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Doris Vogel

Beschwingt und frei oder von der Liebe zu dem, was man tut.

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Doris Vogel. Foto: la Mechky plus
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Die große Bühne ist nicht ihre Sache. Sie braucht kein Amt, das ihr Bedeutung gibt. Sie legt Wert auf Augenhöhe und ist immer nah an den Menschen. Doris Vogel. Wer zu ihr möchte, der klopft im Rathaus an die Türe Zimmer 160, und ihm wird aufgemacht – meist mit einem strahlenden Lächeln, das sich in Mundwinkeln und Augen zeigt. Noch vier Monate dürfen sich die Menschen in und um Jülich auf ihre Dezernentin verlassen, die die Schulverwaltung, das Sportamt, die Stadtbücherei, die Volkshochschule, die Musikschule und das Amt für Familie, Generationen und Integration sowie das Sozialamt verantwortet. Im August ist nach 47 Jahren Verwaltung Schluss. Das sehen viele mit einer Träne im Knopfloch. „Ich bin froh, dass keiner denkt: Gott sei Dank ist sie weg! Aber darum fällt es einem auch umso schwerer.“

Eigentlich, ja eigentlich hätte der Abschied schon im April sein sollen. Aber das lässt sich eben nicht mit dem Selbstverständnis von Doris Vogel gegenüber ihrer Aufgabe und den Menschen, die mit ihr arbeiten, vereinbaren. Natürlich können sie die Aufgaben alleine bewältigen, aber „vier Monate hätten meine Mitarbeiter keinen gehabt, der für sie im Ernstfall eintritt“. Und „Anwältin“ sein kann die engagierte Streiterin besonders gut. Bekannt ist Doris Vogel durch aufrüttelnde Ansprachen, wenn es um die Rechte von Benachteiligten geht – ob für Flüchtlinge oder Menschen, die Sozialhilfe beantragen.

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Respektvoller Umgang ist für sie unabdingbar, und darum gibt es auch die Anordnung, dass jedem, der in die Büros kommt, ein Stuhl angeboten wird. Doris Vogel erzählt lachend, dass sich schon Mitarbeiter gerechtfertigt hätten, weil der Gast partout nicht Platz nehmen wollte. Sie tritt auf und sprachlich ein, wenn es um Haltungen geht – gegen Nazis etwa, wie jüngst in der Schlosskapelle. Große Reden zu halten ist nichts, was sie gerne tut, aber sie ergreift das Wort, wenn sie es als Notwendigkeit erkennt. Und sie findet Gehör. Sicher unvergessen dürfte Doris Vogels Auftreten in einer Ausschusssitzung sein, als kritisch hinterfragt wurde, ob Geflüchtete in der „Alten Post“ Unterbringung finden könnten. Der Grund: Wohnraum war angesichts der Vielzahl an Menschen, die vor dem Syrienkrieg flohen, knapp, und es mussten Alternativen gefunden werden. „Wir können ihnen diese Menschen auch gerne vor Ihrer Haustüre absetzen“, bot sie ironisch den politischen Vertretern an. Wie das Ringen ausgegangen ist, ist allseits bekannt.

Ob sie sich in einer männerdominierten Gesellschaft behaupten kann, war wohl nie die Frage: Das „Broicher Mädchen“, Tochter des Ehrenringträgers Johann Lennartz, erhielt in der Jülicher Stadtverwaltung als erste Frau die Ausbildung für den höheren Dienst. Lachend erzählt sie, dass sie alle Vorzimmer durchlaufen hat und „immer tippen musste“, was sie blind kann. Ihre Mit-Auszubildenden wurden zu diesen Dienstleistungen nicht herangezogen. Dafür kennt Doris Vogel aber eben die Verwaltung von der Pike auf, wie man so schön sagt. Und geschadet habe es im Zusammenspiel mit den Kollegen auch nicht, denen sie im Laufe der Jahre nicht mehr als Auszubildende, sondern als Vorgesetzte gegenüberstand – ob im Standesamt oder Ordnungsamt als stellvertretende Leitung, als Leiterin des Sozialamtes oder eben heute als Dezernentin. Ein Zeichen, wie hoch die Wertschätzung für die „Kollegin Vogel“ war und ist, dürfte sicher sein, dass sie viele Jahre zur Ausbildungsleiterin und Personalratsvorsitzende gewählt wurde.

Doris Vogel ist Menschenfreundin, die die Sprache ihrer Heimat spricht: „Ich kann sofort in Dialekt fallen – darum war für mich auch der Bürgerkontakt unkompliziert, vor allem bei den älteren, die noch das Obrigkeitsdenken hatten.“ Da es bei ihr aber keine halben Sachen gibt, machten Haltung und Gesinnung nach Büroschluss nicht Feierabend: Sie initiierte und begleitete die „Jülicher Tafel“, stellte das Portal „Jülich hilft“ auf die Beine, gehört dem großen und kleinen runden sozialen Tisch und dem Flüchtlingstisch an, flankiert das Projekt „Hand in Hand“. Immer gilt es, Menschen in prekären und Ausnahmesituationen zur Seite zu stehen. Für ihr Engagement wurde sie 2016 vom Jülicher Rotaryclub mit der Auszeichnung „Paul-Harris-Fellow“ geehrt.

Ja, grinst die bekennende SPDlerin, sie sei mit „rotem Blut“ in den Adern geboren worden, aber „die Stadt Jülich steht an erster Stelle – wenn gute Ideen kommen, egal von wem, dann setze ich sie um“. Es geht immer um „die Sache“.

Hat Doris Vogel Pläne, wenn sie ab August „frei von Pflichten“ sein wird? Sie wird ihrer Reiselust frönen und sich Zeit für die Enkel und das Tennisspielen nehmen und auch für Historienromane, deren Wahrheitsgehalt sie durch Hintergrundrecherche auf den Grund geht. Und selbstverständlich – also aus Doris Vogels Sicht „selbstverständlich“– wird sie sich ehrenamtlich engagieren. „Ich kann ja nicht andere auffordern, ehrenamtlich tätig zu sein, und es dann selbst nicht tun.“ Wo genau, das überlegt sie sich noch. Sie bleibt eben da, wo sie immer war: nah an den Menschen.


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