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Zuhause zurück

Das alte Friedhofsportal und die neue Verwaltung des Kirchenkreises Jülich.

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Der Torbogen schwebt ein. Foto: Arne Schenk
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„Die Reise beginnt.“ Etwas mehr als ein halbes Dutzend Menschen stehen unten vor dem neuen Verwaltungsgebäude des Evangelischen Kirchenkreises Jülich und harren der Dinge, als Meister Hans-Georg Schmitz den symbolischen Startschuss erteilt. Schließlich soll das alte Tor, dass den Eingang zum alten Evangelischen Friedhof markierte, in das neue Ensemble integriert werden.

Erst einmal hebt der Kran der Firma Wasel aus Bergheim den Koloss auf stabiler Höhe knapp über dem Erdboden. Die 1730 Kilo des Portalkopfes hält er sicher von der erfahrenen Hand des Kranfahrers Bernd Schmidt gelenkt. Zentimeter für Zentimeter, später auf noch engerem Raum bugsiert der Kranfahrer den Kopf auf Anweisung der Handwerker. Immer höher, bis er über den beiden 850 Kilo schweren Postamenten schwebt, um dann ganz vorsichtig auf diesen herabgelassen zu werden.

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Die Postamente waren bereits in der Woche zuvor in mehreren Teilschritten aufgebaut worden. Während sie am alten Friedhof lediglich vom eigenen Gewicht zusammengehalten wurden, steckt in ihnen nun eine zusätzlich Stahlverstrebung. Nun ist das Konstrukt fertig, um den Portalkopf zu tragen und wieder als Durchgang zu dienen. Damit das Portal auf sicheren Beinen steht und auch jegliche Kippgefahr gebannt ist, hat Statiker Martin Bernhardt vom Kölner Ingenieurbüro Schwab und Lemke eine Stahlkonstruktion entworfen, das von der Schmiede Schlosserei Pingen aus Kerpen hergestellt wurde. Daran soll das Tor nun fest verankert werden.

Die Konstruktion besteht aus Kortenstahl. Das sei ein spezieller Stahl, der rostet, ohne zu verwittern, erklärt Hans-Georg Schmitz, der gleichzeitig Chef der ausführenden Firma, dem Steinmetzbetrieb Schmitz & Retz aus Nörvenich, ist. Dort war das Portal auch in den vergangenen zweieinhalb Jahren untergebracht und gesäubert worden. „Es wurden ein paar Ausbesserungen gemacht, aber bewusst auch manches gelassen“, erklärt Christian Preutenborbeck, Verwaltungsleiter des Evangelischen Kirchenkreises Jülich. Mit dem Landschaftsverband Rheinland sei die Vereinbarung getroffen worden, dass das Tor in den Zustand bleiben sollte, wie es ist. So wurden beispielsweise Granateinschläge als Teil der Historie belassen.

Jetzt sei das Tor zurück an alter Stelle, betont Preutenborbeck. „So ist die Idee: Das Tor steht jetzt praktisch auf dem Weg, der immer schon Friedhofsweg war.“ Auf dem alten Friedhof gab es einen Rundweg, der zur Trauerhalle und zu den Gräbern führte. Das Tor liegt jetzt ungefähr auf dem ehemaligen Weg wie auch der Wandelgang. Der geht im hinteren Bereich weiter und führt den alten Friedhofsweg fort. „So ist das jetzt der Weg zum Friedhof, aber auch zu unserem neuen Verwaltungsbereich.“ Es ließe sich sagen, dass es ein Zugang zur Evangelischen Kirche sei, denn das Tor gehörte ja ursprünglich als Portal der Evangelischen Christuskirche, aber auch lange Jahre danach als Tor zum Evangelischen Friedhof. „Das passt so schön zusammen“, zieht Preutenborbeck als Fazit. Es war der Zugang zur alten Kirche, dann zum Friedhof, und jetzt wieder zur Evangelischen Kirche.“ Also auch im übertragenen Sinn. Für einen besonderen Glanz sollen in naher Zukunft übrigens noch Leuchten sorgen, die das Tor anstrahlen werden.

Von Anfang an hat Hans-Georg Schmitz und die Mitarbeiter seines Unternehmens die Umbaumaßnahmen begleitet. So auch die letzte Etappe. Und noch ein kleines Stückchen, Und stopp. Ganz langsam herunterlassen. Sitzt, passt, wackelt und hat Luft. Wirklich? Der Chef misst mit der Wasserwaage nach. Mit der Brechstange wird der Hebel gesetzt, bis alles im Lot und in der Waage sitzt. Dann wird alles verfugt und verputzt und die Bohrungen für die Stahlkonstruktion gesetzt. Zuletzt noch alles fest an dem Stahlgerüst verschraubt, dann ist alles fertig. Meister Hans-Georg Schmitz ist sichtlich und hörbar zufrieden: „Sieht doch gut aus. Es ist zuhause.“

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