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Was bewegt… Lich-Steinstraß?

Der HERZOG besucht derzeit alle Ortschaften und deren Ortsvorsteher und Ortsvorsteherin. Im Jahr 2021 startete die Stadt Jülich das so genannte Dorfentwicklungskonzept – ein Instrument, um Lösungen für die aktuellen Herausforderungen im „ländlichen Raum“ zu entwickeln. Gespannt erwartet wird nach zwei Terminrunden mit der Stadtverwaltung auf die Ergebnisse. Ein Besuch im "jüngsten" Stadtteil: Lich-Steinstraß.

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Michael Breuer ist seit 2020 Ortsvorsteher in Lich-Steinstraß. Foto: Dorothee Schenk
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Wenig große Themen stehen derzeit in Lich-Steinstraß an, so Michael Breuer, der in der Riege der Ortsvorsteher der Junior ist. Nicht erwähnenswert seien Alltäglichkeiten wie Klagen über die Straßenreinigung etwa, die vor allem im Herbst öfter angesprochen würden, oder Kleinigkeiten, die leicht zu beheben seien. Der größte Punkt, der wohl am Ort für Unruhe gesorgt hat, ist der Wegfall der Gaststätte „Maiblömche“, die Vereinslokal war für den Fußballclub und die Karnevalsgesellschaft. Damit ist ein zentraler Versammlungsort entfallen. Jetzt entstehen dort Wohnungen. „Glücklicherweise haben wir noch das Lokal ,Adria'“, sagt Breuer, wohl wissend, dass damit Lich-Steinstraß im Orchester der Stadtteile mit bislang zwei „Theken“ die erste Geige spielt. Da ist der Einäugige eben immer noch König. Zusätzlich bietet jetzt der FC Germania an drei Tagen unter der Woche eine Möglichkeit zur Begegnung, indem er das Vereinsheim öffnet.

Wichtig sei das Thema „Begegnung“ eben auch, weil die Vereinslandschaft davon lebt. In Lich-Steinstraß werde zuweilen der Vereinsvorsitz noch innerhalb der Familie weitergebenden, sagt Breuer mit Augenzwinkern. So sei er auch zu dem Vorstandsposten beim Fußballverein gekommen, den er nun wegen der neuen Aufgabe des Ortsvorstehers an Ulrich Kalisch abgegeben habe. Allerdings müsste – soll dieses Verfahren weiter Zukunft haben – jungen Familie die Möglichkeit geboten werden, sich im Stadtteil anzusiedeln. Das heiße Eisen Baugrundstücke. Viele Junge würden bleiben wollen, wenn sie denn ein Eigenheim errichten könnte. Hinter dem Sportplatz, erläutert Michael Breuer, der wie viele zur zweiten „Umsiedlungs-Generation“ gehört und das Elternhaus übernehmen konnte, gäbe es ein Areal an der Licher Allee vor dem kleinen Wäldchen. „Es war vor einiger Zeit angedacht, mit dem Eigentümer RWE etwas zu entwickeln. Das ist aber Zukunftsmusik.“ Und – um im Bild zu bleiben – die wird wohl erst in Jahrzehnten gespielt, schätzt Breuer. Natürlich stünden auch immer wieder Häuser zum Verkauf, aber diese bewegten sich in den gehobenen Preisklassen, seien also für junge Familien nicht wirklich erschwinglich.

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Die Bürgerhalle von Lich-Steinstraß. Foto: Dorothée Schenk
Lich-Steinstraß gehört auch zu den privilegierten Stadtteilen, die außerdem noch über eine Bürgerhalle verfügen. Eignerin ist die Stadt Jülich. Über die Zukunft der Bürgerhalle wird schon nachgedacht. „Es wird ja irgendwann in den nächsten Jahren auf uns zukommen, dass die Feuerwehr ausziehen wird und gegebenenfalls muss man sich dann überlegen, was mit der Bürgerhalle passiert.“ Da die Feuerwehr der Bürgerhalle vorgelagert ist, könnte nach dem Auszug eine Erweiterung eine Perspektive sein. „Das steht aber noch in den Sternen.“ Gewünscht ist in diesem Zusammenhang auch eine Aufwertung des Matthiasplatzes. Er wird derzeit überwiegend als Parkfläche genutzt. Abgewogen werden muss nach Ansicht des Ortsvorstehers aber der Nutzen für die Vereine. „Zur Karnevalszeit ist der Großteil der Fläche durch das Zelt belegt“, gibt er zu Bedenken. „Da müsste ein Konzept her, das alle Bedürfnisse unter einen Hut bringt.“

Eine Zeitlang beschäftigte die Gemüter die Nachbarschaft mit der Fachhochschule, beziehungsweise mit dem „Studentenvolk“. Vor allem in den Sommermonaten kann es zur Partyzeit etwas lauter werden, räumt Michael Breuer ein. „Ich glaube, das ist inzwischen ganz gut geregelt.“ Willi Erkens habe einen guten Draht zu den Studierenden-Vertretern, die vorher ankündigen würden, wann sie feiern und auch Ansprechpartner austauschen würden. Konstruktiv angegangen würde auch das Thema „Lärm durch den von-Schöfer-Ring“. Eine ortseigene Interessensgemeinschaft würde sich in Zusammenarbeit mit der Stadt und der Zuckerfabrik um eine Verbesserung der Situation bemühen.

Apropos Verkehr: Es wird zu schnell gefahren. Zwar gilt innerhalb der Ortsschilder Tempo 30, aber gerade die Steinstraßer- und Licher Allee böten die Möglichkeit schneller zu fahren. „Jeder der Kinder hat, weiß, dass es einem die Sorgenfalten auf die Stirn treibt.“ Natürlich habe es Geschwindigkeitsmessungen gegeben. Allerdings hätten sich die Messpunkte schnell herumgesprochen, die Fahrer hätten ihr Tempo angepasst und sie wäre die Auswertung nicht mehr so aussagekräftig. Hier ist also keine Lösung in Sicht.

Das Dorfentwicklungskonzept sieht Michael Breuer kritisch: Nach dem Workshop sei lange Zeit wenig bis gar nichts passiert. „Die Einwohner fragen mich ,Wie geht es weiter‘ und ich kann nicht wirklich Antworten geben.“

Der Herzog stellt Fragen
Was muss in den Ortschaften rund um Jülich passieren, damit sie auch in Zukunft attraktive Wohnorte bleiben – oder sich dazu entwickeln? Laut Statistischem Bundesamt wird bis Mitte 2030 die Anzahl der Menschen im Rentenalter um etwa 20% steigen. Der Verkehr als größter Verursacher von Treibhausgasen, erfordert ein Umdenken, gerade bei der Anbindung der Dörfer an die Stadt – Stichwort Mobilitätswende. Die Stadt Jülich möchte außerdem wachsen, und potenzielle Neubürger brauchen Wohnraum. Gerade zugezogene Städter beteiligen sich aber oft weniger am Vereins- und Gemeinschaftsleben der Dörfer. Dafür Lösungen zu entwickeln ist unter anderem Aufgabe von Dorfentwicklungskonzepten. Wo der Schuh am meisten drückt, möchte der HERZOG mit den Ortsvorstehern in einer Artikel-Serie klären.


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