Also sowohl mit dem Gegenstand als auch mit der Eigenschaft, mit dem Haben und dem Sein. Der Arm, so lese ich in der Enzyklopädie, ist die freie obere Extremität des Menschen, die Weiterentwicklung der Vordergliedmaßen der Tiere zum Greifwerkzeug, der mit seinen Pendelbewegungen auch die Ausbalancierung des aufrechten Ganges ermöglicht. Als paarige Körperteile kann man diese strecken und recken, damit werfen, fangen, etwas unter sie klemmen, sich brechen und verschränken, jemanden in sie und auf sie nehmen, in sie fliegen und in ihnen liegen, in sie getrieben werden, mit ihnen und unter sie greifen, die Beine in sie nehmen und den Kopf unter sie stecken. In seiner Funktion hat der Arm vom Schulter- bis zu den Fingergelenken die größtmögliche Bewegungsfreiheit aller Körperteile. Das Dilemma des Armes ist jedoch nicht, dass er im Alter die Beweglichkeit einbüßt, sondern er irgendwann auch einfach zu kurz ist, um ohne Lesebrille das Kleingedruckte zu erkennen. Dann ist man arm dran – nicht zu verwechseln mit arm sein. Arm sein bedeutet nämlich, von einer Sache nur sehr wenig zu haben oder zu erhalten – während arm dran jemand ist, der in seinem Zustand zu bedauern ist. Nicht jeder, der arm ist, also wenig Besitz hat, ist arm dran – und auch manch wohlhabender Mensch wird bedauert angesichts Mitleid erregender Umstände, die er trotz seines Reichtums nicht zu ändern vermag. Wo arm sein beginnt, hängt also immer davon ab, woran. Wo der Arm beginnt, ist dagegen eindeutiger zu definieren: an der Schulter bzw. als länglicher seitlicher Ausleger von etwas: einem Kran, eines Flusses, eines Kronleuchters. Nicht ganz erschließt sich mir, ob das Wort Armleuchter daher kommt und ob auch das Armaturenbrett so heißt, weil es zumeist in Armlänge erreichbar ist. Der Ärmelschoner umhüllt den Ärmel als Umhüllung des Armes und ist da gleich doppelt eindeutig nachvollziehbar, der einarmige Bandit im Spielcasino als Hebel zum erhofften Reichtum ebenso. Beim Ärmelkanal, der Armee und der Arminia fängt das Grübeln allerdings schon wieder an… Außerdem gibt es da ja noch die Arme, die zwar Ausleger von etwas, aber keinesfalls sichtbar sind: also der lange Arm des Gesetzes, die ausgestreckten langen Arme, an denen man jemanden verhungern lassen kann oder der Arm, auf den man genommen wird, wenn man veralbert wird. Nicht zu verwechseln ist diese sprichwörtliche Redewendung mit dem gebrüllten „AAARM“ von Kleinkindern, die mit ausgestreckten Armen vor einem stehen und darum betteln, ganz ohne Bewegung sämtlicher eigener Extremitäten von A nach B transportiert zu werden. Dass man mit den Armen kommunizieren kann, wissen aber auch kellenschwingende Schülerlotsen, wegweisende Verkehrspolizisten, winkende chinesische Grinsekatzen, Staatsoberhäupter und Monarchen. Und schlussendlich gibt es da noch die Arme, unter die gegriffen wird ganz ohne körperlichen Kontakt – und die damit manchmal auch das Armsein der Armbesitzer ganz ritterlich verringern. Der „Arme Ritter“ als süße Speise ist dagegen alles andere als arm – beispielsweise an Kohlenhydraten – zumal der Name ursprünglich eher die Form der Brotscheibe wie ein Ritterschild als ein Arme-Leute-Essen meinte. Obwohl: so ganz ohne Arme kriegt den auch der beste Koch nicht hin…
Was ich noch sagen wollte…
Manchmal ist das ja so eine Sache mit dem Arm und dem arm.
- Anzeige -