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Schwanquartier wird „ausgelegt“

Unter reger Beteiligung wurde im jüngsten Planungs-, Umwelt- und Bauausschuss die Offenlage des Bauprojektes "Schwanquartier" diskutiert. Mit 12 zu 8 Stimmen bei einer Enthaltung passierte der Antrag der Verwaltung. Final wurde jetzt in der Ratssitzung der Antrag behandelt.

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Ein Blick auf das, was das "Schwanquartier" werden soll. Foto: Olaf Kiel
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Das Projekt „Schwanquartier“ ist umstritten: Eine eigens gegründete Projektentwicklungsgesellschaft der Dorint-Gruppe und der GEG Grundstücksentwicklungsgesellschaft aus Köln möchte auf dem Areal gegenüber des Schwanenteichs entlang der Bahnhofstraße zwischen Großer Rurstraße und Dr. Weyer Straße ein Hotel der 4-Sterne-Kategorie bauen, das einen Lebensmittelvollversorger mit ergänzenden Shops sowie weiterhin eine Filiale der Sparkasse Düren vorsieht. Daran anschließen soll sich ein Pflegeheim mit rund 80 Plätzen und gegebenenfalls ein Seniorenwohnanteil. Jetzt hat das Projekt in der jüngsten Ratssitzung eine Hürde genommen: die Offenlage des Bebauungsplanes wurde mit der Mehrheit von CDU, UWG Jül und FDP verabschiedet.

Zur Vorgeschichte: Die Kritik im Vorfeld war vielfältig. Zu groß dimensioniert ist den einen der Bau, andere sorgen sich um die Fällung des Baumbestandes an der Bahnhofstraße, wieder andere finden einen zweiten Vollsortimentler im Hinblick auf die Planungen am Walramplatz fragwürdig. Schließlich gibt es noch die Anrainer, die Beeinträchtigungen durch die Verkehrsplanung und gegebenenfalls eine Verschattung ihrer Gärten bei einem über 26 Meter hohen Bau befürchten. Der Förderverein Festung Zitadelle hat aus Denkmal- und städteplanerischer Sicht Bedenken. Über 200 Seiten stark ist das Dokument, das die Anregungen bei der so genannten frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit umfasst.

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Jede Fraktion hatte in der jüngsten Ratssitzung vor der Abstimmung noch einmal die Gelegenheit, eine Stellungnahme abzugeben. Einigkeit herrschte, dass ein großes Hotel, ein Supermarkt und auch Seniorenwohnen Themen sind, die in Jülich dringlich angegangen werden sollten. Unterschiedliche Auffassungen gab es zu Größe und Standort und, ob dem Investor nicht engere Vorgaben bezüglich des geplanten Baus gemacht werden müssten.

Deutlich wurde, dass auch innerhalb der Fraktionen wohl heiß und kontrovers diskutiert worden war. Marco Johnen, Fraktionsvorsitzender der CDU, räumte diesen Umstand in seinem Wortbeitrag auch unumwunden ein. „Wir sind als CDU nicht zu einem einstimmigen Ergebnis gekommen“, die Bandbreite habe von absoluter Zustimmung bis absoluter Ablehnung gereicht. Trotz der Nachbesserungen der Projektgesellschaft bliebe es ein sehr großes Gebäude, „das das Stadtbild prägen wird.“ Gleichzeitig herrsche aber Erkenntnis, dass es bei den derzeitigen wirtschaftlichen Entwicklungen und Prognosen wohl die „letzte realistische Möglichkeit“ sei, ein Projekt dieser Größe anzugehen. „Für Jülich ist die Entwicklung an dieser Stelle extrem wichtig“, unterstrich Johnen und legt nach. „Es wird behauptet, der Bürgerwille wird missachtet. Aber auch wir sind Bürger und Bürgerinnen dieser Stadt und haben einen eigenen Willen. Keiner von uns trifft eine solche Entscheidung aus dem Bauch heraus.“ Man werde als CDU den weiteren Prozess kritisch begleiten. Wenn es Nachbesserungen gäbe, werde man sich nicht verschließen. Sein Fazit: „Was wir hier einschlagen, ist aus unserer Sicht der richtige Weg.“

Zustimmung gab es unumwunden von Heinz Frey (UWG JÜL), der es anschaulich formulierte: Ein Hotel sowie die Senioreneinrichtung würden für eine Belebung der Innenstadt sorgen und „Kaufkraft“ generieren. Mit Blick auf die Umwelt meinte er, dass viele Fahrten mit dem Auto entfallen würden, wenn ein Vollsortimentler in der Innenstadt angesiedelt würde – und den Blick weitend, auch Fahrten von Gästen aus Wissenschaft und Wirtschaft, wenn ein Tagungshotel gebaut werde. Schon im Bauausschuss hatte Heinz Frey eine gesetzliche Verpflichtung zur Innenstadtverdichtung zitiert und damit die geplante Sechs-Geschossigkeit abgehoben. „Wo sollen wir denn anders hinwachsen als in die Höhe?“ stellte er die rhetorische Frage. Die Zustimmung sei für die JÜL „Verantwortung für die positive Entwicklung Jülichs“.

Warum die SPD die Zustimmung verweigerte, erläuterte Fraktionsvorsitzender Harald Garding: Der Fraktion gehe es um städtebauliche Verantwortung. Verständnis habe er dafür, dass die Sparkasse als Verkäufer des Areals und der Investor maximale Gewinne erzielen wollten. „Das ist ein berechtigtes Interesse.“ Letztlich müsse aber die Entscheidung über die Ausgestaltung in den Händen der Stadt liegen. „Wir tun zu wenig für eine gelenkte städtebauliche Entwicklung.“ Zweifel waren bereits in der Bau-Ausschuss-Sitzung bezüglich der Gutachten laut geworden. Garding wiederholte die Kritik: „Das Verkehrsgutachten aus meiner Sicht nicht tragfähig – trotzdem ist man bereit dem zu folgen.“ An der falschen Stelle finde die SPD ebenso die Positionierung des Vollsortimentler. Seit Jahren würde man auf die Umsetzung am Walramplatz warten.

Die Ablehnung für Bündnis 90/ Grüne formulierte Christine Klein, schickte aber vorweg: „Wir sind auch für ein Hotel. Wir halten die Stelle zwischen Bahnhof und Innenstadt auch für optimal geeignet. Wir glauben aber nicht, dass es sich so realisieren lassen wird.“ Grund hierfür ist – fußend auf den oben zitierten Einwänden – die Sorge vor einer Klagewelle. Man hätte sich mehr mit den Anregungen auseinandersetzen müssen, lautete die Kritik und stimmte auch den Zweifel der SPD am Verkehrsgutachten zu. „Insgesamt ist das ganze Vorhaben aus unserer Sicht zu groß. Wir wollen das Hotel, aber wir glauben nicht, dass es so wird Realität werden wird“, lautete das Fazit.

„Ich möchte nicht dazu beitragen, dass Jülich die Stadt der verpassten Chancen wird“, brachte es Wolfgang Steufmehl für die FDP auf den Punkt. Ihm sei der erste Entwurf ebenfalls zu groß gewesen, aber seine Partei habe Zweifel, dass in näherer Zukunft ein anderer Investor sich bereit erklären würde, ein Objekt dieser Größe in Jülich zu realisieren. Daher würde die FDP ihre Zustimmung erteilen.

Mit 13 Gegenstimmen von Grünen, SPD und Helmut Hoen (CDU) sowie einer Enthaltung von Maurice Nuys (CDU) fiel letztlich die Entscheidung, der Verwaltungsvorlage zuzustimmen.


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