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Ein Schiff voller Narren

Der Künstler Herb Schiffer aus Jülich wird 85 Jahre alt

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Herb Schiffer. Foto: Museum Zitadelle Jülich
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Der in Jülich 1936 geborene Künstler Herb Schiffer kann auf ein langes Leben und ein reiches Schaffen zurückblicken. Seit den 1960er Jahren hat er seinen eigenen Stil gefunden, der nicht nur seine Malerei und Zeichenkunst prägt, sondern auch seine Entwürfe für Glasmalereien. Schiffer passt weniger gut in die üblichen kunstgeschichtlichen Schubladen, eher kann man ihn noch dem sogenannten Magischen Realismus zuordnen. Immer wieder bevölkern phantastische Wesen seine Bildwelten, daneben aber auch normale ebenso wie exotische Menschen und schließlich Figuren aus der Comedia dell‘arte. Seine Quellen der Inspiration sind seine Heimat und Erfahrungen von langen Aufenthalten in Frankreich, Italien sowie in Brasilien. Daneben tritt der reiche Schatz der europäischen Mythen und Legenden, nicht zu vergessen das reiche Erbe einer strengen katholischen Bildung in Schulzeiten.

Herb Schiffer, der seinen Lebensmittelpunkt schon seit vielen Jahren in Düren hat, ist seiner Heimat- und Geburtsstadt Jülich immer eng verbunden geblieben. Regelmäßig hat er hier ausgestellt, unvergessen die Präsentation einer Auswahl seiner Werke in der Schlosskapelle der Zitadelle Jülich im Jahr 2007 anlässlich seines 70. Geburtstags ein Jahr zuvor. Aus diesem Anlass entstanden eine Reihe von Gemälden mit Jülicher Motiven, darunter als ganz Besonderes „Das Narrenschiff“, das sich über der Schlosskapelle in der Zitadelle befindet. Der Vollmond ist am tiefblauen Himmel aufgegangen, in der linken unteren Ecke des Gemäldes haben sich geisterhafte Wesen eingefunden, die die Szenerie beäugen. In der Luft schwebt, begleitet von einem Vogel mit blaugrünem Gefieder, das mit vier Harlekins besetzte Narrenschiff mit geblähtem Segel. Der Harlekin am Heck des Schiffes jongliert mehrere Kugeln, während ein anderer, der uns aus dem Bild anzuschauen scheint, eine Laute spielt.

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Das Motiv des Narrenschiffs geht auf die gleichnamige satirische Schrift von Sebastian Brant aus dem Jahr 1494 zurück. Die spätmittelalterliche Moralsatire entwirft die Typologie von über 100 Narren bei einer Schifffahrt mit Kurs auf das fiktive Land „Narragonien“. Der Welt und damit dem Leser wird durch eine unterhaltsame Schilderung ihrer Laster und Eigenheiten kritisch und satirisch der Spiegel vorgehalten. Die Illustrationen in Form von Holzschnitten machten die Darstellung des mit Narren besetzten Schiffes populär, wie es der niederländische Künstler Hieronymus Bosch in einem um 1500 entstandenen Gemälde prominent in Szene setzte. Auch hier findet sich unter anderem ein Lautenspieler.

In dem Gemälde „Das Narrenschiff“ verschmelzen die verschiedenen Motive im Werk Herb Schiffers auf geradezu kongeniale Weise. Deshalb hat es das Museum Zitadelle Jülich, zu dessen Sammlung es gehört, ausgewählt, um es anlässlich des 85. Geburtstags des Künstlers in einer kurzen Animation im Rahmen des EU-Projektes „Terra Mosana“ zum Leben zu erwecken. Der Clip kann über die Titelseite dieser Ausgabe des HERZOGs abgerufen werden. Eine feierliche Aufführung erlebt er am 29. September um 19.30 Uhr, wenn Dr. Iris Nestler in einem Vortrag im Rahmen des Mittwochsclubs von Jülicher Geschichtsverein 1923 e.V. und Museum Zitadelle Jülich in der Schlosskapelle der Zitadelle Jülich Leben und Werk des Jubilars würdigen wird.

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Guido von Büren
Eine echte Muttkrat und mit unbändiger Leidenschaft für Geschichte und Geschichten, Kurator mit Heiligem Geist, manchmal auch Wilhelm V., Referent, Rezensent, Herausgeber und Schriftleiter von Publikationen, Mitarbeiter des Museums Zitadelle und weit über die Stadtgrenzen hinaus anerkannter Historiker, deswegen auch Vorsitzender der renommierten Wartburg-Gesellschaft

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