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Von Beruf Julius

Der Jülicher Buchhändler und Verleger Wolfgang Hommel

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Wolfgang Hommel | Foto: HZG
Wolfgang Hommel | Foto: HZG
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Er heißt zwar nicht Julius, sondern Wolfgang, er ist aber ein eingefleischter Jülicher und damit ein Julius im Geiste: Wolfgang Hommel. Seine Mutter Hanna Hommel, Tochter des legendären Verlegers und Beigeordneten Adolf Fischer (1874-1937), brachte ihn 1957 in der Kurfürstenstraße zur Welt und da er einer alteingesessenen Jülicher Familie entstammt, darf er sich mit Fug und Recht als ein Muttkrat bezeichnen – so die leicht scherzhaft gemeinte Selbstbezeichnung der Jülicher. Vor nahezu 30 Jahren übernahm er den Familienbetrieb Fischer im Herzen von Jülich. Seit 1869 befindet sich das Unternehmen ohne Unterbrechung in Familienbesitz: Buchhandel, Heimatverlag, Bürobedarf und Zeitungsagentur sind aktuell die vier Säulen des Betriebs, der so manchen Umbruch überlebte und dennoch dem bedruckten Papier in seinen verschiedenen Varianten die Treue hält. Wolfgang Hommel ist studierter Betriebswirt, der aber schon im Studium als Wahlfach Wirtschafts- und Sozialgeschichte belegte. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft seiner Heimatstadt liegen ihm besonders am Herzen. Alle drei Schlagworte kennzeichnen auch das Programm des Heimatverlags Fischer, dem er seit drei Jahrzehnten sein Profil gibt. Die von ihm selbst herausgegebenen Bildbände „Jülich bunt“, „Jülich im Aufbruch“ und „Jülich FF“ verbinden auf immer neue Weise die Frage nach dem Woher mit der des Wohin. Das gilt auch für sein letztes erschienenes Werk „Jülich handelt“, in dem er die Geschichte des Jülicher Einzelhandels seit dem späten 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart hinein beleuchtet. Sein darin formulierter Ausblick endet mit dem Ausruf: „Der Handel muss sich immer wieder neu erfinden!“ Dieser Grundsatz hat Wolfgang Hommel auch bei seinem 25-jährigen Wirken in der Werbegemeinschaft Jülich geleitet, davon in den Jahren 2004 bis 2014 als Vorsitzender. Zugleich ist er Gründungsvorsitzender des Vereins Stadtmarketing Jülich, der im Zuge der Landesgartenschau 1998 gegründet wurde, um das Tourismusbüro „Jülich Information“ zu führen. Nachdem 2003 der Betrieb von „Jülich Information“ im Kulturhaus am Hexenturm eingestellt werden musste, da die Stadt Jülich aus der Ko-Finanzierung ausgestiegen war, konzentrierte sich der Verein auf die Koordinierung von Maßnahmen des Stadtmarketings. Inzwischen gibt es bei der Stadt Jülich eine Stabsstelle Stadtmarketing mit drei Mitarbeiterinnen, sicherlich auch ein Erfolg der Arbeit des Vereins Stadtmarketing Jülich e.V., der sich nun aber neuen Aufgaben stellen muss. Ein besonderes Steckenpferd der Familie Fischer ist der Brückenkopf mit seinem Zoo. Schon sein Großvater Adolf Fischer sorgte als Beigeordneter für den Ankauf des Geländes durch die Stadt. Der Onkel Wolfgang Hommels, Heinz Fischer, war viele Jahre Geschäftsführer oder Schatzmeister des Brückenkopf-Vereins. Auch sein Neffe engagierte sich hier als Geschäftsführer von 1991 bis 1999. Inzwischen ist Wolfgang Hommels Ehefrau Eva Behrens-Hommel Vorsitzende des Brückenkopf-Vereins und hat damit die Familientradition übernommen. Wolfgang Hommel war lange Zeit im Aufsichtsrat der Brückenkopf-Park gGmbH als Mitglied ohne Stimmrecht aktiv und vertrat dort die Interessen des Vereins Stadtmarketing Jülich e.V. Dieses Engagement endete unvermittelt nach der letzten Kommunalwahl 2014 mit dem Hinweis, dem Aufsichtsrat dürften nur stimmberechtigte Mitglieder angehören. Ein offizielles Dankeschön für sein jahrelanges Engagement an dieser Stelle blieb aus. Wolfgang Hommel haben solche Erfahrungen nie entmutigt. Wenn er der Meinung ist, dass Entwicklungen angestoßen werden müssen oder drohen, sich in die falsche Richtung zu bewegen, formuliert er dies umgehend. Dabei ist sein wichtigstes Kapital, dass er dies nie alleine unternimmt, sondern immer abgestimmt mit anderen Jülicher Vereinen und Initiativen sowie deren Repräsentanten. Erinnert sei an die vor einigen Jahren gestartete Initiative für die Schaffung eines Dienstleistungszentrums im Alten Rathaus, das mit dem „Kleinen Kreishaus“ nun – zumindest teilweise – Wirklichkeit zu werden scheint.

Die hier beschriebenen Aktivitäten zeigen, wie eng Wolfgang Hommel in seiner Heimatstadt verwurzelt ist. Sein Horizont reicht aber weiter. Und so bricht er regelmäßig aus dem überschaubaren Biotop der Kleinstadt Jülich in die große weite Welt auf: Nordamerika, Südafrika und das Baltikum sind die Reiseziele der letzten Jahre gewesen. Die Erfahrung des Fremden schärft den Blick für die Zustände in der Heimat. So etwa die Situation des stationären Buchhandels in den USA, wo die wenigen noch vorhandenen Buchhandlungen mehr modernes Antiquariat als lebendiger Ort der Literatur sind. Haben sich hier schon Entwicklungen durchgesetzt, die uns noch bevorstehen, wenn die Buchpreisbindung tatsächlich einmal fällt und die Digitalisierung weiter fortschreitet? Sicher ist: Wolfgang Hommel wird die Entwicklung kritisch im Blick behalten, die seines Berufs, wie die seiner Passion, ein „Julius“ zu sein.

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Guido von Büren
Eine echte Muttkrat und mit unbändiger Leidenschaft für Geschichte und Geschichten, Kurator mit Heiligem Geist, manchmal auch Wilhelm V., Referent, Rezensent, Herausgeber und Schriftleiter von Publikationen, Mitarbeiter des Museums Zitadelle und weit über die Stadtgrenzen hinaus anerkannter Historiker, deswegen auch Vorsitzender der renommierten Wartburg-Gesellschaft

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