Start featured Ein Träumchen von Capiluns

Ein Träumchen von Capiluns

Intensiv an Songs gefeilt und diese dann aufgenommen hat die Jülicher The Capiluns über den Sommer. Bevor sie mit dem Ergebnis sprich ihrer neue EP „Times Will Change“ am Freitag, 30. September, im KuBa an den Start gehen, haben sie Jungs sich für ein Bandportrait Zeit genommen.

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The Capiluns 2022 im Proberaum. Foto: Arne Schenk
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Ein Träumchen von einer Band: die Jülicher „Capiluns“. Nicht nur, dass sie viele Herzogstädter von einer Rock-City-Renaissance träumen lässt. Auch der Name selbst ist offenbar dem Unterbewusstsein entsprungen. „Das ist tatsächlich eine ganz lustige Geschichte“, erzählt Bassist Ole Schlüter. „Wir waren auf Bandnamensfindungstour ganz am Anfang. Dann kam ein Traum. Dann kam ein weiterer Traum. Und dann kam von einer dritten Person ein Traum.“ Bei ihm selbst sei er mit einem Kumpel durch die Gegend gelaufen. Sein Kumpel habe dabei ein Plakat von Oles Band bemerkt. Als Ole dann drauf geschaut habe, erblickte er den Namen „Capiluns“. „Kein Plan, was das bedeutet.“

Recherchen ergaben im Nachhinein, dass es im Lateinischen eine Wortverwandtschaft mit „Friseur“ gebe, erklärt Drummer Jonas Pauli. Dies sei auch der Grund, weswegen eine Friseurschere im Band-Logo auftauche. Eine schöne Geschichte, auch wenn sie ein wenig zur Legendenbildung beiträgt. Offenbar stimmt aber die Sache mit dem Traum tatsächlich. Allerdings erschien Ole nicht die finale Form des Namens im Schlaf, sondern die Band hat noch ein wenig daran geschliffen. „Dann hat sich das irgendwie einfach so ergeben, dass wir uns hingesetzt und überlegt haben, ein bisschen die Buchstaben geschoben. Und dann war irgendwann einmal der Name da“, meint Paul Kulig, Gitarrist und Sänger der Band. Gesprochen wird es übrigens „Käpilens“.

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Irgendwie psychedelic das Ganze. Passend zur Musik. Wer die Band so plaudern hört, erhält den Eindruck eines Work-in-Progress-Projektes. Im Oktober 2020 hat sich die Formation gegründet und übernahm einen Proberaum. Ehe das Trio richtig mit Proben loslegen konnte, kam Corona dazwischen. Und weil zu der Zeit die Regel besagte, dass sich nur zwei Menschen pro Haushalt treffen durften, taten dies Paul und Jonas, während sich Ole seiner begonnenen Ausbildung widmete. „Wir hatten ein paar Songideen und dann haben wir ein bisschen aufgenommen“, erinnert sich Paul. „Wir hatten noch keine Ahnung, wie man ein Mikro vor den Verstärker stellt und so was.“ Es war ein Learning-by-doing-Prozess.

Jonas hatte bereits einige Band-Erfahrung, allerdings als Gitarrist. Den Sechssaiter bediente er bereits seit zehn Jahren, unter anderem zwei Jahre lang auch bei „Suburbian Rex“. Etwas zeitgleich mit der Gründung der Capiluns fing Jonas auch an, Schlagzeug zu spielen. Dummerweise zog er sich ausgerechnet zu dieser Zeit beim Skaten einen Kreuzbandriss im rechten Knie zu. Daher wurde die Bassdrum auf links gestellt. Wenn die HiHat geschlossen sein sollte, hat Paul während der Aufnahmen einfach einen Backstein auf das Pedal gelegt. Damit war die HiHat zu.

So wurde über ein paar Wochen von morgens bis abends improvisiert, gespielt, komponiert und aufgenommen und dadurch immer mehr über die Kunst des Musikmachens und -aufnehmens gelernt. Auch auf Click zu spielen. „Dadurch haben wir ordentlich Wissen gewonnen“, erklärt Jonas Pauli. „Auf jeden Fall“, pflichtet ihm Paul bei. „Die Aufnahmen waren richtig… Crap. Aber wir haben gelernt, wie man es nicht machen sollte.“

Als sich die Situation im März / April 2021 wieder entspannte, ging es dann richtig los. Zwei- bis dreimal in der Woche traf sich das Trio, um von morgens bis abends intensiv zu proben und Songs zu schreiben, erinnert sich Paul. „Dann hatten wir ein Set zusammen und…“ „…haben dann monatelang dieses Set geprobt“, ergänzt Jonas, ehe Paul weiterführt: „…wie die Irren.“ Bald kam der erste Gig. Direkt in Köln im Tsunami-Club. Anschließend meinte Cornel Cremer, der Geschäftsführer des Jülicher Kulturbahnhofs, dass sie nun auch im KuBa spielen müssten. Ein Angebot, dass sie nicht ablehnen konnten. „Und dann war der Laden auf einmal brechend voll“, schmunzelt Jonas.

Und so lief es weiter, abgesehen von einer Corona-Unterbrechung im Winter 2021. Nach einem Gastspiel im Irish Pub „ging es ein bisschen durch die Gegend“, wie es Paul launig umschreibt. Bislang sind 15 Auftritte zusammengekommen, bis Ende des Jahres werden es 25 sein. Es sei jetzt relativ vollgepackt. Mehrere Konzerte in Köln und Aachen haben die Jungs gespielt. Es ging darüber hinaus nach Münster, an den Rursee, nach Troisdorf, Düsseldorf, Bonn und Heidelberg. Darunter edle Adressen wie der Ratinger Hof in Düsseldorf und das Blue Shell in Köln. Zur Gruppe gehört mehr oder weniger direkt auch Pascal Werth dazu, der die Rolle einer Art Roadie übernimmt.

„Unser Vorteil war dann auch: Wir haben in der recht kurzen Zeit recht viel Konzerte spielen dürfen. Da muss man auch sagen, da hatten wir ein bisschen Glück dabei“, konstatiert Ole. „Wir hatten übertrieben viel Glück dieses Jahr“, korrigiert Paul. „Das ist echt unverschämt. Da kommt ja nicht nur der Aspekt Konzerte dazu, sondern auch Sachen wie die Musikstation in Bonn, die uns recht viel mitgeben konnten.“ Dort hatte sich die Band einfach mal beworben. Dadurch erhielten die Jungs Workshops zu allen möglichen Themen wie dem Umgang mit Social Media, aber eben auch Booking von Konzerten mit einem Organisator vom Green Juice Festival und einem Mitarbeiter einer Booking Agentur. Außerdem kamen sie ins Gespräch mit einem Musiker von Querbeat. Es folgten die Studioaufnahme für einen Song, der Dreh eines Musikvideos und ein Foto-Shooting sowie ein Abschlusskonzert in Bonn.

„Ich glaube, es hat uns ziemlich viel gebracht, dass wir recht früh von uns aus gemerkt haben, wir können nicht darauf warten, dass uns einer fragt, dass wir bei ihm spielen wollen. Keiner kennt uns. Wir müssen halt auf die Leute zugehen und sagen: Wir haben Bock, bei Dir zu spielen. Und nicht warten, dass sich einer bei uns meldet. Und dann halt überlegen: Wie stellt man das an, dass wir nicht eine von vielen Bewerbung unter vielen sind? Da hatten wir dieses Jahr extrem viel Glück.
Das Repertoire hat sich dementsprechend mittlerweile auch stark geändert. Bewegten sich Songparts früher irgendwo zwischen Heavy-Riffs und Alternative-Anleihen, geht es nun stracks in Richtung Post-Punk. Für die Texte ist generell Paul zuständig. Er fragt wohl auch mal die anderen nach Inspiration. „Dann habe ich ein paar Worte hineingeworfen, und Paul hat daraus wieder Magie gemacht“, erzählt Ole.

Die Texte sind melancholisch, gehen ein wenig in Selbsttherapie, indem Themen verarbeitet werden und nach Heilung gesucht wird. Die Musik ist insbesondere dafür gedacht, live gespielt zu werden, damit die Anwesende dazu „die Sau“ rauslassen und ihre Probleme für eine halbe Stunde oder eine Stunde vergessen oder sogar verarbeiten können, wenn sie „durch den Moshpit ballern“. „Wenn das klappt und die Leute eine gute Zeit gehabt haben, dann haben wir eigentlich alles erreicht, was wir wollen“, unterstreicht Paul.

Ihr Repertoire macht zehn oder elf Stücke für 45 Minuten bis zu einer Stunde aus. Sie könnten das Set allerdings auf eine Stunde und 15 oder 20 Minuten strecken, weil die Band die Stücke auch gerne durch eine Jam-Einlage in die Länge zieht. Das leben sie vor allem dann aus, wenn sie dazu die Gelegenheit bekommt. Die gleiche Anzahl an Songs sind allerdings auch wieder verworfen worden.

Von dem Repertoire der ersten Konzerte sind so nicht mehr viele Songs übriggeblieben. Mancher hat sich auch verändert. Ein Song wie „Quiet through the Dark“ hat zwar seine Grundstruktur behalten. Dafür ist ein Teil herausgenommen worden. Der Rest bekam mehr Geschwindigkeit und einen härteren Groove, wodurch er „knackiger“ wurde. Jeder Einzelne hat sich an seinem Instrument weiterentwickelt, und dies spiegelt sich auch in der Musik wider. Mittlerweile ließe sich der Stil grob als Post-Hardcore Ende 90er mit 80er-Gesang charakterisieren. Dabei spielen Einflüsse von Cure und den Smiths eine gewissen Rolle. Nur mit mehr Power. Sie sehen sich selbst als modern Post-Punk- oder Alternative-Rock-Band, ungefähr in der Tradition von Fontaines D.C., Squid oder den Idles.

Die EP kommt genau an dem Tag der Release-Party am Freitag, 30. September, heraus. Die Spuren haben sie selbst aufgenommen. Hier kommt ihnen auch die Erfahrung zugute. Das technische Know-how besitzen sie dazu. Allerdings reicht es noch nicht, um einen überzeugenden Mix oder ein Mastering hinzubekommen. Dies haben sie in die Hände von Sebi vom Kölner Reinerson-Studio gelegt. „Die Aufnahmen sind bei ihm in sehr guten Händen“, erklärt das Trio. Auf der EP sind fünf Songs: „Falling“, „Away“, „Labyrinth“ und „Times will change“ als titelgebender Song.

Die Download-Version wird auf allen üblichen Internet- und Streaming-Portale erhältlich sein. Daneben soll es aber auch eine „physische“ Variante geben. „Wir haben überlegt, dass wir den Menschen schon etwas in die Hand geben wollen“, bekräftigt Paul Kulig. Ob als Tape oder auf Vinyl ist noch nicht geklärt. Auf jeden Fall wird es auf dem Merch-Stand T-Shirts der Band geben.

Infos über @thecapiluns auf Instagram, ansonsten erklärt Ole: „Die Leute sollen einfach ‚Capiluns‘ eingeben. Dadurch dass es diesen Namen nicht gibt…“ „…ist es sehr einfach, uns zu finden“, ergänzt Paul. „Wenn man den Namen richtig schreibt.“


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