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Ämterübergabe

Fast die Hälfte aller Jülicher Stadtteile hat in der neuen Amtszeit neue Verantwortliche, an die sich die Menschen mit ihren Anliegen wenden können. Nach jeder Kommunalwahl dreht sich anschließend das Personalkarussell – und das heißt auch: Abschied nehmen von verdienten Ortsvorstehern.

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Fotos: Dorothée Schenk
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Der HERZOG widmet (in alphabetischer Reihenfolge) den verdienten Ortsvorstehern und der Ortsvorsteherin, die lange Jahre die Geschicke in ihren Verantwortungsbereichen gestaltet und mit entschieden haben. Was war die größte Lust / der größte Frust in der Amtszeit, und welches die bedeutendste Entscheidung / Anregung, die Sie für Ihren Verantwortungsbereich einbringen konnten? Stichwort Neustart: Was werden Sie mit der vielen freien Zeit jetzt anfangen? Wie sind Ihre Pläne für 2021?

Irene Fröhlich
Altenburg

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Man kann im Zusammenspiel mit Politik und Verwaltung die Entwicklung des Dorfes mitgestalten. Man kann dazu beitragen, dass sich viele Dorfbewohner im Ort wohlfühlen. In den drei Dörfern der Südlichen Stadtteile (Selgersdorf, Daubenrath und Altenburg) ist es schön und sinnvoll, auch dorfübergreifend zu agieren, denn wir haben zum Beispiel gemeinsam: zwei Karnevalsvereine, einen Sportverein, eine Feuerwehr, einen Maiclub, eine Kirchengemeinde und die drei kooperierenden Schützenvereine.
Zweimal haben wir am Projekt „Unser Dorf hat Zukunft“ teilgenommen.

Foto: tee

Über die Unterstützung so vieler Bewohner und natürlich über die positiven Ergebnisse habe ich mich sehr gefreut, denn so wissen wir auch ganz offiziell, dass unser Dorf in der Tat Zukunft hat. Frustrierend war das schleppende Vorankommen im ursprünglich vielversprechenden Leader-Projekt „Dörfer an der Kante“.
Wenige Wochen nach meinem Ausscheiden als Ortsvorsteherin wurde die stabile und vor allem sichere Brückenüberquerung über den Mühlenteich im Dorfzentrum fertiggestellt.

Werner Pawlak
Bourheim

Foto: tee

Ortsvorsteher sollte man nur werden, wenn man selbst es will und auch Spaß an der Sache hat. Stolz bin ich darauf, dass ich eine öffentliche Obstwiese pflanzen konnte mit rund 50 Bäumen, sowie auf die Gründung einer indoor-Gruppe für Kinder und die Errichtung eines Grillplatzes für Jugendliche. Darüber hinaus konnte ich auf dem Dorfplatz einen römischen Brunnen aus dem 4. Jahrhundert errichten, dessen Reste in der Nähe von Bourheim gefunden wurden.
Bezüglich eines Neustarts gibt es keine Pläne – ich nehme es so, wie es kommt.

André Hennes
Daubenrath

Foto: tee

Drei Gründe fallen mir leider spontan nicht ein, nur der eine und wichtigste: die Möglichkeit, etwas für das eigene Dorf zu bewegen. Frustrierend ist der allgemeine Zustand der Straße und andauernde „Flickarbeiten“, die immer wieder aufs Neue angestoßen werden müssen, sowie die allgemeine Verkehrssituation im Ort.
Spaß gemacht hat die Mitarbeit am Projekt „offener Bücherschrank“, das auf Ini-
tiative der Dorfgemeinschaft mit meiner Hilfe angestoßen wurde. Interessant war auch das „Mobilitätskonzept“, das ja gerade am Anfang steht. Hier kamen einige Anregungen aus der Dorfgemeinschaft.
Besonders wichtig war mir die Umgestaltung des Daubenrather Spielplatzes. Hier konnte ich erreichen, dass endlich eine Schaukel für die Kinder aufgestellt wurde.
Und zur Frage, was ich mit der freien Zeit anfange: Viel Freizeit lässt mein neuer Job leider nicht zu.

Peter Schmitz
Jülich-Nord

Foto: tee

Ich bin in Jülich geboren, das war für meine politische Arbeit sehr hilfreich, weil ich dadurch viele Mitbürger*innen persönlich kannte und kenne. Politisch interessiert war ich von je her. Vor 40 Jahren trat ich in die CDU Jülich ein. Zehn Jahre war ich Ortsvorsteher im sehr schönen und größten Ortsteil von Jülich. Zuvor war ich 20 Jahre im Rat der Stadt tätig und davon zwei Wahlperioden als stellvertretender Bürgermeister. Dabei konnte ich immer mit der Unterstützung der Verwaltung rechnen.
Ortsvorsteher*in zu sein ist eine reizvolle Aufgabe, weil man Veränderungen und Ideen vor Ort mit den Bürger*innen gemeinsam gestalten und umsetzen kann.
Hierzu zählen erfolgreich durchgeführte Sportfeste, Theater- und Musikveranstaltungen. Ein großes Projekt war und ist die Quartiersentwicklung mit der Gründung des Stadtteilbüros Jülich Nord. Dort können Hilfesuchende in vielen Situationen einen Rat finden.
Es war mir immer ein großes Anliegen, die Bürger*innen zu unterstützen und zusammenzubringen.
Auf meine aktive politische Zeit zurückblickend ist es mir wichtig zu betonen, dass mir der Austausch mit den Bürger*innen des Nordviertels wichtig und grundlegend für meine Arbeit als Ortsvorsteher war. Gemeinsam haben wir viel erreicht. Allen, die bei den Projekten mitgeholfen haben, danke ich recht herzlich. Alles Gute!

Helmut Kieven
Kirchberg

Foto: tee

Ich finde es persönlich immer schwierig, dass man nicht ausreichend Raum für eine tiefergehende Stellungnahme hat. Es ist schwer, neue Leute zu finden, die bereit sind, das Amt des Ortsvorstehers zu übernehmen. Warum ist das so? Welche Vorstellungen haben Bürger vom Amt des Ortsvorstehers, wenn man es ihnen anträgt? Ich selber bin bei der vorherigen Kommunalwahl nicht als Ortsvorsteher angetreten, sondern habe für ein Ratsmandat kandidiert. Ortsvorsteher bin ich nach der Wahl zum Stadtverordneten zusätzlich geworden, weil mein Vorgänger kurzfristig erklärt hatte, das Amt des Ortsvorstehers niederzulegen. Der wesentliche Grund, damals das Amt als Ortsvorsteher zusätzlich wahrzunehmen, war, dass es zum damaligen Zeitpunkt keinen weiteren möglichen Kandidaten der CDU gab. Es stellt sich rückblickend die Frage, mit welchem der beiden Ämter habe ich mehr erreicht? Für mich bleiben viele offene Baustellen für die Zukunft, und darum wäre ich aus heutiger Sicht gerne noch einmal Ortsvorsteher geworden. Drei gute Gründe, warum es sich lohnt, Ortsvorsteher zu sein, sind ganz kurz unsere Dorfvereine, unsere Dorfkirche, unser Dorfleben überhaupt. Die größte Freude als Ortsvorsteher waren die vielen, vielen positive Rückmeldungen von Kirchbergerinnen und Kirchberger, besonders von den Kleinen an St. Martin. Dass unsere Kirchberger Bürgerhalle dauerhaft geschlossen wurde und bis heute keine greifbare Alternative in Aussicht ist, gehört sicher zum „Frust“ der Ortsvorsteher-Zeit.
Die bedeutendste Entscheidung / Anregung ist, unseren neu gegründeten Verein „Dorfgemeinschaft Zukunft Kirchberg e.V.“ mit auf den Weg gebracht zu haben. Ein Ortsvorsteher sollte in der heutigen Zeit nicht Einzelkämpfer sein, sondern die Dorfgemeinschaft einbeziehen und ein Stück weit sich zurücknehmen. So viele Ideen kann ein Ortsvorsteher alleine gar nicht haben. So viel Frauen- und Mann-Power kann eine einzelne Person alleine nicht aufbringen.
Das mit der vielen freien Zeit in Zukunft wird wohl nichts werden. Ich bin unter anderem als Kirchenvorstand in unserer Jülicher Pfarrei Heilig Geist aktiv. In unserer Pfarrei stehen größere Umbrüche an, und in unserer Ortsgemeinde in Kirchberg ist ebenfalls immer etwas zu tun.

Peter Wilden
Lich-Steinstraß

Foto: tee

Die größte Lust / Freude war für mich immer der Besuch der Jubilare (Geburtstage, Silberhochzeiten und Goldhochzeiten) bei unseren Bürgerinnen und Bürgern. Ich habe immer im Auftrag der Stadt und des Bürgermeisters gratuliert. Das hat mich zwar Zeit und Geld gekostet, es war aber immer sehr aufregend, wie die Jubilare im Kreise ihrer Familie und Freunde zu überraschen mit Blumen und einer Flasche Sekt sowie einem Schreiben.
Enttäuschend war für mich, in manchen Situationen nichts verändern zu können, zum Beispiel konnte ich Hundehalter nicht davon überzeugen, dass sie die Hinterlassenschaften ihres „Lieblings“ entfernen sowie die Hunde anleinen.
Dazu kamen noch die Beschwerden der Anwohner in der Licher Allee, wo es Grundstücke der RWE gibt, die aber nur ganz selten gemäht und auch heute noch vernachlässigt werden.
Trotz mehrfachen Anrufen und Anschreiben an die Hauptverwaltung in Essen wurden wir immer wieder abgewiesen und es wurde nur nach Bedarf gemäht, dabei wurde auf einem Grundstück immer wieder Unrat entsorgt, das dazu führte, dass sich hier Ungeziefer aufhielt. Das wurde auch mit Fotos dokumentiert und in der örtlichen Presse veröffentlich.
Ich habe versucht, ein Ortsvorsteher zum Anfassen zu sein, egal wie viel Zeit ich dafür in Anspruch nehmen musste, die Anliegen an die Stadt weiterzugeben und den Bürgerinnen und Bürgern immer zu einem Gespräch zur Verfügung zu stehen.
Ich habe mich an die Seite des Heimatvereins gestellt und einige schöne, aber auch nachhaltige Elemente mit getragen und zur Verschönerung des Ortes beigetragen, so z.B. durch das Ortseingangsschild, die Installation des Brunnens mit Windspiel, die Schilder „Spielende Kinder“, die Bepflanzung der Begrenzungskübel am Matthiasplatz / Andreasstraße sowie die Errichtung des Erinnerungssteins mit Erinnerungstafel am Ortseingang.
Die mir jetzt geschenkte Zeit nutze ich besonders für meine Familie und meinen Garten, um mit unserem Enkel viel zu unternehmen, mich etwas mehr sportlich zu betätigen sowie meine Briefmarkensammlung aufzuarbeiten, die seit 11 Jahren nicht mehr bearbeitet wurde, aber sehr zeitintensiv ist.
Ich werde auch weiterhin die Ortsvereine unterstützen und meinem Nachfolger helfen, wenn er Hilfe benötigt.

Konrad Eskens
Mersch

Foto: tee

2014 habe ich mich für das Amt des Ortsvorstehers in Mersch zur Wahl gestellt. Es waren einige Herausforderungen, denen ich mich gerne stellen wollte. In einer guten Zusammenarbeit und sachlichen Diskussionen wurde einiges erreicht. Die alte Friedhofsmauer wurde entfernt und durch einen Zaun ersetzt. Der Spielplatz wurde erneuert. Die Gestaltung des Spielplatzes wurde mit einigen Eltern abgesprochen (Erweiterung 2021). Ein besonderer Schwerpunkt ist die Lärmbelästigung und Gefahrenquelle durch die Rübenanlieferung. Auch da wurde der erste Schritt unternommen.
Es wurde die B55 und die Autobahn mit eingebunden. In einer Versammlung bei der Zuckerfabrik mit der Verwaltung und allen Fraktionen wurde dieses Projekt unterstützt, und von der Zuckerfabrik wurde die LKW Mautgebühren übernommen.
Es waren auch noch sehr schöne Momente, an die ich mich gerne zurück erinnern werde, zum Beispiel Feierlichkeiten. Es wurden natürlich noch andere Sachen eingeleitet, die aber nicht jedem Bürger gefielen. Aber mit diesem Frust könnte ich immer sehr gut umgehen.
Allen, die mich in dieser Zeit mit Rat und Tat unterstützt haben, möchte ich mich auf diesem Wege hiermit ganz herzlich bedanken.

Arnold Peterhoff
Selgersdorf

Foto: tee

Es lohnt sich, Ortsvorsteher zu sein, weil man viele Leute mit Rat und Tat unterstützen beziehungsweise ihnen helfen kann.
In einem Dorf lohnt es sich immer, sich zu engagieren. Beispiel: Weihnachtsbaum organisieren und für die Aufstellung sorgen; Martinsumzug organisieren – gemeinsam mit der Schützenbruderschaft.
Während meiner Amtszeit wurde das Baugebiet Katharinenweg sowie das Baugebiet Zum Tivoli ausgeführt. Die größte Errungenschaft ist der Neubau des Feuerwehrgerätehauses gewesen.
Ich habe mich immer für alle Bewohner Selgersdorfs eingesetzt, soweit es mir möglich war. Meine Freizeit widme ich in Zukunft meiner Familie, wobei mir das Allgemeinwohl weiter ein Anliegen sein wird.

Rolf Berns
Stetternich

Foto: tee

Als gebürtiger Jülicher wurde ich 1974 in Stetternich sesshaft. Als 40-Jähriger gab ich dem Drängen des Jülicher Bürgermeisters Knipprath nach und wurde in dem Ort, den ich von Anfang an sehr als neue Heimat schätzte, im Jahr 1983 jüngster Ortsvorsteher. Ich wollte etwas für den Ort tun, der mich aufgenommen hatte. Zudem machte mir der direkte Kontakt zu den Menschen vor Ort und die weitere Mitgestaltung der Dorfstruktur viel Freude.
Ein wichtiger Punkt im Lauf meiner „Dienstzeit“ war der Ausbau und die Fertigstellung des Dorfplatzes und die darum liegende Gestaltung. Die Nutzung bei den folgenden Dorffesten bleibt in guter Erinnerung. Die Neubaugebiete waren ebenso markante Punkte im „Arbeitsleben“ des Ortsvorstehers.
Der größte Frust im Ortsvorsteheramt war der damalige notwendige Abriss der Stetternicher Grillhütte, die von Rheinbraun errichtet worden und über viele Jahre bei allen Nutzern beliebt war. Leider machte der Vandalismus auch hier letztendlich eine weitere Vermietung unmöglich, so dass man sich zu der Beseitigung entschließen musste. Nach 37 Jahren ist es nicht ganz leicht, „Auf Wiedersehen“ zu sagen, doch die Gewissheit, einen Nachfolger gefunden zu haben, der die Arbeit vor Ort gekonnt weiterführen wird, macht glücklich und zufrieden. Die freie Zeit ist schon längst verplant: Die Enkelkinder freuen sich, dass Opa mal öfters zu Besuch kommt. Auch Garten und die Modelleisenbahn dürfen jetzt wieder Beachtung erfahren, und meine Frau erhofft sich mehr Zeit für Spaziergänge und Wanderungen.


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