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Gasleitung trifft Naturschutz

Die Kastanienallee auf dem Rurdamm ist beliebtes Ziel für Radfahrer und Spaziergänger, die nahe der Stadt ein bisschen Natur um sich haben wollen. Doch schon seit Jahren setzen verschiedene Umwelteinflüsse den Bäumen zu. Die anhaltende Trockenheit sowie die Miniermotte, deren Raupen das Blattwerk befallen, schaden den Kastanien und geschwächte Bäume werden anfällig für einen Befall mit dem Bakterium Peseudomonas – ein weiterer Verursacher des Kastaniensterbens.

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Kastanienallee Rurdamm 2020. Foto: Volker Goebels
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Darüber hinaus gibt eine weitere Sache, die die Fällung weitere Bäume zukünftig notwendig machen könnte. Unter den Kastanien verläuft entlang des Rurdamms eine Gasleitung der Firma Thyssengas. An dieser Leitung wurden vor kurzem Wartungsarbeiten vorgenommen. Wie Das Unternehmen auf Anfrage mitteilte, „wurden massive Interaktionen zwischen den Wurzeln einer Rosskastanie und der Leitung festgestellt. Diese haben zu einem Schaden an der Leitungsumhüllung geführt, der saniert werden muss. Dafür ist eine Entfernung der Wurzeln zwingend erforderlich.“ Nach der Entfernung dieser Wurzeln galt der Baum nicht mehr als standsicher und wurde damit zu einer potentiellen Gefahr für Passanten. Der Baum muss in der Folge gefällt werden.

Die Leitung ist knapp 90 Jahre alt. Da sich damit die durchschnittliche „Lebensdauer“ einer solchen Leitung dem Ende zuneigt, ist es wahrscheinlich, dass zukünftig immer wieder Wartungs- und Reparaturarbeiten an der Gasleitung vorgenommen werden müssen. Akut seien, so die Auskunft von Thyssengas, keine weiteren Maßnahmen geplant. Allerdings heißt es weiter: „Dennoch besteht aus Sicht von Thyssengas absehbar weiterer Handlungsbedarf, da im Bereich der Kastanienallee nach wie vor zahlreiche Bäume im Nahbereich der hier verlaufenden Gasleitungen stehen. Diese können die Sicherheit des Leitungssystems gefährden.“

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Die Bürgerinitiative „Kastanienallee Rurdamm“ machte darauf aufmerksam, dass Thyssengas bereits im Frühjahr 2019 angekündigt hatte, 38 Kastanien nahe der Gasleitung fällen zu wollen. In der Niederschrift des Ausschusses für Planung, Umwelt und Bau wird wird seitens der Bürgerinitiative sogar von gefährdeten 59 Bäumen gesprochen. Darüber hinaus zeigt sich deutlich, dass der Zustand der Leitung und die damit zusammenhängende Fällung der Bäume kein neues Thema ist. So werden unter dem Tagesordnungspunkt „Trassenfreischnitt an Gashochdruckleitungen im Bereich der Stadt Jülich durch die Fa. Thyssengas / hier: Fällung von Pappeln und Kastanien im Bereich der Rur und Bahnhofstraße“ zahlreiche Lösungswege, wie ein gleichzeitiger Schnitt von Wurzeln und Krone oder eine Verlegung der Leitung diskutiert, um die Kastanien in der Nähe der Leitung zu erhalten. Außerdem steht geschrieben, dass aufgrund der Gasleitung keine Bäume gefällt werden sollen. Das hat sich nun durch die kürzliche Fällung wegen notwendiger Wartungsarbeiten nicht bestätigt. Eine akute Gefahr durch eine beschädigte Leitung wird in der Schrift übrigens ausgeschlossen.

Die Bürgerinitiative redet von einem „Stückwerk“ und rechnet mit weiteren Schachtungen durch die Firma Thyssengas, was „mit Sicherheit das Fällen dieser weiteren Kastanien zur Folge hätte“. Nach Intervention der BI habe Thyssengas nun inzwischen verlauten lassen, man plane derzeit nun doch keine weiteren Schachtungen am Rurdamm. Mittelfristig sei das aber nicht auszuschließen.

Schlussendlich fordert die Bürgerinitiative eine Stilllegung der Gasleitung. „Aus unserer Sicht kann es nicht angehen, dass wegen einer circa 90 Jahre alten Gasleitung, die das Ende ihrer Lebensdauer nahezu erreicht hat, eine Vielzahl alter Bäume gefällt werden soll. Das widerspricht den Vorgaben des § 41 LNatSchG zum Schutz von Alleen,“ sagt Kurt Friedrich von der Bürgerinitiative. Vor diesem Hintergrund läge es nach Auffassung der Bürgerinitiative nahe, die Bäume stehen zu lassen und sofort an anderer Stelle eine neue Gasleitung zu verlegen.

Die Fällung Baumes in Folge von Wartungsarbeiten an der Gasleitung war auch in der jüngsten Ausschusssitzung „Planung, Umwelt und Bau“ Thema. Auch hier machte beispielsweise Christian Klems (UWG) auf das alter der Leitung aufmerksam. „Wir sind der Meinung, dass die Gasleitung verlegt werden sollte. Thyssengas sieht das anders“, sagte der Beigeordnete der Stadt Jülich, Martin Schulz, anschließend.

Das Unternehmen Thyssengas gibt sich gesprächsbereit und hat in dem Pressestatement ein Gespräch mit allen Akteuren rund um die Kastanienallee des Rurdamms angeboten, um ein Gesamtkonzept zu entwickeln. Das deckt sich auch mit der Bürgerinitiative „Kastanienalle Rurdamm“, die das Angebot von Thyssengas, vor Fällungen von Kastanien mit der Stadt Jülich unter Beteiligung der Bürgerinitiative das Gespräch zu suchen, begrüßte.


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