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Jakobusbastion ist besenrein

„Kann ich Ihnen helfen?“ Ein junger Mann bleibt unvermittelt stehen und sucht das Gespräch, als er sieht, dass sich in der Jakobus-Bastion etwas tut. Zu spät, denn es ist der Tag, an dem Winfried Cremerius vom Bürgerbeirat historische Festungsstadt Jülich nach rund anderthalb Jah- ren seine Arbeit zum Abschluss bringt. So lange hat er nahezu im Alleingang entmüllt, entrümpelt und aufgeräumt, dafür gesorgt, dass neue Schlösser an die Türen kamen, die Bastion in ihrer Reinform im besten Sinne wieder sichtbar gemacht. „Jetzt habe ich es besenrein“, freut sich der engagierte Pensionär.

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Die Jakobusbastion. Foto: Dorothée Schenk
Die Jakobusbastion. Foto: Dorothée Schenk
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Vielen Jülichern wird das Innere noch als „Getränkebastion“ in Erinnerung sein. Nachdem das Geschäft aufgegeben worden ist, verfiel dieser Teil der historischen Festungsanlage in Dornröschenschlaf. Und das im wahrsten Sinne. Denn als Winfried Cremerius mit Karl Sauer im Mai 2017 erstmals die Gänge betrat, fand er sie so vor, wie sie dereinst verlassen worden ist: Mit Leergut und Fässern, Kronkorken in vielen Ecken, montiert waren noch die Regale für die Getränke an den Wänden und die alten Leitungen für Licht und die notwendige Elektronik lagen auch noch auf Putz. Ausgebaut hat Winfried Cremerius auch die Toilettenanlage. Die rollenden Augen lassen erahnen, dass dies ein besonderes Erlebnis war.

Wie kommt man dazu, eine solche Herkulesaufgabe anzugehen? Am Anfang war das Gespräch mit Vorstandskollege Sauer aus der Bürgerbeirat: „Sollen wir nicht mal…?“ Damit fing die Arbeit an. Sein erster Weg führte Winfried Cremerius zum Liegenschaftsamt, denn „wenn man mir so eine Idee gibt, dann…“ Dort hat er den Schlüssel zur Bastion bekommen – ohne wenn und aber, ist zur Besichtigung aufgebrochen und hat „das Elend gesehen“. Erst einmal ging es nur um eine Bestandsaufnahme. Alte historische Pläne existieren wohl nicht beziehungsweise sind wie solche aus dem 19. Jahrhundert sehr ungenau. Mit Laser, Metermaß und Winkel machte sich Winfried Cremerius an eine erste Vermessung. Das Liegenschaftsamt wurde dann doch fündig und zwar in Form von Architektenzeichnungen aus den 1970er Jahren, als Franz Schmitz die Idee hatte, aus der Bastion ein Bistro zu machen. An eine solche Nutzung ist heute nicht mehr zu denken. Aber darum gibt es ein recht gutes „Aufmaß“ der Bastion vom städtischen Teil.

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Ganz abgeschlossen sind die Arbeiten darum natürlich trotz „besenreinen“ Zustands nicht. Schließlich ist das erklärte Ziel von Winfried Cremerius, das gesamte Befes- tigungswerk wieder begehbar zu machen. Außerdem wird er demnächst das Efeu an der Außenmauer entfernen – bekanntermaßen ist das Wurzelwerk dem Mauerwerk nicht zuträglich. Die Luftschächte müssen noch freige- räumt werden. Sie sollen künftig für eine vernünftige Luftzirkulation sorgen. Die Feuchtigkeit ist nicht nur spür-, sondern auch ruchbar. Dafür müssen die Scheiben der Türen durch ein regensicheres Lüftungsgitter ersetzt werden. Jüngst ist das Kasematten-System auch wissenschaftlich erfasst worden.Vor Jahresende waren Studenten der TH Köln vor Ort, die das Innere der über 450 Jahre alten Bastion gescannt und so „vermessen“ hat. „Eventuell wird da ein 3D-Modell draus“, denkt Cremerius laut nach. Neben dem Fernziel ist ein Nahziel zumindest in möglicher Nähe: Die Jakobusbastion als am besten erhaltene Bastion im Originalzustand für Touristen mit Führungen anzubieten.

Zum Hintergrund
Die Stadtbefestigung wurde von Alessandro Pasqualini im Zuge des Ausbaus Jülichs zur idealen Stadtanlage mit Zitadelle 1546/47 entworfen. Er wählte das aus Italien bekannte bastionäre System. Im Gegensatz zu den mittelalterlichen Wehrbauten aus Schildmauern und Wehrtürmen, die keinen Flankenschutz boten, versprachen die bastionierten Festungen eine perfekte Rundumverteidigung. Durch die vorgeschobene Bastion (Bollwerkspitzen) konnte aus exponierter Lage der Ansturm auf die Wälle abgewehrt werden.

Nachtrag von Franz Schmitz
Franz Schmitz (als Inhaber und Geschäftsführer) hat mit dem Unternehmen „Getränke Schmitz GmbH & Co KG“ ansässig an der Vogelstange 93 in Jülich jahrelang die Getränkebastion mit Einzelhandelsgeschäftszweig die Getränkebastion betrieben.
1988 wurde die Getränke Bastion in die Prosit GmbH (Schützenstrasse 22 in Jülich mit samt dem Brauereibetrieb) überführt (hier gab es nicht mehr den Geschäftsführer Franz Schmitz).

Im Jahr 1995 wurde das komplette Unternehmen (Getränke Schmitz – und Prosit) an die Firma Bongartz GmbH verkauft (heute Bongartz- Derichs-Marder bzw. Trinkkontor GmbH Moers).
Ab dem Jahr 1995 wurde die Getränke Bastion daher ausschließlich von der Firma Bongartz geführt (unter dem damaligen Einzelhandelskonzept mit mehreren Getränkemärkten)

Fotos von Dorothée Schenk und Winfried Cremerius


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