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Bis heute ist Edmund Giesen in Jülich zur Karnevalszeit in aller Munde. Ihm verdankt die Herzogstadt ihre Hymne. „Jülich an de Rur“ gehört zu den jecken Tagen wie die Narrenkappe und das Kölsch.

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Heimatdichter Edmund Giesen. Foto: privat
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Heimatdichter aus Berufung war Edmund Giesen. Dabei war er von Hause aus kein „Meister“ der Wörter, sondern Schlossermeister. Ein Handwerker durch und durch, der zu den Heimkehrern gehörte, die Jülich wieder mit aufgebaut haben. Sein Enkel Willi Romes berichtet mit noch heute leuchtenden Augen von den vielen Stunden, in denen er im Heckfeld mit seinem Großvater zusammen gewerkelt und geschraubt hat. Vom Dichten erzählt der Enkel nicht. Schlosser dichten schließlich nicht, das ist rein handwerklich befremdlich, obliegt ihnen qua Profession doch das Schweißen, Biegen und Formen von Metallen. Bei Edmund Giesen ließ es sich aber offenbar mühelos auf Wörter übertragen. Ihm gelang es in Versen, die Reime zusammenzuschweißen, Worte zu formen und letztlich auch manche Strophe in das Versmaß zu „biegen“.

Ein wenig einseitig, so formulierten es Zeitgenossen, sei sein Liedgut. Edmund Giesen war vor allem getragen von der Liebe zu seiner Heimatstadt, und davon sprechen seine Gedichte und Lieder eine beredte Sprache. Sie heißen etwa: Et Ovens op de Köllestraß zwesche Neun on Zehn, Sommerabend an der Rur, Wenn auf dem Schlossplatz die Blumen wieder blühen, Onsere Zoo em Bröggekopp. „Edmund Giesen hatte sich besonders der leichten Muse verschrieben. So kündete auch alles von seinem Frohsinn, seinem Humor und seiner Liebe zur Geselligkeit“, formulierten es Josef Rahier und Wilhelm Becker.

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*Dieses Büchlein diente der Autorin als Quelle. Die Zitate sind hieraus entnommen. Foto: tee
Gerne, so erinnert sich Enkel Willi Romes, versammelte er die Menschen in seiner Nachbarschaft um sich. Er habe gern und viel gelacht. Mutterwitz attestierten ihm seine Weggefährten, unter denen die Freunde und Bekannten den Dichter „unseren Ed“ genannt haben sollen. Vor allem war Edmund Giesen aber auch eines: Karnevalist, „der es verstand, seinen Liedern den gewissen Schuss Freude zu geben, die alle mitriss, wenn er von der Bühne herunter seine dichterischen Einfälle unters Volk zu streuen wusste“.

Seit 1934 gehörte Edmund Giesen der KG Rurblümchen an. Die Gesellschaft widmete ihm das Büchlein „Jülich an der Rur. Saache zom Nohdenke, Schmunzele on Laache*“, das pünktlich zum Sessionsbeginn am 11.11.1973 veröffentlicht wurde. Zwei Jahre nach seinem Tod. Edmund Giesen starb am 20. Dezember 1970.

Der Hexenturm. Foto: Ingrid Pütz

De Hexetour

Jede Stadt, ob jruß, ob kleen
hätt, so wie me sät,
irjendwie von alters her ihre Rarität. Kölle hätt de Kölsche Dom Düsseldorf de Kö,
Oche hätt de Hansemann, on wat ham mir he?

Refrain:
Mir hann noch jet, wat keene hätt, ne ahle Hexetur.
Jo dat es Jülich, Jülich an de Rur, jo dat es Jülich,
Jülich an de Rur.

Neulich sting om Maat ene Heer, dä sät: Ich ben platt;
denn me kennt sich bald net mie en der schönen Stadt.
Was das Auge sehen kann
es su akurat.
Dorob hann mir dann dem Mann en et Uhr jesaat:

Refrain:

Hann mir och kee Nachlokal wie en andere Stadt,
hann mir doch ob jeden Fall he de Promenad.
Hann mir och kee Opernhus on kee Variete,
mache mir ons jarnix drus, dofür hann mir he:

Refrain:

Text: Edmund Giesen

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Dorothée Schenk
Freie Journalistin, Redakteurin (gelernt bei der Westdeutschen Zeitung in Neuss, Krefeld, Mönchengladbach) und Kunsthistorikerin (M.A. in Würzburg) Gebürtige Sauerländerin und Wahl-Jülicherin.

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