Start Magazin Geschichte/n Der süße Helmut oder…Wie der Honig nach Jülich kam

Der süße Helmut oder…Wie der Honig nach Jülich kam

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Jeder kennt ihn und die Allermeisten benutzen ihn auch gerne. Aus gesundheitlichen oder aus geschmacklichen, es gibt es viele verschiedene Gründe. Nachgewiesen ist, dass der Mensch das Naturprodukt Honig schon seit Tausenden von Jahren für sich entdeckt hat: Grabbeigaben im alten Ägypten enthielten zum Beispiel auch mit Wachs verschlossene Amphoren mit Honig. Und das Bemerkenswerte daran ist, dass man diesen auch nach all der Zeit noch essen könnte, denn die Haltbarkeit von Honig ist unschlagbar – ganz ohne den Einsatz von Konservierungsmitteln oder ähnlichem hält er sich für an die 2000 Jahre.

Dabei ist Honig viel mehr als nur ein leckerer Brotaufstrich, enthält er doch viele verschiedene Stoffe, die der Gesundheit nützlich sind: Fermente, Mineralstoffe, Hormone, Eiweiße, or-ganische Säuren, antibakterielle Stoffe und natürlich auch Vitamine.

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Auch Jülich hat seine Bienenvölker und dazu gehört natürlich auch ein Imker. Der wohl Bekannteste: Helmut Riebe. Fast jeder hat den Wahl-Jülicher schon samstags an seinem Marktstand sitzen und seine Produkte anbieten sehen. Was viele nicht wissen, Riebe ist noch nicht immer Imker.

A. E.: Helmut, was hat Dich zur Imkerei und Deinen Bienen gebracht?

H. R.: Also ganz ursprünglich haben wir uns Bienen angeschafft, weil unsere Kirschbäume im Garten kaum noch Früchte getragen haben. Viele vergessen ja, dass Bienen für die Bestäubung der Blüten und somit für die Entstehung von Früchten einen sehr wichtigen Beitrag leisten. Wir hatten vorher immer viele Bienen im Garten bis sie dann irgendwann mal weitergewandert sind bzw. umgezogen wurden. Das weiß man ja dann nicht. Und da lag es irgendwie nahe, sich einen eigenen Stock in den Garten zu stellen. Ich habe mich dann an den örtlichen Imkerverein im Brückenkopfpark gewandt und mit zwei eigenen Stöcken gleich losgelegt. Das war im April 2002.

A. E.: Und wie ging es dann weiter? Man muss doch sicher ziemlich viel Knowhow haben um eigene Bienen zu „halten“, oder?

Der süße Helmut. | Foto: HERZOG
Der süße Helmut. | Foto: HERZOG

H. R.: Ja, das Schöne ist, dass man einen erfahrenen „Bienenvater“ für ein Jahr an die Seite gestellt bekommt. In unserem Fall war das Anton Brüsselbach aus Stetternich. Der hat uns dann bei allen Dingen sehr weitergeholfen, die man eben machen und wissen muss. Außerdem habe ich ja auch einen Lehrgang beim Deutschen Imkerbund gemacht. Das hat alles so viel Spaß gemacht, dass wir dann nach vier Monaten, also im August 2002, schon 16 Bienenvölker hatten.

A. E.: Die hattet ihr dann aber ja nicht alle im Garten, oder etwa doch?

H. R.: Nein, nein. Das waren dann die ersten Stöcke, die an verschiedenen Stellen in und an der Zitadelle standen. Deshalb sind wir ja auch gefragt worden, ob wir nicht Lust hätten beim Zitadellenfest etwas vom „Zitadellenhonig“ zu verkaufen. So kam der Honig zu seinem Namen, irgendwie naheliegend.

A. E.: Mh, aber wenn ihr schon direkt Honig verkaufen konntet, von was für Mengen reden wir denn da so?

H. R.: Ein Stock produziert in einer Tracht so etwa 30 – 40 kg, je nachdem kann man 2-3 Trachten im Jahr ernten. Das kommt auch immer ein bisschen auf den Standort an. Also so in etwa 60 -70 Kilo im Jahr. Von November bis Februar fallen die Bienen ja dann in die Ruhestarre.

A. E.: Das ist ja jetzt auch schon eine Weile her. Wie ging es denn dann weiter?

H. R.: Ich bin ursprünglich gelernter Koch und habe dann zum Krankenpfleger und Unterrichtspfleger umgeschult. Durch eine Gesetzesänderung konnte ich aber dann in dem Beruf nicht arbeiten, da als ich fertig war, plötzlich ein Studium verlangt wurde. Ganz dumm gelaufen. Deshalb habe ich dann 2004 eine Ich AG gegründet und damit die Zitadellen Imkerei. 2008 habe ich dann noch eine Ausbildung zum Tierwirtschaftsgehilfen, Fachrichtung Imkerei aufgesattelt und 2010 dann auch meinen Meister gemacht.

A. E.: Was anderes: Wie macht man das denn, dass man verschiedene Honigsorten bekommt? Man kann ja keine Bestellung bei den Bienen aufgeben.

H. R.: Ja doch irgendwie gibt die Natur da schon eine Bestellung auf. Schließlich unterscheiden sich die Blütezeiten der verschiedenen Gewächse. Deshalb gibt es in der ersten Tracht einen anderen Honig als in der letzten Tracht des Jahres. Der Imker kann natürlich auch Einfluss darauf nehmen: stellt er den Stock in ein blühendes Rapsfeld, gibt es Rapshonig.

A. E.: Und woher weißt Du dann am Ende, was es für ein Honig ist?

H. R.: Man kann einen Unterschied in Farbe und Geschmack feststellen, das ist so die erste Einschätzung. Ich lasse aber auch alle meine Sorten im Labor testen. Zum einen soll ja alles einwandfrei sein und zum anderen möchte ich ganz genau wissen, was in meinem Honig ist.

A. E.: Wie viele verschiedene Sorten machen Du und deine Bienen denn?

H. R.: Puh…ich würde sagen so 16 – 18 Sorten sind es wohl.

A. E.: Hast Du eine Lieblingssorte?

H. R.: Nein gar nicht, ich lieb Honig und bei uns zu Hause sind auch immer gleich mehrere Gläser offen, so dass man je nach Geschmack einen anderen nehmen kann. Nur Lindenhonig, den mag ich nicht so gern.

A. E.: Zum Schluss noch eine traurige Nachricht: Du hast mir am Anfang unseres Gespräches gesagt, dass Du jetzt nach über zehn Jahren aufhören wirst. Wieso denn das?

H. R.: Ach, dafür gibt es verschiedene Gründe, die meisten sind persönlich, weshalb ich nicht so gerne darüber sprechen mag.

A. E.: Das ist sehr schade! Wo kriegen wir denn jetzt unseren Nachschub her?

H. R.: Na der Imkerverein gibt sicherlich gerne Tipps. Mein Tipp ist Sascha Leuchter aus Kirchberg. Er hat da einen kleinen Hofladen, wo er seinen Honig verkauft…das ist ja dann zumindest fast Jülicher Honig.

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Andrea Eßer
In Jülich geboren und dann nach der Schule ab in den Süden zum Studium der Wortjonglage. Nach einer abwechslungsreichen Lehrzeit mit den Prominenten dieser Welt, überwog das Heimweh nach dem schönen Rheinland und Jülich im Speziellen. Deckname Lottofee, liebt ihre Familie, Süßigkeiten, Kaffee, alles Geschriebene und Torsten Sträter. Anfällig für sämtliche Suchtmittel (nur die legalen natürlich). Hat schon mal eine Ehrenurkunde gewonnen und ihre erste Zeitung bereits mit zehn Jahren herausgegeben. Hauptberuflich strenger Händchenhalter eines Haufens vornehmlich junger Männer. Der Tag hat notorisch zu wenige Stunden für alle Pläne und kreativen Vorhaben, die meiste Zeit etwas verwirrt.

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