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Birke Kamburg

Von einer die weiß, wogegen welches Kraut gewachsen ist.

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Birke Kamburg. Foto: La Mechky plus
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Da kommt eine, die weiß, was sie will. Dass sie ihre Standpunkte mit einem offenen Lächeln einfordert, macht es dem Gegenüber erstaunlich leicht, darauf einzugehen. Vielleicht ein Betriebsgeheimnis von Birke Kamburg? Als Heilpraktikerin hat sie nicht nur den perfekten Vornamen für eine Ausgabe, bei der Pflanzen im Mittelpunkt stehen, sondern vor allem berufungsgemäß mit der Natur zu tun. Dazu gekommen ist sie auf Umwegen – dabei war ihr der Einsatz um das Wohl der Menschen eigentlich in die Wiege gelegt worden. Der Vater arbeitete als Ingenieur für medizinischen Gerätebau, die Mutter als Medizinisch-technische Assistentin (MTA). „Die kleinen Reagenzgläser und Spritzchen mochte ich schon immer. Da habe ich zu Hause schon mit gespielt“, erzählt Birke Kamburg.

Ihr erster Lebensplan sah allerdings anderes vor: „Eigentlich wollte ich Meeresbiologie studieren.“ Die Umsetzung scheiterte nicht an mangelnder Qualifikation, sondern an der Regierung. Hinter dem – wie man einst sagte – „eisernen Vorhang“ in Jena ist die heute 59-Jährige geboren. Bekanntermaßen kam es bei der Studienplatzvergabe in der DDR nicht nur darauf an, dass die Noten passten. „Nicht parteigetreu, nicht liniengetreu“ und schon ausgemustert. Bereits als 15-Jährige plante sie, einen Ausreiseantrag zu stellen. Grundsätzlich hätten sich die Eltern nicht dagegen ausgesprochen, aber doch immer einen Grund für eine Verzögerung gefunden. Erst ein Praktikum in der Arbeitshygiene in Merseburg und eine dreijährige MTA-Ausbildung später hat Birke Kamburg 1987 „rübergemacht“. Allerdings nicht mit legalem Ausreiseantrag. „Ich habe eine Besuchsreise nach Itzehoe in Schleswig Holstein zu einer Tante meines Vaters beantragt, die auch bewilligt wurde. Da bin ich nie angekommen“, berichtet sie verschmitzt grinsend. In Gelsenkirchen bei der Familie der Mutter fand Birke Kamburg den ersten westdeutschen Wohnsitz. Beruflich Fuß zu fassen, gestaltete sich nicht einfach, denn sie musste ohne „Papiere“, also Zeugnisse und Ausbildungsnachweise, ausreisen. Eine Bekannte der Eltern schmuggelte diese später im Unterrock eingenäht aus der DDR. „Wir wissen heute, dass sie bei der Stasi war.“

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Ob sie sich noch erinnern kann, wie sich die Unterschiede zu ihrem Leben in der DDR angefühlt haben? Nach einem Moment des Nachdenkens kommt die klare Antwort: „Das einzige, was die beiden Staaten gemeinsam hatten, war die deutsche Sprache. Ansonsten waren sie grundverschieden. Was mir durch die erste Zeit geholfen hat, war mein starker Wille. Der thüringische Zungenschlag brachte ihr anfangs so manche „blöde Bemerkung“ im Nebenjob als Kellnerin ein. „Den habe ich dann beim Theaterspielen irgendwie verlernt.“ Vier Jahre stand sie in Herne fürs Volkstheater auf der Bühne. Nicht nur gut für die Freizeitgestaltung, wie sich rausstellte, sondern auch fürs berufliche Fortkommen. „Da lernte ich jemanden aus der Personalverwaltung in Bochum kennen, der sagte: ,Da ist eine MTA Stelle frei.’“

Sieben Jahre als MTA in Bochum, fünf in der Gerinnungsforschung im Klinikum Essen, Zusatzqualifikation als Fachassistentin für medizinische Mikrobiologie draufgesattelt, „Springer, weil mir ein Arbeitsplatz irgendwie zu langweilig war“, als MTA selbständig gemacht, inzwischen den Mann fürs Leben im Fitnessstudio kennengelernt sowie Mutter geworden– aber immer noch keine Naturheilkunde?

Die Entscheidung dafür war eine zufällige, geboren aus einer persönlichen Betroffenheit. Eine Erkrankung im nahen Umfeld, bei der herkömmliche Behandlungsmethoden nicht zum Erfolg führten, brachte Birke Kamburg in Kontakt mit einer Nachbarin – einer Heilpraktikerin. „Ich habe mit der Ausbildung angefangen, um anderen diesen ,Weg’ zu ersparen.“ Beim europäischen Verband für Naturheilkunde in Duisburg hat sich die inzwischen 36-Jährige drei Jahre lang ausbilden lassen und ihren Abschluss gemacht – zusätzlich zum Broterwerb Mikrobiologie, für den die selbständige Unternehmerin inzwischen drei Angestellte beschäftigte. Auch dann noch als sie 2009 mit ihrer Familie vom Ruhrgebiet ins Rurgebiet nach Jülich umzog und gleich in der Lohfeldstraße ihre Heilpraktiker-Praxis eröffnete. Erst Anfang diesen Jahres hat sie diese „Parallelwelt“ Mikrobiologie-Hömöopathie aufgegeben und widmet sich in ihrer Praxis in Lich-Steinstraß nur noch der direkten Arbeit mit den Menschen.

Was für ihr eigenes Leben gilt, das gilt auch für Birke Kamburgs Haltung als Heilpraktikerin: Es geht um Veränderungen und Anpassungen der Umstände an neue Situationen. „Ich mache klassische Homöopathie mit der Spezialisierung Miasmatik“, erklärt sie. Wenn sich im Heilungsprozess das Krankheitsbild verändert, so ihre Überzeugung, müssten die „Mittel“ diesen Veränderungen angepasst werden. „Die Miasmatik folgt einem Prozess, was mir sehr in meiner Denkweise entgegenkommt“. Das zweite Feld, dem sie sich widmet, ist die Amerikanische Chiropraktik. Auch hier gibt es einen philosophischen Überbau: „Es ist keine Schmerzbehandlung im eigentlichen Sinne, auch keine einmalige Therapie.“ Es gehe nicht um das bekannte „Knack“, und der Schmerz sei behoben, sondern um eine Regelmäßigkeit, um Körper und Geist zu unterstützen, um „beweglicher, ausgeglichener, stabiler“ zu sein. Also abgekürzt um ein Ganzheitsprinzip.

Beide Praxisschwerpunkte hätten viel mit Empathie zu tun, und „das kann ich, glaube ich, gut“. Und eine allgemeine Weisheit hat die Heilpraktikerin parat: „Freude hilft im Leben, hilft auch, um gesund zu werden, hilft, um gesund zu bleiben und die Psyche ausgeglichen zu haben sozusagen.“ Und wenn es mit dem „Spaß und der Freude“ mal nicht so klappt, was hilft ihr selbst dann? „Ich mache Yoga, gehe laufen, tatsächlich gerne wandern, ja, und ich mache Atemtechniken. Ich lese sehr gerne, wenn ich dazu komme“, zählt sie auf, „und ich koche gerne!“ Naturbelassen und gerne mit Kräutern übrigens. Bei der Vorratssuche hilft schon mal der Gang in den Wald oder den eigenen Garten, meint Birke Kamburg augenzwinkernd: „Mein Garten ist deswegen ein bisschen verunkräutert, und weil manchmal auch die Zeit fehlt, nicht so ganz aufgeräumt.“

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Dorothée Schenk
HERZOGin mit Leib und Seele. Mein HERZ schlägt Muttkrat, Redakteurin gelernt bei der Westdeutschen Zeitung in Neuss, Krefeld, Mönchengladbach und Magistra Atrium der Kunstgeschichte mit Abschluss in Würzburg. Versehen mit sauerländer Dickkopf und rheinischem Frohsinn.

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