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Die Vergangenheit zeichnen

Das euregionale Projekt „Terra Mosana“

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3D-Rekonstruktion des Jülicher Residenzschlosses im Bauzustand der Renaissance. ABB Architectura Virtualis GmbH
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Die Euregio Maas-Rhein hat eine lange gemeinsame Geschichte, die sich in zahlreichen Zeugnissen der Vergangenheit widerspiegelt. Diese können sehr unterschiedlicher Art sein und von archäologischen Befunden über Baudenkmäler, Kunstwerke bis zu Archivalien reichen. Verschiedene Institutionen innerhalb der Euregio Maas-Rhein haben sich von 2018 bis 2021 in dem Interreg-geförderten Projekt „Terra Mosana“ zusammengeschlossen mit dem Ziel, das reiche kulturelle Erbe der Region mit Hilfe digitaler Techniken inwert zu setzen. Auf diese Weise wurden beispielsweise die Kasematten der frühneuzeitlichen Festung Maastricht 3D-gescannt und können nun am Computer durchwandert werden. Neben einzelnen Projekten in den Partnerstädten – unter anderem Aachen, Leopoldsburg, Lüttich, Maastricht und Tongeren – wurden Storylines entwickelt, die die gemeinsame Geschichte der Euregio Maas-Rhein in den Blick nehmen. Da geht es um Verkehr, Festungsbau, kirchliches Leben, den Karneval und vieles mehr.

Das Museum Zitadelle Jülich hat sich im Rahmen von „Terra Mosana“ vor allem mit der Stadtbaugeschichte von Jülich und der Geschichte der Zitadelle beschäftigt. So wurde mit Unterstützung der TU Darmstadt die äußere Struktur der Zitadelle 3D-gescannt und steht nun als virtuelles Modell zur Verfügung. Schon Ende der 1990er Jahre wurde auf Initiative des Fördervereins „Festung Zitadelle Jülich e.V.“ hin eine virtuelle Stadtbaugeschichte von Jülich erarbeitet. „Von Juliacum bis Jülich virtuell“ wurde erfolgreich auf der Landesgartenschau 1998 präsentiert und im Jahr 2000 redaktionell überarbeitet online gestellt.

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Leider waren die digitalen Modelle des spätantiken Kastells, der mittelalterlichen Stadt, der renaissancezeitlichen Idealstadtanlage und der Festungen in ihrem größten Ausbauzustand in der Mitte des 19. Jahrhunderts schon längere Zeit nicht mehr online abrufbar. Änderungen in der Computersoftware hatten die Virtualisierung veralten lassen. Hier nun setzte die Projektarbeit des Museums Zitadelle Jülich ein. Mit Hilfe der Fachfirma Architectura Virtualis GmbH konnten die virtuellen Modelle wieder lesbar gemacht werden, sodass eine behutsame Aktualisierung auf der Grundlage des aktuellen Forschungsstandes möglich wurde. Darüber hinaus wurde die Gelegenheit genutzt, das Renaissance-Schloss in der Zitadelle im Bauzustand der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts atmosphärisch genau zu rekonstruieren. Aus dem so vorliegenden Material wurde eine zehnminütiger Film produziert, der auf anschauliche Weise 2000 Jahre Stadtbaugeschichte Jülichs zeigt.

Virtuelles Modell des größten Ausbauzustands der Festung Jülich Mitte des 19. Jahrhunderts. . ABB Architectura Virtualis GmbH

Darüber hinaus wurde am Museum Jülich die Storyline „Festungen“ erarbeitet. Auf dieser Grundlage wurde ein weiterer knapp zehnminütiger Film erstellt, der sich mit der zweiten Belagerung der Festung Jülich 1621/22 durch die Spanier beschäftigt. Ausgehend von dem beeindruckend detailreichen Gemälde der Belagerung des flämischen Künstlers Peter Snayers können mit Hilfe von Animationen die Ereignisse in Jülich vor 400 Jahren nachvollzogen werden.

Rückgrat für die Projektarbeit bildete die umfangreiche Kunst- und Geschichtsbibliothek des Museums, die in den vergangenen Jahren durch den Schriftentausch mit den euregionalen Partnern entsprechend ausgebaut werden konnte.

Weitere Themen, mit denen sich das Jülicher Museum im Rahmen von „Terra Mosana“ beschäftigt hat, waren die Geschichte des hl. Hubertus und der antiken Göttin Minerva – beides Figuren mit grenzüberschreitender Bedeutung. Das Gemälde „Narrenschiff“ des aus Jülich stammenden Künstlers Herb Schiffer wirbt in einer animierten Form für die Ergebnisse des Projektes „Terra Mosana“, die ab dem 30. November bis auf Weiteres im Zentrum für Stadtgeschichte im Forum Am Aachener Tor 16 in einer Präsentation um 17 Uhr der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

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Guido von Büren
Eine echte Muttkrat und mit unbändiger Leidenschaft für Geschichte und Geschichten, Kurator mit Heiligem Geist, manchmal auch Wilhelm V., Referent, Rezensent, Herausgeber und Schriftleiter von Publikationen, Mitarbeiter des Museums Zitadelle und weit über die Stadtgrenzen hinaus anerkannter Historiker, deswegen auch Vorsitzender der renommierten Wartburg-Gesellschaft

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