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Die Jülicher Herzöge

Strahlender Sonnenschein auf dem vielleicht schönsten Baseballplatz der Region: Neun fast ganz in weiß gekleidete Menschen rufen sich in einer Mischung aus Deutsch und Englisch Spielzüge und Kommandos zu. Ein einzelner kleiner weißer Ball rast durch die Luft. Es ertönen ein lautes metallisches Geräusch und Jubelschreie der Gäste. Für wenige Sekunden herrscht ein scheinbares Chaos aus Menschen und Aktionen, und dann ist es auch schon wieder vorbei. Die Dukes sind auf dem Platz und frönen ihrem Bewegungstrieb!

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Herzöge am Ball und auf dem Feld. Foto: Archiv PuKBSuS
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In ganz Barmen herrschen die ausgelassene Sommerlaune und Entspannung, von der momentan jeder träumt. Ganz Barmen? Nein. An einem kleinen und ungewöhnlich wirkenden Ort in direkter Nachbarschaft zum Badesee herrschen helle Aufregung und höchste Spannung. Bei den Jülich Dukes ist ein Heimspiel angesagt! Natürlich nicht aktuell, denn dieser Spielbericht soll lediglich ein „Appetizer“ sein, Antrieb, mal etwas Neues auszuprobieren. Baseball ist ein Sport für Team-Individualisten.

Immer wieder bleiben Menschen verschiedenen Alters auf dem Weg an den See verwundert stehen und betrachten eine Weile wie gebannt das seltsame Geschehen: Gänzlich auf sich fokussiert scheinen die Sportler die Welt um sich herum vergessen zu haben. Es mag den ein oder anderen an den Sportunterricht erinnern, an Brennball, was gar nicht so verkehrt ist. Doch gehört hier einiges mehr dazu. Die langen Holz- und Aluminiumschläger hat ja jeder bereits einmal gesehen, und die meisten können sie auch richtig zuordnen. Aber auch wenn sie vielleicht eher an das Lied „Hier kommt Alex“ denken lassen, weiß jeder der Neun, dass die eigentliche Gefahr nicht von ihnen ausgeht. Wer das Spiel kennt, weiß, dass der kleine harte Ball für reichlich blaue Flecken sorgen kann, wenn er mit manchmal sogar über 100 km/h auf den Körper trifft.

Der Pitcher am Werke. Foto: Archiv PuKBSuS
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Der „Pitcher“ oder Werfer steht in der Mitte eines Quadrates, bestehend aus vier „Bases“. An der zweiten steht ein grau Uniformierter und lässt ihn nicht aus den Augen. Lässig fängt ersterer den ihm zugeworfenen Ball in seinem großen Lederhandschuh, blickt sich ein letztes Mal um und dreht sich dann nach vorne dem gegnerischen Schlagmann entgegen. Eins von drei „Outs“ ist bereits erzielt. „Out“ möchte niemand sein.

Eine kurze Absprache zwischen dem Fänger oder „Catcher“ und dem Pitcher, und alle spannen sich sichtlich an. Allen steht höchste Konzentration ins Gesicht geschrieben. Der Ball fliegt, es klirrt, und der Ball fliegt hoch durch die Luft in die entgegengesetzte Richtung zurück. Weit hinten im „Outfield“ setzen gleich zwei Spieler zum Vollsprint an. Einer ruft laut: „Meiner“, und der zweite beginnt, eine Kurve zu laufen, um hinter dem Teamkameraden abzudecken. Währenddessen geschehen gleich mehrere Dinge getrennt voneinander zur selben Zeit. Der Läufer an der zweiten Base läuft etwa die Hälfte der Distanz zur dritten, während beide Bases von jeweils einem der Dukes besetzt werden. Ein weiterer läuft in Richtung „Outfield“. Ausnahmslos alle aber sind fokussiert auf den Ball, der wie in Zeitlupe seinen Zenit überschreitet und der Schwerkraft erliegt.

Aktion auf dem Platz der Dukes. Foto: Archiv PuKBSuS

Quälend langsam nähern sich der sinkende Ball und der rennende Duke während der Schlagmann die erste Base bereits fast erreicht hat und der Läufer zwischen den Bases seine Chancen abschätzt. Sollte der Ball aus der Luft gefangen werden muss er die Zweite wieder erreichen bevor er sich auf den Weg zur Dritten machen darf. Großspurigkeit und Wagnis gehören zwar zu jedem Sport dazu, doch ist hier jeder für seine eigenen Fehler verantwortlich und „Out“ möchte niemand sein. Der Ball hat den Boden fast erreicht, und ein Läufer bewegt sich Richtung dritte Base. Die Brust des weißen Trikots färbt sich grün und braun, als sein Besitzer sich nach vorne wirft und mit ausgestrecktem Handschuh den Ball in letzter Sekunde vor eben diesem Schicksal bewahrt, und obwohl er die erste Base erreicht hatte, ist der Schlagmann „out“. Das scheinbar zuvor ausgebrochene „Chaos“ macht sich nun bezahlt.

Auf den Rücken gedreht wirft der Liegende den Ball dem zweiten Outfielder zu. Der übermütige Läufer ist nun bereits auf dem Rückweg, doch er sieht sein kleines weißes Verhängnis ihm vorauseilen. In einer fast anmutigen Bewegung wird eben jenes vom zuvor „Shortstop“ gefangen, und beinahe gleichzeitig dreht er sich und wirft zur zweiten Base, während der Läufer sich im gleichen Moment vorwärts springend zu retten sucht. Hörbar trifft der Ball in das Leder an der Hand des „2nd Basemans“, und eine rote Staubwolke umgibt seine Füße. Ein Moment der absoluten Stille, die fast länger zu sein scheint, als die gesamte Aktion zuvor, bevor der Schiedsrichter ruft: „Out“. Die gesamte Anspannung der letzten 20 Sekunden löst sich in einem Moment in Jubel auf der einen und Frust auf der anderen Seite auf.

Herzöge gehören zusammen. Foto: Dorothée Schenk

Natürlich ist dies nicht mehr als eine schöne Erinnerung, denn wie so viele andere auch ist dieser Ort schon seit zu langer Zeit verlassen und wartet wie wir alle auf die Rückkehr der Geselligkeit und das erneute Erschallen von ausgelassenem Gelächter. Doch wartet er geduldig und heißt jede und jeden willkommen, sobald er seine Türen wieder öffnen darf, denn neben dem Baseballbetrieb gibt es genauso eine Softballmannschaft der Damen und natürlich auch einen Jugendbetrieb.

Näheres zum Verein wie etwa seine Geschichte, aber auch die detaillierten Spielregeln sind auf der Website juelich-dukes.de zu finden. Ebenso sind die Trainingszeiten dort zu erfahren sobald der Mannschaftssport wieder aufgenommen werden darf.


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