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„Darauf habe ich Jahrzehnte gewartet“

Es war ein großer Moment, als nach langem Rumpelkammer-Schicksal und dreijähriger Sanierung der Raum N17 – der alte „Ballsaal“ - im Gymnasium der Zitadelle Jülich wieder als Ort für Kunst und Kultur in Jülich eröffnet wurde.

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Foto: Sonja Neukirchen
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„Darauf habe ich Jahrzehnte gewartet“ freute sich Pedro Obiera über die Eröffnung des neuen Aufführungsortes, mit all seinen hochmodernen technischen und akustischen Finessen. Obiera ist für die Zitadelle eine Art „Institution“. Er hatte dort jahrzehntelang Deutsch-, Literatur- und Musik unterrichtet und erinnert sich noch an die Zeit, als die Stadthalle den Gymnasiasten der Zitadelle als Aufführungsort für ihre Theateraufführungen diente. Zu dieser Zeit war der alte „Ballsaal“ nur eine Art Rumpelkammer – etwa 25 Jahre lang. Nach dem Abriss der Stadthalle seien für die Kulturaktivitäten der Schüler dann weniger gute Zeiten angebrochen, so Obiera.

Noch heute leitet er das Schulorchester des Gymnasiums Zitadelle, das auch zur Eröffnung die neue Bühne musikalisch bespielte. Dabei zeigte sich eindrucksvoll: Der Ton macht die Musik. Und der Klang, war ganz gewiss ein anderer, als das Orchester es bisher gewohnt war: „Ich fand es total schön, der Raum ist super geworden“, meinte Johanna Schröder aus dem aktuellen Abiturjahrgang der Zitadelle. Sie hatte bei der Premiere im Orchester gesessen und zum ersten Mal in dem neuen „Ballsaal“ gespielt.

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Zur Eröffnung des Raumes waren unter den zahlreichen Gästen auch Vertreter derjenigen Institutionen gekommen, die das Projekt finanziell unterstützt hatten: Ein Großprojekt mit veranschlagten 100.000 Euro, die jedoch sicher nochmal überschritten worden seien. Die Schlussabrechnung sei aber noch offen – erklärte der stellvertretende Schulleiter der Zitadelle, Stefan Rüping. Zu den Geldgebern und Gönnern des „State-of-the Art“ Kulturraumes mit Bühne und 120 Stühlen gehörte neben der Stadt Jülich auch die Victor-Rolff-Stiftung und der Förderverein des Gymnasiums, der sich ebenfalls mit einer fünfstelligen Summe beteiligt hätte, wie Vorsitzender Uwe Willner in seinem Grußwort erklärte.

Viel Dank und Lob, und auch ein Bekenntnis zur Kultur, brachten die Redner auf die Bühne – und brauchten dafür dank der hervorragenden Akustik kein Mikrofon: Jülichs Bürgermeister Axel Fuchs erinnerte sich selbst noch gut ein seinen Literaturkurs bei Obiera. Das Stück „Die Schule der Diktatoren“ solle gerne nochmal zur Aufführung kommen, wünschte er sich vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen. „Theater macht was mit einem“, bemerkte Fuchs und es sei das einzige Mal, dass er an der Schule 14 Punkte geschafft habe, scherzte er. Sein Dank ging auch an die Ratsmitglieder der Stadt Jülich, die sich für das Projekt ausgesprochen hätten.

Schulleiterin Dr. Edith Körver, ebenfalls ehemalige Schülerin des Gymnasiums Zitadelle, freute sich, dass die Schule mit diesem neuen Raum ein weiteres „Alleinstellungsmerkmal“ bekommen hätte, das auch schon beim Tag der offenen Tür den potenziell neuen Schülerinnen und Schülern sowie deren Eltern präsentiert worden war.

Die Theater AG, die Poetry Slam AG, das Schulorchester – all diese Aktivitäten hätten jetzt eine neue Heimat bekommen. Zur Freude der Gäste gaben die Schülerinnen und Schüler des Q1-Literaturkurses Auszügen aus dem Stück „Wer versteht hier Bahnhof“ als Kostprobe. Auch die Poetry Slam AG sowie zwei Schulorchester gaben eine Probe ihres Könnens  – ein Höhepunkt der Eröffnung. Denn viele Reden können nicht ersetzen, was gut inszenierte Kunst beim Publikum an Eindruck hinterlässt. Dazu gab es Häppchen von Schülerinnen der Q2, die schon mal Spenden fürs kurz bevorstehende Abitur sammelten.

„Es passte sehr gut zu unseren Förderrichtlinien: Erziehung, Bildung, Kunst und Musik seien bei diesem Projekt berücksichtigt, sagte Dr. Florian Lauscher, Vorstandsmitglied der Victor-Rolff Stiftung. Im Jahr 2019 sei der Antrag des Gymnasiums Zitadelle reingeflattert. „Wir sind froh, dass das Projekt jetzt finalisiert werden konnte.“

Doch bis dahin gab es viele Hürden zu überwinden: „Das größte Problem war die Decke“, erinnert sich Rüping. Die Konstruktion der alten Spritzputzplatte sei unbekannt gewesen. Ein altes Regenfallrohr in der Wand habe außerdem einen Wasserschaden verursacht. Hinzu kamen Corona und der Handwerker-Mangel – die „üblichen Verdächtigen“ bei Verzögerungen solcher Bauprojekte. Jetzt schwärmt Rüping jedoch von den Ergebnissen. Der jetzige Bühnenraum sei wegen der hohen Kosten bei der Renovierung des Nordtraktes der Schule damals nicht berücksichtigt worden.

Bei der Sanierung sei die Akustik-Decke die aufwändigste Maßnahme gewesen. Der erhebliche Mehraufwand sei von der Stadt Jülich übernommen worden, bedankte sich Rüping. Die Lösung für einen Fluchtweg musste gefunden werden. Dieser führe intelligent in den Musikraum hinter der Bühne. Die Technik ist von einer Konsole aus komplett steuerbar und beinhaltet sämtliche Finessen für die Steuerung: Full-Colour-LED Beleuchtung und digitale Steuerung aller Elemente. Ein besonderer Dank ging hier auch an Veranstaltungstechniker Daniel von Büren, der hier maßgeblich beteiligt gewesen sei. „Wir haben uns lange in Geduld geübt“, schließt Rüping.

Künftig solle der Raum auch für Podiumsdiskussionen mit Gästen aus Politik und Gesellschaft genutzt werden, kündigte Schulleiterin Körver schon mal an.


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