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Jülicher Wasser-Rauschen

Interview mit Ulf Kamburg Geschäftsführer der Stadtwerke Jülich

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Ulf Kamburg der Geschäftsführer der Stadtwerke Jülich | Foto: Ulf Kamburg
Ulf Kamburg bei den Stadtwerken | Foto: Ulf Kamburg
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Gisa: Herr Kamburg, als Chef der Stadtwerke Jülich GmbH sind Sie auch zuständig für das Wasser von Jülich. Sie haben sicher schwimmen gelernt, wo und wann war das überhaupt?

Ulf Kamburg: Ich habe schon als kleiner Junge im örtlichen Hallenbad an unserem damaligen Wohnort schwimmen gelernt. Das muss so im Alter von drei oder vier gewesen sein, denn ich kann mich erinnern, dass ich zu Beginn meiner Schulzeit im Schwimmverein war. Ich halte es für wirklich wichtig, dass Kinder früh und gut schwimmen lernen. Erstens ist es gut für die motorische Entwicklung und zweitens belegen leider Statistiken, dass es zu viele Menschen und vor allem Kinder gibt, die nicht oder nur unzureichend schwimmen können, was gefährliche Folgen haben kann.

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Gisa: Nun schwimmen Sie seit über fünf Jahren in Jülich.  Woher kommt denn das Jülicher Wasser?

Ulf Kamburg: Wir haben in Jülich drei Tiefbrunnen, dort gewinnen wir unser Trinkwasser. Und mit „tief“ meine ich wirklich tief, denn wir haben bis zu 200 Meter tief bohren müssen. Das Ergebnis freut nicht nur uns als Wasserlieferanten, sondern auch die Jülicher Bürger. Denn wir fördern eine exzellente und konstant gute Wasserqualität aus dieser Tiefe. Unsere Brunnen geben uns die Sicherheit, hoch-qualitatives Trinkwasser zu liefern. Und das unbeeinflusst von äußeren Umwelteinflüssen.  Wen es interessiert: Wir stellen jährlich unsere Trinkwasser-Analyse, die wir von einem angesehenen Hygiene-Institut erhalten,  in unseren Internet-Auftritt ein. Bei der aktuellen Untersuchung ist die Qualität als „weich“ bezeichnet worden.

Gisa: Wie viel Wasser verbraucht der Durchschnitts-Jülicher so am Tag als Lebensmittel, im Bad, zum Kaffeekochen und Treppe wischen?

Ulf Kamburg: Jeder Jülicher verbraucht pro Tag im Durchschnitt circa 135 Liter Wasser. Damit liegen wir leicht über dem Durchschnitt von Nordrhein-Westfalen. In unserem Bundesland verbrauchen die Menschen täglich 124 Liter Wasser. Damit sind die Menschen bei uns deutlich sparsamer als in anderen Ländern. In der Schweiz konsumiert man etwa 260 Liter pro Tag, in Barcelona sind es sogar 400 Liter. Wie Sie vielleicht wissen, herrscht in Deutschland kein Wassermangel, da das sogenannte Wasserangebot überall bestens verfügbar ist.

Gisa: Strom sparen macht ja viel Sinn für die Umwelt und das eigene Portemonnaie. Ist das beim Wasser auch so?

Ulf Kamburg: Für den Einzelnen ist das sicherlich so. Für die Wasserwirtschaft ist es aber nicht nur von Vorteil, dass die Bevölkerung so sparsam mit Wasser umgeht. Als im letzten Jahrhundert die Wasserversorgung in Deutschland auf- und ausgebaut wurde, haben alle Wasserwerke die Prognose-Daten der unterschiedlichen Spezialisten berücksichtigt. Diese Prognosen sind von einem deutlich höheren Wasserbrauch pro Tag und von deutlich mehr Menschen im Land ausgegangen.

Noch 1980 prognostizierte man einen Pro-Kopf-Verbrauch von circa 220 Liter. Und keiner hat vor 30 Jahren daran gedacht, dass unsere Bevölkerungszahl schrumpfen könnte und dass so intensiv weniger Wasser verbraucht würde. Heute sind die seinerzeit gebauten und erneuerten Netze teilweise einfach zu groß dimensioniert. Daher müssen wir nun die Leitungen spülen, um die Trinkwasser-Anforderungen zu erfüllen. Da geht einiges von der eingesparten Wassermenge wieder verloren. Das bereitet uns schon Sorgen und wird eine Herausforderung der nächsten Zeit für uns und die Branche werden.

Gisa: Was kostet Jülicher Wasser denn so? Und wovon hängen Wasserpreise ab?

Ulf Kamburg: Bei uns kostet der Kubikmeter Wasser inklusive Mehrwertsteuer 1,50 Euro. Das bedeutet, dass ein Liter Trinkwasser in Jülich 0,015 Cent kostet. Man rechnet, dass in Deutschland die Menschen im Durchschnitt 17 Cent pro Tag für Wasser ausgeben. Damit liegt die Entwicklung der Pro-Kopf-Ausgaben für Trinkwasser niedriger als die der Inflationsrate. Experten haben aufgezeigt, dass diese Entwicklung bereits vor sieben Jahren begonnen hat und seitdem immer weiter anhält.

Gisa: Ist das Jülicher Wasser für Jülicher teuer im Vergleich zu Auswärtigen aus Düren, Hamburg oder Berlin?

Ulf Kamburg: Verglichen mit diesen Orten sind wir hier in Jülich (je Kubikmeter verbrauchten Wassers) deutlich günstiger. Und was die Jülicher sicher freuen wird – über die Region gesehen können wir schon sagen, dass wir einer der günstigen Anbieter hier sind.

Gisa: Die deutsche Bevölkerung schrumpft. Müssen wir jetzt öfter duschen, damit die Bilanz wieder stimmt?

Ulf Kamburg: Wir haben in der Zukunft einige Herausforderungen beim und zum Thema Wasser zu stemmen. Denn wir haben beim Wasser mit rückläufigem Verbrauch und einem veränderten Nutzerverhalten zu leben. Dem müssen wir Rechnung tragen. Dazu kommt noch, dass die sogenannten Fixkosten proportional steigen.

Das ist ein Spagat, zu dem wir uns noch einiges einfallen lassen müssen. Gleiches gilt übrigens auch für die Abwasserseite. Dementsprechend beschäftigen wir uns aktuell, wie viele in der Branche auch, mit der Systematik.

Als Fazit könnte man formulieren: Wassersparen lohnt sich volkswirtschaftlich gesehen nicht. Es führt insgesamt zu steigenden spezifischen Kosten, sowohl im Wasser- wie im Abwasserbereich. Das hört sich zwar komisch an, ist aber trotzdem die Realität, mit der wir uns auseinander setzen müssen.

Gisa: Wenn Sie so täglich beruflich mit Wasser zu tun haben, trinken Sie auch gern Wasser? Lieber blubbernd aus der Flasche oder das gute Jülicher Wasser aus dem Hahn?

Ulf Kamburg: Ich trinke gern Wasser. Das gute Jülicher Wasser gehört selbstverständlich zu meinen Standardgetränken. Wenn ich abends nach Hause gehe, habe ich zwei bis drei Liter davon getrunken. Die zapfe ich mir an unserem SWJ-Wasserspender und versetze sie mit etwas Kohlensäure. Aber auch aus dem Hahn ist unser Wasser lecker und sehr bekömmlich.

Eine grundsätzliche Empfehlung an alle ist, schon aus gesundheitlichen Gründen viel und natürlich Jülicher Wasser zu trinken. Übrigens steht auch im Rathaus ein solcher SWJ-Wassersspender und der kann gern genutzt werden.

Gisa: Wenn es regnet wie aus Eimern, ist das dann zu viel des Guten? Oder können Sie Pfützenhopsen noch etwas abgewinnen?

Ulf Kamburg: Für einen optimistischen Menschen gibt es eigentlich kein schlechtes Wetter, sondern nur falsche Kleidung. Ich nehme es, wie es kommt. Dank meiner immensen Haarpracht ist es jedoch so, das mir das Wasser recht schnell in den Nacken läuft, was nicht so wirklich angenehm ist. Dementsprechend habe ich schönes Wetter natürlich, wie jeder, lieber. Ein schöner Sonnentag belebt das Gemüt immer mehr als Regentage. Pfützen springen gehört heute sicher der Vergangenheit an, auch wenn ich es als Kind selbst gern gemacht habe. Und das sehr zum Leidwesen meiner Eltern.

Gisa: Und die letzte Frage:  Nervt Sie eigentlich ein tropfender Wasserhahn?

Ulf Kamburg: Ja, natürlich nervt mich das. Lassen Sie mich augenzwinkernd hinzufügen:  Wasserhähne sollten gut geöffnet sein, denn dann wird unser gutes Jülicher Wasser auch rege genutzt.

Dieser Text wurde für die aktuelle Ausgabe „Recycling“ wieder neu veröffentlicht und ist ursprünglich vom 23. September 2014. 


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