CCKG n.i.n.e.V.

Punk statt Prunk. Trunk statt Punk. Eine Gemeinschaft von Menschen, die wie ein Verein agiert, aber im Namenszusatz n.e.V. trägt – nicht eingetragener Verein. Die Café Cholera KarnevalsGesellschaft existiert seit 3 x 11 + 4 Jahren, und es müsste entsprechend n.i.n.e.V. heißen – noch immer nicht… Sie ist etwas schriller, morbider und rockiger als die befreundeten Traditionsvereine und doch – aus anarchischem Ansatz in der Punkszene geboren – ist die CCKG längst eine feste Größe im Jülicher Karneval.

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Als der damalige Sitzungspräsident Jörg Tietz am Abend vor Altweiber 1986 die 1. Sitzung im Jugendtreff „Café Cholera“ des Dietrich-Bonhoeffer-Hauses mit seiner Begrüßungsrede eröffnete, war wohl keinem der Akteure bewusst, dass er damit auch gleichzeitig den Auftakt zu einer der erfolgreichsten Karnevalsveranstaltungen gab, die über dreieinhalb Jahrzehnte von Närrinnen und Narren völlig unterschiedlicher Couleur heimgesucht wird. Beim Blick auf die Internetseite liest es sich so: „1986 besann sich eine illustre Schar von Punks, Mods, Ökos und Normalos darauf, dass es im Leben auch noch anderes gibt als Rumhängen, Saufen und Null Bock, nämlich Brauchtumspflege.“

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Auch das n.e.V.-Logo gibt es seit den ersten Stunden. „…dä Dudekopp op unsrer Fahn hät en rude Pappnaas aan.“ Das Bild, das auch die Band Kasalla für sich verwendet. Und wie sieht das mit den Urheberrechten aus? „ Naja, dafür haben die uns eine Kiste Bier spendiert…“, erklärt Uwe Mock und zeigt ein breites Grinsen. Gelebter Punk eben.

Foto: n.e.V.

Mit einem Dreierrat bestehend aus Axel Fuchs, Uwe Mock und Winnes Rademächers und einem einsamen langhaarigen Trompeter namens Ansgar Werrelmann als Stimmungskapelle wurde zur ersten Sitzung gerufen, in der jeder etwas zum Besten geben durfte. Als einer von zwei „Haschpappis“ hatte Axel Fuchs einen Auftritt, und Uwe Mock hielt seine erste Büttenrede. Fertig geworden war sie erst am Mittag während eines Englisch Leistungskurses – Schule fördert offenkundig die Kreativität. „Es ist halb 12, Schule aus – von der Saujagd fahr’ ich gleich nach Haus – genug gejagt für heut’ die Sau – gleich jagen wir den HSV“, bewies der bekennende Borussia Mönchengladbach-Fan schon damals, dass sich seine große Leidenschaften Fußball und Karneval glänzend verbinden lassen. Im weiteren Verlauf stiegen auch Axel Fuchs – unvergessen als Papst, Fahrlehrer „Eber“ (Willi Hellenbrandt), „Beckemeier“ von der damaligen „Haxenbraterei am Schwanenteich“ sowie Volker Czech in die CCKG-Bütt – die natürlich rein virtuell existierte. Schon vor vielen Jahren sind die Reden eingestellt worden und einer reinen Party-Atmosphäre gewichen. Erkenntnis: Die Narreschar in Feierlaune hört nicht mehr zu. Ausnahme: 2019 beim 33-Jährigen, als Uwe Mock das Remake seiner legendären „Klo-Rede“ auflegte.

Obwohl Namensspender des zukunftsträchtigen Unternehmens blieb das Bonhoeffer-Haus nur dessen einmalige Herberge. Danach pendelten die CCKGler zwischen Pinte und dem Musik-Café hin und her. 1993 stieß am Rosenmontag im Café erstmalig eine aufstrebende Nachwuchskapelle zu der Karnevalsgesellschaft: Les 6 Kölsch 1 Cola. Der damalige Name „King Size Louis“ verriet die Herkunft der Musiker, nämlich „Lord Louis & the Enemy of Man“, die tags zuvor noch in Amsterdam eine CD einspielten. Allerlei Umbesetzungen hat es seither gegeben. Als Mann der ersten Stunde ist immer noch Detlef Keil am Zupfwerk.

Foto: n.e.V.

Mittlerweile hatte sich die Veranstaltung aus naheliegenden Gründen in die „Trunksitzung“ umbenannt und führt seither diesen Namen mit aufrechtem Stolz. Die Sitzung, die eigentlich eine „Stehung“ ist, steigt seit 1997 im Jülicher Kulturbahnhof. Vor der Premiere im großen Saal, gibt Uwe Mock zu, haben die Präsidenten schon etwas Muffensausen gehabt, ob sie den Saal gefüllt bekommen. Das hätten sie sich sparen können, denn schon bei der Premiere im KuBa „spielten“ sie vor vollem Haus. Die jecke CCKG-Familie ist mit den Jahren stetig gewachsen – so und so, denn längst sind „Eigengewächse“ mit an Bord des Narrenschiffes, und die „Fans“ sorgen dafür, dass wie bei einem Rockkonzert die Tickets für die Trunksitzung in Windeseile verkauft sind. Inzwischen gibt es ein ganzes Repertoire an eigenen Songvarianten bekannter Hits, die die textsicheren Jecken fleißig mitsingen. Dabei geht es fast immer um Trinkfestigkeit und den Zug durch die Kneipen – gerne auch in Verbindung mit den Vereinsfarben. „Blau und weiß – wir sind mal wieder pleite. Wer bezahlt jetzt unser Bier?“, ist nur eine Frage. „Freibier“ gibt es allerdings nur musikalisch. Nur ein Narr würde glauben, dass zweideutig Eindeutiges nicht ebenfalls seinen festen Platz hat. Stichwort: Bernd Pflaumen Flücken. Auch Ton- und Filmträger wurden „mal“ produziert. Inzwischen löst youtube das Problem. Hier hat sogar die Prinzengarde ihren eigenen Kanal und schenkt auf diese Weise „11 Mochito“, „Liköre“ und „BierLea“ ein, bild- und tongewaltig und immer mit der CCKG-Familie als bewegte Statisten.

Foto: n.e.V.

Jahrelang war ein geflügeltes Wort: „Das wird die letzte Sitzung sein!“ Uwe Mock lacht: „Für dieses Jahr, haben wir immer gesagt.“ Das hat aber offenbar keiner so richtig verstanden. Laut ausgesprochen hatten es die Präsidenten aber 2006, denn: „Uwe hat eine Freundin, Wolfgang ist in Aurich und Uli in Berlin“, gab Axel Fuchs dereinst zur Kenntnis. Und mit den versprengten CCKG-Akteuren wurde die Organisation immer schwieriger. Das ist heute kein Thema mehr, obwohl nicht nur die Präsidenten Väter heranwachsender und erwachsener Kinder sind und längst etabliert – beruflich wie gesellschaftlich. Die nächste Generation ist an den Start gebracht. Die Gesangsparts werden seit 2018 mit von David Ningelgen und Claudio D’Orsaneo übernommen, auch die „Kleine Garde“ hat neben den Mariechen und „Fernsehballett“ schon Auftritte absolviert – allerdings immer nur zur Proklamation und vor 22 Uhr: Thema Kinderschutz.

Den Geist der Veranstaltungen prägen aber bis heute die Präsidenten Axel Fuchs und Uwe Mock.

Gewinnen mit dem HERZOG

Für alle, die es nicht geschafft haben, eine Karte im Vorverkaufsfrühschoppen zu ergattern, gibt es jetzt eine Chance auf Karten. Der HERZOG verlost 1 x 2 Karten im Wert von „unbezahlbar“ zur CCKG Trunksitzung am Samstag, 18. Februar, im KuBa.
Gewinnfrage: Wie hieß der erste Präsident der CCKG?
Wer mit in den Lostopf möchte, sendet seine Antwort bis 15. Februar an [email protected] oder per Post an die Herzog-Redaktion, Kölnstr. 24, 52428 Jülich.
Teilnahme ab 18 Jahren!
Es gelten unsere Teilnahmebedingungen

Nochmal stöbern in vergangenen Sitzungen
2005 KARNEVALSPUNK MIT DER CCKG: Wenn das Narrenschiff durch ein Meer von Wunderkerzen segelt

2006 MOTTO ERST AB 19. FEBRUAR: Karnevalssamstag gehört zum 20. Mal der CCKG

2007 CCKG als „Weltmeister der Scherze“

2010 CCKG-Familie trauert

2014 20 JAHRE LES6KÖLSCH1COLA: Jubelfest mit Blaumännnern

2016 30 JAHRE CCKG: Jedes Jahr Chaos in Blau und Weiß Ein Blick hinter die Kulissen.

2016 CCKG SITZUNG: Gut gereiftes Fass aufgemacht

2018 CCKG, die 32.

2017 CCKG Trunksitzung

2019 CCKG: Legendär, morbid und überraschend

und mit Bildern durch über drei Jahrzehnte

1986 bis 2005

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

2016

2018

2019

2020

2022

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Dorothée Schenk
Freie Journalistin, Redakteurin (gelernt bei der Westdeutschen Zeitung in Neuss, Krefeld, Mönchengladbach) und Kunsthistorikerin (M.A. in Würzburg) Gebürtige Sauerländerin und Wahl-Jülicherin.

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