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Mit vier Hufen Nachteile ausgleichen

Auf dem Pferderücken sitzt Jana Pistel, früher Engels, schon quasi seit sie laufen kann. Im Alter von gerade einmal sechs Jahren bekam die junge Frau ihr erstes eigenes Pony namens „Schipsie“. Das es beruflich mal „irgendwas mit Pferden“ werden sollte, war der passionierten Reiterin schon früh klar, aber welche Richtung genau sie einschlagen würde, eher nicht. Auch dass sie eines Tages tatsächlich mal einen eigenen Hof leiten würde, hat sich die heutige Reittherapeutin als Teenie wohl kaum träumen lassen. Heute ist sie Unternehmerin.

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Jana Pistel bei der Arbeit. Foto: privat
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Gewissheit über die berufliche Zukunft brachte ein ausgedehntes Praktikum. Nach der zwölften Klasse hatte Jana Pistel die Nase voll von der Schule und schmiss alles hin, um sich sofort und mit Feuereifer in ihr einjähriges Praktikum auf dem Hof einer bis heute befreundeten Therapeutin zu stürzen. „In dieser Zeit habe ich dann meinen Trainerschein gemacht“, erinnert sich Jana Pistel. Mit der Trainer C-Lizenz der deutschen reiterlichen Vereinigung, kurz FN, in der Tasche machte sie sich auf den weiteren Weg, der sie schließlich ins Broicher Mühlenend führte, wo sie heute einen eigenen Therapiehof führt. Dort leben 17 Pferde, die meisten sind robuste und wetterfeste Isländer. Neben den tierischen Therapeuten arbeiten noch zwei weitere pädagogische Fachkräfte gemeinsam mit Jana Pistel in der Reittherapie.

Zum ersten Trainerschein gesellen sich inzwischen eine Reihe weiterer Qualifikationen: Neben der B-Lizenz der FN ist sie auch Ausbilderin im Behindertenreitsport sowie Hippotherapeutin. Beide Weiterbildungen hat Jana Pistel nach den strengen Richtlinien des DKThR, des Deutschen Kuratoriums für das Therapeutische Reiten, erworben. „Ich habe mich für den langen und teuren Weg entschieden“, schmunzelt sie rückblickend und schiebt auch gleich die Erklärung hinterher: „Der Beruf ist nicht geschützt, Reittherapeut darf sich im Prinzip jeder nennen, aber mir war eine gute Ausbildung einfach wichtig.“ Machen darf diese Ausbildung auch keinesfalls jeder, der sich im Sattel halten kann. Das DKThR lässt nur Menschen mit einer therapeutischen und/oder pädagogischen Grundausbildung zu einer seiner Ausbildungen zu. Jana Pistel beispielsweise hat zunächst eine Ausbildung als Physiotherapeutin absolviert – heute kombiniert sie beide Berufe „quasi 50/50“, und beides ergänzt sich optimal, wie sie zufrieden feststellt. Folgerichtig hat die Physiotherapie-Praxis ihr Domizil ebenfalls auf dem Hof, so dass die Therapeutin und ihr treuer Begleiter, Hofhund Ernie, zwischen zwei Therapiestunden keine weiten Wege zurücklegen müssen.

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Ob schwer- oder sogar mehrfach behindert, blind oder einfach nur vernarrt in Pferde – auf dem Broicher Reithof treffen die unterschiedlichsten Menschen zusammen. Manche nehmen „nur“ Reitstunden – die übrigens alle integrativ angeboten werden – wieder andere bekommen Einzeltherapien, ob auf dem Pferderücken oder eben nebenan in der Praxis.

Ein volles Programm, das sich nur mit zwei dicken Kalendern und tatkräftiger Unterstützung mehrerer Mitarbeiter stemmen lässt. Doch solange sie ab und an selbst noch auf dem Pferd sitzen kann, scheint für Jana Pistel die Welt in Ordnung. Und das nächste Projekt steht bereits vor der Tür: Mit Sack, Pack, Pferden und Hund wird die vielbeschäftigte Therapeutin in absehbarer Zukunft auf den noch nicht gebauten neuen Hof umziehen. Ein paar Straßen weiter soll die eigene Reitanlage entstehen, dann wird es auch eine Halle geben. Wie weit die Planungen gediehen sind? Dazu kann Jana Pistel tatsächlich nicht allzu viel sagen: „Die Planungen hab ich abgegeben, darum wollte ich mich nicht auch noch kümmern.“ Spricht’s, dreht sich um, pfeift nach Ernie und macht sich auf in die nächste Therapiesitzung, schließlich wartet schon wieder ein Klient auf Zuwendung.

Wer sich selbst ein Bild machen möchte, wird hier fündig: www.reittherapie-jana-engels.info

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Britta Sylvester
Klönschnacktee mit der Muttermilch aufgesogen und inzwischen beim rheinische Kölsch angekommen. Übt sich in der schreibenden Zunft seit Studententagen zwischen Tagespresse und Fachpublikationen und… wichtig: ließ das JüLicht mit leuchten.

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