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Es wäre ein Leuchtfeuer für Jugendpartizipation

Paula Grün und Liam Franken sind die Vorsitzenden des Jugendparlaments Jülich. Sie haben sich den Fragen des HERZOGs gestellt.

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Foto: Logo des Jugendparlamentes Jülich
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Das JuPaJü setzt sich für ein Jugendparlament für den Kreis Düren ein. Warum?
Paula und Liam: Das ist eigentlich ganz einfach: Durch das Jugendparlament ist es möglich, die Interessen der Jugend durch Jugendliche in den Fokus der Öffentlichkeit und der Politik zu bringen. Insgesamt gibt es ungefähr 40.000 Kinder und Jugendliche im Kreis Düren, deren Interessen oft in den meist überalterten Parlamenten nicht abgebildet werden. Sollten Kinder und Jugendliche nicht die Möglichkeit und das Recht haben, ihre Interessen und Meinungen selbständig angemessen zu vertreten? Deswegen sehen wir als aktives und funktionierendes Jugendparlament es auch als unsere Aufgabe an, die Jugendpartizipation auch in anderen Gemeinden, Städten und im Kreis durch das Konzept Jugendparlament zu fördern.

Was wäre der Vorteil eines kreisweiten Jugendparlaments?
Liam und Paula: Der besondere Vorteil besteht darin, dass dieses die Gründung von Jugendparlamenten in anderen Städten und Gemeinden fördern könnte, sodass wir im Kreis Düren ein flächendeckendes Netz von Kinder- und Jugendparlamenten hätten. Damit wären wir als Kreis ein Leuchtfeuer der Jugendpartizipation im Rheinland. Denn in vielen großen Städten wie Köln oder Aachen gibt es noch keine Jugendparlamente. Außerdem bietet ein Kreisjugendparlament die Möglichkeit, ein breit gefächertes Meinungsbild zu erhalten. Der Austausch ermöglicht einen Informationsaustausch über Projekte anderer Jugendparlamente. So können gelungene Konzepte und Idee übernommen werden. Der gesamte Kreis Düren und die Jugendlichen profitieren so von der Einrichtung eines Kreisjugendparlamentes.

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Steht das Kreis-Jugendparlament nicht in Konkurrenz zur Vertretung der Berufsschüler und Berufsschülerinnen?
Paula und Liam: Wir sehen ein Kreisjugendparlament ganz klar als eine Ergänzung mit einem anderen Themenschwerpunkt. Denn die Bezirkschüler:innen-Vertretung hat ihren Fokus hauptsächlich auf der Schulpolitik. Im Gegensatz dazu beschäftigt sich ein Jugendparlament mit Thematiken, die Jugendliche betreffen. Städte wie Jülich zeigen, dass Jugendparlament und Schüler:innenvertretung gut nebeneinander, aber auch in Zusammenarbeit funktionieren können und beide ihre Berechtigung haben zu existieren. Eine Zusammenarbeit ermöglicht sogar eine effizientere Arbeit und stellt sicher, dass sowohl Anliegen, die das Schulleben, als auch die Freizeitgestaltung betreffen, behandelt werden.

Liam Franken. Foto: Ariane Schenk

In einigen Städten und Gemeinden gibt es keine Jugendparlamente, teilweise aus Mangel an interessierten Jugendlichen. Glaubt Ihr, dass an einem Kreisjugendparlament genug Interesse bei den Jugendlichen besteht?
Paula und Liam: Bereits bestehende Jugendparlamente werden wahrscheinlich den Anfang machen. Jedoch denken wir, dass durch die steigende Popularität, die mit einem Kreisjugendparlament kommen würde, andere kleine oder eher inaktive Jugendparlamente motiviert würden und auch Ansprechpartner bei Problemen finden könnten. Außerdem würden sich dadurch vielleicht mehr Kommunen für die Entstehung und Förderung neuer Jugendparlamente einsetzten.

Wie steht es um Lust und Frust der politischen Arbeit?
Liam und Paula: Wichtig ist es bei der Gewinnung von Jugendlichen, den passenden Rahmen zu finden, die passende Vermarktung und vor allem Kinder und Jugendliche gut und unterstützend an die Politik heranzuführen. Denn Politik kann anfangs junge und motivierte Menschen abschrecken und überfordern. Das darf nicht passieren! Wir als Gesellschaft müssen junge Mitmenschen motivieren, sich zu beteiligen und beim Einstieg in die Politik unterstützen. Da sehe ich alle Politiker und die Verwaltung in der Verantwortung. Dabei bildet ein Jugendparlament einen guten Einstieg in die Politik, wie wir es selbst erfahren durften. Als junge Politiker kommen wir viel in unserer Region, aber auch in ganz Deutschland herum. Immer wieder treffen wir dabei auf junge motivierte und engagierte Kinder und Jugendliche, welche Lust haben, etwas für unsere Zukunft zu bewegen. Einen passenden Rahmen für die jungen und motivierten Menschen in Düren könnte dann ein niedrigschwelliges Kreisjugendparlament bilden.

Wie steht es aus eurer Sicht insgesamt um die politische und gesellschaftliche Beteiligung von Jugendlichen in Jülich und im Kreis Düren?
Liam und Paula: In unseren Augen ist das Interesse der Jugendlichen in Jülich an Politik gestiegen, seitdem das Jugendparlament bekannter wurde. In allen Schulen wurde von uns berichtet, sodass nun deutlich mehr junge Leute sich einbringen können. Die Liste an Interessierten ist deutlich länger geworden, sodass leider nicht alle Jugendlichen teilnehmen können. Das Interesse von Jugendlichen kann auch durch Umfragen, Aushänge, Auftritte und Posts auf den sozialen Medien erweckt werden. All diese Dinge vereint und der Fakt, dass die Politikverdrossenheit unter jungen Leuten zum Glück immer mehr nachlässt, hat dafür gesorgt, dass wir mehr Jugendliche erreichen können und in die Politik mit integrieren konnten.

Paula Grün. Foto: Ariane Schenk

Paula: Auch auf Kreisebene sehe ich kein Problem darin, die interessierten Jugendlichen abzuholen und auch welche neu dazuzugewinnen. Gerade durch den Austausch mit anderen Jugendparlamenten und die kommunal übergreifende Zusammenarbeit wird sicher noch mehr Jugendliche erreichen und interessieren.

Liam: Ich sehe die Beteiligung ganz klar ausbaufähig. Dabei sehe ich die Probleme aber nicht nur bei der Bereitschaft der Jugendlichen, sondern auch bei den Institutionen, sowie den Städten und Gemeinden. Aus meiner Sicht sind das zwei Punkte, welche einer starken Förderung und Unterstützung benötigen und das dauerhaft. Unabhängig von der aktuellen Haushaltslage oder dem guten Willen von Politikerinnen und Politikern. Denn Kinder und Jugendliche sind die Politikerinnen und Politikern und Ehrenamtlichen von Morgen und ohne diese würde unser System in Deutschland nicht funktionieren, welches auf engagierte und motivierte Ehrenamtliche angewiesen ist. Jülich und andere Gemeinden wie Inden sind in der politischen Beteiligung im Kreis Düren Vorreiter durch die Einrichtung von Kindern und Jugendparlament. Diese bieten eine niederschwellige und unterstützte politische Beteiligung. Viele Städte und Gemeinden, aber auch der Kreis hat an vielen Stellen der politischen Beteiligung noch Verbesserungspotential. Ein erster Schritt wäre zum Beispiel das Einrichten eines Kreisjugendparlaments. Wichtig ist ebenfalls, dass gemeinnützige Gesellschaften und Institutionen entsprechend auch über die Möglichkeit der Beteiligung informieren, denn nur wenige Jugendliche werden von allein sich nach Möglichkeiten zum Engagieren umschauen. Es muss an die meisten aktiv herangetragen werden und das unterstützt durch z.B. praktische Einblicke. In Jülich gibt es aber auch gute Beispiele wo soziale Beteiligung sehr gut klappt, wie z.B. bei der Jugendfeuerwehr Jülich oder den Schüler:Innenvertretungen in den verschiedenen Schulen.

Paula und Liam: Wenn wir uns als Kreis, alle zusammen dafür einsetzen junge Menschen zu motivieren und das Interesse an gesellschaftlicher & politischer Beteiligung zu steigern. Dann können wir Problemen wie Politikverdrossenheit und fehlende Ehrenamtliche im Kreis Düren entschlossen entgegentreten. Wir als Jugendparlament machen jetzt den ersten Schritt, mit unserer Forderung eines Kreisjugendparlament. Über jede Unterstützung bei unseren Zielen und Vorhaben freuen wir uns. Denn allein können wir diese gewaltige Aufgabe nicht bewältigen. Wir sind dabei angewiesen auf die Verwaltung, Politiker:innen und jeden einzelnen.


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