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Bretter

Was ich noch sagen wollte…

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Kolumne | Foto: HZG
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Manchmal ist das ja so eine Sache mit den Brettern. Also mit denen aus Holz und all den anderen. Erstere sind per Definition Schnitthölzer mit mindestens acht und höchstens 40 Millimetern Dicke und mindestens 80 Millimetern Breite. Was dicker ist, ist nämlich eine Bohle, wenn nicht gar ein Kantholz oder Balken. Was dünner ist, ist eine Diele, Latte, Leiste oder Furnier. Wenn ich mir jetzt mal mein Frühstücksbrett so betrachte, erfüllt es diese Norm irgendwie nicht – obwohl es eindeutig Schnittholz ist und das gleich mehrfach: Es wird schließlich die Schnitte drauf geschnitten! Das Schachbrett kommt da schon eher hin – auch wenn ich da „keine Schnitte habe“. Ähnliches gilt für meinen Einsatz am Bügelbrett. Zum Glück gibt es noch andere Spielbretter. Bei Monopoly, Mensch-ärgere-Dich-nicht, Halma, Dame oder Mühle sieht meine Bilanz schon besser aus. Aufpoliert wird diese stets beim „Malefiz“-Spiel, bei dem taktisches Errichten von Barrikaden auf dem Brett eher zum Sieg führt als stürmisches Ins-Ziel-Brettern. „Gebrettert“

werden kann auch surfend auf dem Wasser, mit einem Waschbrett auch darin. Auf Schnee kann man sich auf zwei schmalen Ski-Brettern oder dem Snowboard fortbewegen, auf festem Boden der „Bretterfahrer“ auf dem Skateboard balancieren. Möbel werden auf Rollbrettern von Raum zu Raum transportiert. Bretter finden sich in Zäunen, als Baumhäuser in Gärten, als Schiffsplanken oder Bootsstege. Aus einem Baum viele Bretter werden zu lassen, ist eine Kunst für sich, zumindest liest es sich so: Es gibt Ganzhölzer und Viertelhölzer, gegattert, geschwartet und auf mannigfaltige Art geteilt. Interessant der „Herzdielenschnitt“: dabei wird die Diele, also die kleine Schwester des Brettes, direkt aus dem Kern des Stammes geschnitten – weil es sich wenig verwindet und äußerst belastbar ist. So ist das wohl mit den Herzen. Manchmal muss man allerdings „dicke Bretter bohren“, bis man ans Ziel kommt. Und manchmal hat man „ein Brett vor dem Kopf“. Entweder im übertragenen Sinne, wenn man einen allgemein bekannten Sachverhalt nicht in den Schädel bekommt oder im wortwörtlichen Sinne des Wortes ein „Schwarzes Brett“, an dem Wissenswertes offen ersichtlich bekannt gemacht oder erklärt wird. Nicht erklären kann ich mir, warum die Schaltzentrale eines Computers ein „Mutterbrett“ ist. Das Motherboard ist vollgestopft mit technischem Schnickschnack, der sich einer Durchschnittsmutter wohl nur selten erschließt. Vielleicht heißt es so, weil es das Herzstück des Rechners ist und ihm Leben schenkt wie einst der Schoß der Mama. Noch weniger kann ich mir erklären, wieso das Betreten des Flugzeugs „Boarding“ heißt. Die Fortbewegung im Schneckentempo ist alles andere als „Brettern“. Gut, man geht an Bord eines Luftschiffes, aber Planken oder Bretter aus Holz findet man dort heute nicht mehr, weder geschwartet noch gegattert. Das einzige, was es „on Board“ zu ergattern gilt, ist ausreichend Platz für das Handgepäck. Das Brett in der Rücklehne des Vordermannes ist immer zu klein, zumindest für ein durchschnittliches Frühstücksbrett plus iPad-Brett. Diese Tablett-Bretter dürften der Theaterbühne den Ruf als „Bretter, die die Welt bedeuten“ allmählich abgelaufen haben. Quasi auf die Bretter geschickt. Wobei: wenn ich mir mal das Lineal nehme und nachmesse…

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Gisa Stein
Aus dem Herzen der Lutherstadt Wittenberg in die Herzogstadt gekommen und angekommen: "Wenn ich erlebe, dass Menschen weite Wege gehen, gar von anderen Kontinenten anreisen, um die Jülicher Zitadelle zu besichtigen, entwickle selbst ich als "Immi" eine gewissen Stolz..."

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