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Mit Rhythmus im Blut

Samba Batucada – die meisten kennen die wohl bekannteste Form des Sambas aus dem brasilianischen Straßenkarneval. Aber auch in Jülich wird einem diese feurige Art der Musik geboten. Tambour Axé hat den Rhythmus im Blut und beeindruckt seit 26 Jahren mit mitreißender Samba-Musik.

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Probezeit bei Tambour Axé. Foto: Jana Gehlhaar
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13 Sambistas zeigen zurzeit ihr Taktgefühl in Jülichs Bateria. Darunter versteht man unter anderem eine brasilianische Sambaband. Die volle Kraft des Sambas entsteht in einer Gruppe, wenn auf den verschiedensten Trommeln gespielt wird. Die Herausforderung bei einer Gruppe mit vielen Instrumenten ist es, sie so erklingen zu lassen, dass sie im Endeffekt ein einheitliches Klangbild ergeben und zusammen passen.

Von den großen Surdos, Caixas, Timbas bis hin zu den kleinen hellen Tamborims ist in der Gruppe alles vertreten, was den Samba ausmacht. Auch die Samba Shaker und Chocalhos tragen zum rhythmischen Gesamtspiel der Musik bei. Die Repinique spielt eine besondere Rolle beim Batucadastil. Sie wird vom „Leiter“ gespielt. „Die Struktur besteht hierbei meistens aus einem Frage-Antwort-Spiel. Die Repinique fragt also die Bateria etwas, und die Bateria antwortet mit einem bestimmten Rhythmus. Und erst dann steigt man in den eigentlichen Batucada-Rhythmus ein“, erklärt Roger Vallentin, der die Rolle des Leiters der Bateria seit Jahren übernimmt. Die Apito-Pfeife ist dabei sein wichtigstes Hilfsmittel. Die Pfeiftöne geben den Sambistas Signale, auf die meistens ein Handzeichen folgt, das angibt, was als nächstes gespielt wird. Besonders Karneval ist das Spielen aber eine große Herausforderung, da man sich oft in überfüllten Räumen weder sehen noch hören kann. Aber mittlerweile ist die Gruppe in einer solchen Einheit, dass sie auf einfache Handzeichen von Roger Vallentin reagieren können.

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„Auftritte haben wir schwerpunktmäßig immer an Karneval. Wir sind aufgetreten im Kölner Straßenkarneval an Weiberfastnacht und Karnevalssamstag. Auch den Jülicher Kinderkarnevalszug haben wir schon oft begleitet“, so Roger Vallentin. Aber auch im Forschungszentrum und im Rathaus wird an Karneval nicht ohne Tambour Axé gefeiert. Leere Plätze füllen sie dabei immer sehr schnell. „Es ist ein tolles Erlebnis, wenn man den Karneval mal aus einer ganz anderen Sichtweise erlebt. Also nicht nur zugucken. Sondern selber derjenige zu sein, der auf der Bühne steht.“ Roger Vallentin, und da stimmen ihm seine Bandkollegen zu, findet den Straßenkarneval in Köln jedes Jahr aufs Neue am besondersten. „Das Zusammenspiel zwischen uns und den Zuschauern ist einfach klasse.“

Außerhalb von Karneval tritt Jülichs Bateria auf Geburtstagen, Hochzeiten und anderen gebuchten Auftritten auf. Dabei ist es oft schwierig, die Familie, den Beruf und das musikalische Hobby unter einen Hut zu bringen. Meistens werden mindestens acht Sambistas benötigt, um einen gelungenen Auftritt auf die Bühne bringen zu können. Und dann müssen bestenfalls von jeder Instrumentengruppe mindestens zwei dabei sein.

Zurzeit hat Tambour Axé 13 aktiv spielende Sambistas, die auch regelmäßig mitproben und verlässlich sind. Doch das war nicht immer so. Vor einigen Jahren ist die Bateria aus ihrem eigenen Rhythmus gefallen: Sie haben sich nicht mehr als Einheit gefühlt. Da zu dieser Zeit häufig nur die Hälfte der Mitglieder zu den Proben erschienen sind, machte sich Tambour Axé damals auf die Suche nach neuen Mitgliedern. Daraus resultierte eine Gruppe von 20 Sambistas. Zu viele unterschiedliche Persönlichkeiten trafen aufeinander, und „es hat einfach nicht mehr gepasst“, erzählt Roger Vallentin und sagt, das habe ganz eindeutig die Lust am Spielen vermindert. Die Gruppe musste sich dann der Entscheidung stellen, dass es so nicht mehr weiter ging, und hat die Gruppengröße auf die ursprünglichen 6 Trommler reduziert. Obwohl man bei Sambagruppen sagen kann, desto mehr Sambistas, desto besser, meint Roger Vallentin heute: „Mit diesen sechs Leuten konnten wir besser zusammen spielen als mit den vorherigen 20. Man hatte endlich wieder Lust am Spielen.“ Auch persönlich kam man super in der neuen Gemeinschaft, der Quelle der heutigen Einheit, klar.

Samba Batucada eignet sich für jeden. Einsteiger wie auch Fortgeschrittene können hier in einer Gruppe harmonieren. Hauptsächlich besteht Tambour Axé aus Laien, die keinerlei Musikvorkenntnisse haben. Der „Dirigent“ der Bateria Roger Vallentin gesteht: „Ich kann keine Noten lesen. Wenn ich mir also Videos anschaue und versuche aufzuschreiben, was gespielt wird, schaut der einzige von uns, der eine Musikausbildung hat, sich das an und lässt es sauber klingen.“ Die Noten sind hier also kein Medium, mit dem kommuniziert wird. Es geht alles nach Gehör und Zählen, um die richtigen Einsätze zu kennen. Dabei ist es sogar sehr wichtig, sich von den Noten trennen zu können, damit man nicht zu sehr an einem statischen Ablauf hängt. Denn Musik kann man auch wunderbar ohne Noten machen. Man muss nur den richtigen Rhythmus entwickeln, um eine Einheit zu bilden. Samba Musik hat vielmehr mit Gefühl zu tun als dem Ablesen von vorgeschriebenen Abläufen.

Schon seit 1994 begeistert Jülichs Bateria mit Rhythmus- und Taktgefühl und einer Musik, die hier doch recht fremd ist. Im Januar 1994 in einem Skiurlaub hatte eine Handvoll, die die Gründungsmitglieder der heutigen Gruppe darstellen sollten, ein paar verkleidete Musiker bei ihrem Ausklang in einer Kneipe beobachten können. Auf Nachfrage wurden sie nach draußen geschickt, um sich das Spektakel selbst anzuschauen. Um die Ecke spielte eine recht große Gruppe Schlagzeuger und Blasinstrumentaler Samba-Musik. „In Skistiefeln und -klamotten hörten wir denen dann zu und waren sofort begeistert. Das wollten wir auch machen“, erzählt Roger Vallentin genauso enthusiastisch wie damals. Die Musik der Gruppe hat ihren Ursprung in Brasilien und in der alemannischen Guggenmusik, die ihren Ursprung in Süddeutschland hat und in der Fastnacht gespielt wird.

Tambour Axé hat sich nicht auf die alemannische Blasmusik gestürzt, sondern auf die brasilianisch-rhythmische und suchten nach ihrer Heimreise direkt den Kontakt zu einem chilenischen Trommellehrer aus Köln. Nach intensiven Proben hatten sie bereits nach 2 Monaten ihren ersten Auftritt in Jülich. Über die ersten zehn Jahre hatten sie verschiedene Trommellehrer und sind in ihren Fähigkeiten und Sambistas stetig gewachsen.

Auch wenn Karneval in der folgenden Session noch in den Sternen steht, ist Roger Valentin optimistisch: „Irgendetwas wird es geben. Wenn etwas stattfindet, dann wahrscheinlich draußen. Und wir haben auch schon bei Schnee gespielt. Mit entsprechenden Maßnahmen wird es schon funktionieren.“ Falls Karneval also stattfindet: Tambour Axé ist auf jeden Fall startklar.

Im „Fotoalbum“ geblättert haben Frank Lafos und Dorothée Schenk


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