Der Protest der Broicher gegen eine Zentrale Landesunterkunft für Flüchtlinge war friedlich, aber er hinterlässt einen bitteren Beigeschmack. Obwohl Broich über Jahrzehnte eine hohe Zahl an Fremdarbeitern am Ortsrand beherbergt hatte, möchte die überwiegende Mehrheit der Dorfbewohner keine ZUE für Flüchtlinge an diesem Ort.
Im Zuge dessen, läßt sich die Politik in Jülich zu einer Entscheidung gegen den Standort Broich drängen oder hat sich dieses Vorgehen auch selbst auferlegt. Einige atmen nun erleichtert auf, andere schauen mit Sorge auf den Prozess, einen neuen Standort für eine Landesunterkunft zu finden.
Da stellt sich zunächst die Frage, wozu braucht NRW eine zentrale Landesunterkunft und wer sind die Menschen, die dort Schutz und eine Bleibe nach ihrer Flucht bekommen?
Es sind Mütter und Kinder aus den Kriegsgebieten der Ukraine. Es sind Brüder, Schwestern, Väter, Mütter und Kinder aus Afghanistan, Syrien, Iran, Irak, der Türkei, die über die europäischen Fluchtrouten in die zur Aufnahme bereiten Länder nach Europa fliehen. Es sind Männer, Frauen, Kinder, die aus Krisen-und Kriegs gebeutelten Ländern Afrikas mit der Hoffnung in Europa eine bessere Zukunft, ein besseres Leben zu finden, kommen.
Die Asylverfahren innerhalb Deutschlands werden, nachdem die Flüchtlinge in den Ankunftszentren registriert wurden (in NRW in Bochum) auch während der Unterbringung in einer Zentralen Landesunterkunft geführt. Erst danach erfolgt die Zuweisung auf Städte und Gemeinden.
Das Vertrauen der Bevölkerung in den Staat, diesen Prozess zu steuern, wer darf bleiben, wer ist geduldet und wer muß wieder ausreisen fehlt bzw. ist auch durch populistische Falschaussagen ausgehöhlt worden. Die Angst wächst und im schlimmsten Fall regiert der Hass gegenüber schutzsuchenden Migranten und sogenannten Wirtschaftsflüchtlingen.
Der Arbeitskreis Asyl Jülich e.V., der seit über 35 Jahren Geflüchtete berät und unterstützt, Netzwerke schafft, Menschen zusammen bringt und aufklären möchte, bietet mit dem monatlichen Café Contact seit 2016 einen Treffpunkt in freundlicher Atmosphäre für Bürger und Menschen mit Fluchthintergrund. Im Café können Erwachsene wie auch Kinder Kontakte knüpfen mit den neu Zugezogenen, die Ihre Zukunft mit Jülich verbinden, die in Jülich in der VHS, zu Hause oder hier im Café eine Sprache lernen möchten, unsere Sprache.
Sie lernen in vielen Gesprächen und Erlebnissen unsere Kultur, unsere Regeln und Gewohnheiten unserer Gemeinschaft, zu verstehen.
Sie integrieren sich mit Geduld und Wartezeit in den Arbeitsmarkt. Sie werden Produktionshelfer, Busfahrer, Reinigungskraft, Betreuer für Kinder, Arzthelferinnen, Pflegekraft. Sie nehmen während ihrer Arbeit zum Teil ein Studium auf. Die Kinder besuchen unsere Kindergärten und Schulen, machen Ihre Abschlüsse, durchlaufen eine Ausbildung oder absolvieren ein Studium.
Wir die Aufnahmegesellschaft können einen wohlwollenden Blick auf diesen Integrationsprozess werfen, wir können dankbar sein für die oft nicht wertgeschätzte Arbeit in vielen Branchen, die ohne Migration weg brechen würden.
Unter dem Motto „„Café Contact- ein Ort für Toleranz und Vielfalt“ laden wir Euch/Sie am 6. Juli 2024 ab 10:30 Uhr in das Café Contact, Düsseldorfer Str. 30 im Dietrich Bonhoeffer Haus ein.