum anschließenden Durstlöschen da, sondern um die Zunge vor dem Kaffeegenuss zu reinigen. Die sommerlichen Temperaturen in den Seminar-Räumen transportierten den gerösteten Kaffee-Duft besonders gut und so lechzten alle am Ende sichtbar danach, selbst eine Tasse von dem „Hallo-Wach“ zu bekommen.


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