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Liz Samans

Platzreife auf beiden Seiten hat Liz Samans - als Schiedsrichterin und Fußballspielerin.

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Liz Samans. Foto: La Mechky plus
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19 Jahre alt, lässig in Jeans und Pullover gekleidet strahlt Liz Samans entspannte Gelassenheit aus. Da traut man ihr auf den ersten Blick gar nicht zu, dass sie ganz schön austeilen kann, rote und gelbe Karten nämlich. Sie kann auf Konfrontation gehen, Männer vom Platz stellen oder auch mal sehr laut und deutlich werden. Auf den Fußballplätzen der Region ist Liz von Bambini-Beinen an zu Hause. Zuerst trat sie für die Viktoria Koslar den Ball. Später wechselte sie in die Mädchenmannschaft nach Welldorf, wohin sie nach einem Intermezzo in der ersten und zweiten Damenmannschaft beim FV Mönchengladbach und Gastspiel in der Regionalliga zurückkehrte. Vier Jahre lang „pfiff“ sie als Schiedsrichterin Partien an den Wochenenden – seit drei Jahren erlebt sie als Stürmerin vom Spielfeld aus die „Unparteiischen“. Eine Medaille mit zwei Seiten.

Ja, der Umgang sei rauh geworden. Viele Unterschiede bei Frauen und Männern auf dem Spielfeld kann Liz Samans nicht ausmachen. „Das ist schon manchmal erschreckend“, stellt sie fest. Am schlimmsten allerdings seien bei den Jugendspielen die begleitenden Elternteile, die Spieler der gegnerischen Mannschaften „mit Wörtern beleidigen, die nicht mal die eigenen Kinder kennen“. Das sei schon traurig. Schließlich ging es um den Spaß am Sport.

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In eine fußballaffine Familie hineingeboren, deren Herz für die Raute und die einzig wahre Borussia schlägt, fiel sie beim gemeinsamen sonntäglichen Spielegucken auf, weil sie schon immer einen Blick dafür hatte, wer im Abseits stand, foulte oder andere Regelverstöße beging. „Meine Eltern meinten irgendwann: Liz, wie wär‘ es denn, wenn…“ Und so meldete sich die Zwölfjährige beim Schiedsrichter-Lehrgang an. Scheint früh? Ist früh, aber trotzdem ein Schritt, den Liz Samans nie bereut hat. „Manche fragen mich: Was hat das mit Deinem Leben außerhalb des Fußballs zu tun? Ich finde, Schiedsrichter in jungen Jahren zu sein, trägt extrem zur persönlichen Weiterentwicklung bei.“

Aber die „Schule“ war schon hart, wie sie lernen musste. Dabei geht es weniger um das Regelwerk, das an sieben Samstagen im Vereinsheim im Karl-Knipprath-Stadion vermittelt und schließlich abgefragt wird, oder den Sporttest. Es sind die Beleidigungen, Pöbeleien und… Nein, keine Tätlichkeiten, aber körperliche Übergriffe, wenn ein Trainer wutschnaubend den „Schiri“ angeht. Das muss man erst mal verkraften. Als Teenager sei das gar nicht so einfach. An eine Situation erinnert sich die 19-Jährige noch sehr lebhaft: Es war bei einem Spiel in Stetternich, sie war 15, und der Trainer der Gastmannschaft „hat mich angepackt und beleidigt“. Sie sei ruhig geblieben und habe dreimal einen Spielfeld-Verweis ausgesprochen. Achtung, Fachwissen: Platzverweise können nur Vereinsvertretungen erteilen. Letztlich sei der Mann gegangen, aber ruhig zu bleiben, das koste schon Selbstbeherrschung. „Mein Kopf war in dem Moment völlig leer“, gesteht sie. Aber auch daraus lerne man. „Man hält mehr aus“, sagt Liz Samans. Das gelte im Privaten als jüngstes Mitglied der Familie.

Und wie ist das als Spielerin? Ist man kritischer oder hat man auf dem Platz mehr Verständnis für den „Schiri“? Da lacht Liz laut auf: „Ich sag ihm mehr meine Meinung und hol mir auch gerne mal eine gelbe Karte ab.“ Davon könnten die Mannschaftskameradinnen ein Lied singen. Und dann ereifert sie sich über Fehlentscheidungen und Regelwerk. „Ich bin auch schon vom Platz geflogen“, meint sie achselzuckend. Beim Lokalderby Welldorf gegen Barmen „ist immer ein bisschen Feuer drin“, erklärt die Stürmerin. Tja, und da hatte der Schiri „Tomaten auf den Augen, und das habe ich ihm auch gesagt“. Zwei Kommentare später flog sie vom Platz. „Es war nicht richtig von mir, ihn anzupöbeln, aber man sollte schon die Regeln beherrschen. 90 Minuten den Mund zu halten – macht ja keiner, aber man muss sich etwas zügeln“, meint Liz Samans grinsend. Zwei Seiten einer Medaille eben.

Ob sie noch mal als „Schiri“ auf den Platz gehen wird? Sie weiß es noch nicht. Schließlich ist das Ehrenamt mit dem angenehmen Nebeneffekt verbunden, dass es „gutes Geld“ gebe und vor allem freien Eintritt und beste Plätze in deutschen Fußballstadien. Dennoch steht jetzt erst mal die berufliche Perspektive im Vordergrund. Derzeit bewirbt sich die 19-Jährige auf Ausbildungsplätze zur „OTA“, zur Operationstechnischen Assistentin. Neben Fußball ist Medizin nämlich der zweite Punkt, der auf dem Familiengen liegt.


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