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50 Jahre Gymnasium in der Zitadelle - ein Anlass zum Feiern

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Ehemaligentreffen im Renaissance-Garten der Zitadelle. Foto: Dirk Neumann
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In diesem Jahr hat das Gymnasium Zitadelle doppelten Anlass, am 3. September ein großes Ehemaligentreffen zu veranstalten. Zum einen wird die Schule 450 Jahre alt, zum anderen ist die Schule seit 50 Jahren in der Zitadelle beheimatet. Nach den Sommerferien 1972 zog die Schule aus ihrem Schulgebäude am Neußer Platz in den Neubau in der Zitadelle. Dieses Ereignis hielt der Schulleiter Dr. Heinz Renn im Mitteilungsbuch am 31.7.72 mit folgenden Worten fest: „Nach den Sommerferien beziehen wir die neue Schule in der Zitadelle. In den Ferien, besonders in der ersten und letzten Woche, ist der große Umzug. Vom 1.4.1963 – 31.7.1972 war ich Schulleiter des Staatlichen Gymnasiums in der Neußer Straße 11. Das Scheiden bringt Wehmut. Aber es überwiegt die Freude, eine neue, moderne und historisch bedeutsame Schule zu beziehen.“

Diesem Umzug ging ein jahrzehntelanges Ringen der Schule mit dem Schulträger voraus – die längste Zeit mit dem Land Preußen und später mit dem Bundesland Nordrhein-Westfalen. Der Neubau von 1902 hatte sich schon bald nach dem Ersten Weltkrieg als zu klein entpuppt. Nach Abzug der belgischen Besatzungsmacht 1929 stand die Zitadelle, damals noch nicht zerstört, leer. Der damalige Schulleiter Dr. Schnitzler machte den Vorschlag, in die Festung umzusiedeln. Eine hochkarätige Kommission kam jedoch zu dem Schluss, dass das Renaissanceschloss für eine Schule ungeeignet sei.

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Im Zweiten Weltkrieg wurden die Schlossanlage in der Zitadelle und das Schulgebäude am Neußer Platz zerstört. Die nächsten drei Schulleiter, Dr. Josef Weyer, Dr. Hermann Cramer und Dr Heinz Renn, setzten sich für einen Neubau in der Zitadelle ein – lange vergeblich. Der Lokalhistoriker Wolfgang Gunia hat sich mit der Geschichte der Schule immer auseinandergesetzt und dazu geforscht: „Die Schule erhielt ihren Neubau 1949 am angestammten Platz am Neußer Platz, da dieser Bauplatz dem Land gehörte, während die Zitadelle im Besitz der Stadt Jülich war. Ein Erwerb des Baugrunds war daher nicht nötig, die Baukosten in der zerstörten Zitadelle wären viel höher gewesen.“

„Ab den 1950er Jahren“, so Gunia, „folgten Jahrzehnte mit steigenden Schülerzahlen, so dass als Folge der Mangel an Klassen- und Fachräumen immer drückender wurde. Zunächst gab es Abhilfe durch den Neubau eines Klassentraktes mit Fachräumen zur Kurfürstenstraße hin. Als das nicht mehr reichte, mussten weitere Dependancen gefunden werden. Dies waren u.a. Pavillons an der ehemaligen Ingenieurschule in der Berliner Straße, zusätzliche Klassenräume in der Nordschule oder Containerklassen in der Zitadelle.“

Diese Flickschusterei war jedoch keine Dauerlösung, zumal die Schule immer weiter wuchs und auf dem Schulgrundstück kein Erweiterungsbau mehr möglich war. Vor diesem Hintergrund wurde der alte Gedanke vom Neubau in der Zitadellenfestung vom Schulträger befürwortet. Um dies zu ermöglichen, verkaufte die Stadt Jülich die Zitadelle mit anliegenden Flächen für 1 Million DM an das Land. Im Vertrag wurde vereinbart, dass die „Übertragung zum Zwecke der Errichtung eines Gymnasiums und zur Wiederherstellung der historischen Anlage der Zitadelle, soweit schulische Belange dadurch nicht beeinträchtigt werden“, geschehe.

Aber Gunia weiß als früherer politischer Mandatsträger und Lokalpolitiker, dass die Mühlen der Bürokratie langsam mahlen bzw. Bauvorhaben sich schnell als längerfristig entpuppen: „Das Zitadellengelände musste entschuttet, die Ruinen abgetragen werden. Auch eine erste Wirtschaftskrise verzögerte den Bau. Planung und Bauleitung lagen im Staatshochbauamt beim Architekten Carl Theodor Hatzpodien, der die schwierige Aufgabe hatte, eine moderne Schule mit dem Gebäudemaßen und der äußeren Erscheinung des ehemaligen Schlosses aus dem 16. Jahrhundert zu planen und zu bauen.“

1972 war die Schule schließlich bezugsfertig und konnte in den Sommerferien der Umzug durchgeführt werden. 1973 konnten die ersten Oberprimaner, noch alle männlich, Abitur machen.

50 Jahre später sind sich Schulträger, jetzt die Stadt Jülich, und die Schulleitung einig, dass der Umzug in die Zitadellenfestung richtig war. Die Schulleiterin Dr. Edith Körver äußert dabei auch die Hoffnung, dass die Schäden an der Fassade im Laufe der kommenden Jahre behoben werden, so dass der Innenhof des ehemaligen herzoglichen Schlosses und die Turnhalle Zitadelle wieder in alter Pracht erstrahlt können.

Am 3. September findet das Ehemaligentreffen ab 14 Uhr im Renaissancegarten statt, bei schlechtem Wetter im PZ und der Schlosskapelle, hoffentlich auch mit vielen Abiturienten, die den Umzug in die Zitadelle miterlebt haben.

Nähere Informationen erfahren Interessierte auf der schulischen Homepage ab Mitte August. Eine Anmeldung ist jederzeit über die Schulhomepage möglich.


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