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Zwei

Zwei. Sie begegnet uns häufig unbewusst im Alltag. Der Mensch hat zwei Arme, zwei Beine, zwei Ohren und zwei Augen. Jedoch gibt es nach Meinung des Journalisten und Schriftstellers Kurt Tucholsky eine weitere Eigenschaft der Menschheit, die mit der Zahl verbunden ist. Der Mensch besäße „zwei Überzeugungen: eine, wenns ihm gut geht, und eine, wenns ihm schlecht geht“.

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Foto: Adobe Stock
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Beim Schreiben dieses Artikels ist bei mir die Überzeugung aufgetreten, dass der Mensch mehr als nur diese beiden Optionen hat. Wir funktionieren eben nicht wie eine Münze, bei der jeder Wurf lediglich eine 50 / 50 Chance für eine von zwei Optionen vorgibt. Das wäre viel zu einfach und monoton. Was Sie gerade lesen, soll im besten Fall das Gegenteil davon sein: komplex und abwechslungsreich. Dafür habe ich mich zunächst auf die Seite der freien Enzyklopädie begeben, Wikipedia. Als Schülerin weiß ich, dass diese Seite ein zweischneidiges Schwert ist. Einerseits wird sie als Quelle bei aller Art von Facharbeiten oder Referaten akzeptiert, ist aber andererseits, da jeder etwas dort schreiben oder verfälschen kann, eher unbeliebt. Jedoch war deren Artikel über die Zwei der erste, der mir ins Auge gefallen ist. Der Eintrag lautet folgendermaßen: „Die Zwei (2) ist die natürliche Zahl zwischen eins und drei. Sie ist gerade und eine Primzahl.“ Damit hätten wir die mathematische Komponente bereits abgehakt.

Viel interessanter ist die Funktion der Zahl in Kultur und Geschichte. In Ostasien stehen sich die dualen Gegensätze Yin und Yang gegenüber. Am Anfang gab es das Chaos aus beiden. Doch mit der Zeit bildeten sich aus ihnen Himmel und Erde. Zwei Sphären, die auch für uns den Ursprung unserer Existenz bilden. Auch der Philosoph Pythagoras, vielen bekannt als Mitwirkender allen Kopfzerbrechens im Matheunterricht, glaubte an eine mystische Bedeutung der Zwei. Sie galt als Prinzip von Gegensätzen in der Natur, ohne klare Grenzen ihres Einflusses. Demnach gab es schon immer paarweise Gegensätze wie Licht und Schatten, Gut und Böse oder Freude und Trauer. Auch die Bibel hat dazu einen eigenen Interpretationsansatz. Dieser besagt, dass die Zwei für die Bindung steht, aber auch für die Spaltung. Sie hat also eine Doppelfunktion. Ebenfalls repräsentiert sie die Dualität der Dinge. Besonders die biblischen Prophezeiungen sind dual, da sie zumeist eine eintretende Vorerfüllung und eine an das Ende gekoppelte Haupterfüllung besitzen. Das Ganze hat zweifelsohne einen stark esoterischen Touch und ist sicherlich nicht für alle etwas, woran man glauben kann. Aber die Zwei hat noch eine andere Seite. Eine faktenbasierte und vielseitige Bedeutung in der Gegenwart.

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#Metoo. In diesem Fall nicht ‚two‘ wie die Zahl Zwei, jedoch sind es gleichlautende Wörter. Seit 2017 ist der Hashtag nicht mehr aus unserer Gesellschaft wegzudenken. Damals ließ die Schauspielerin Alyssa Milano den bereits 2006 von der Aktivistin Tarana Burke benutzten Hashtag wiederaufleben. Im Zuge des Weinstein-Skandals, der aus Vorwürfen sexuellen Missbrauchs von Frauen aus der Filmindustrie gegen Filmproduzent Harvey Weinstein bestand, rief sie auf Twitter auf: „Antwortet mit ,Me too‘ auf diesen Tweet, wenn ihr sexuelle Übergriffe erlebt habt.“ Dieser Eklat entwickelte sich schnell zu einer Debatte um die Gleichberechtigung von Mann und Frau im Berufs- sowie auch Privatleben, die bis heute kaum an Brisanz verloren hat.

Heutzutage wird das Titelthema in verschiedenen Zusammenhängen verwendet. Zum Beispiel für Redewendungen, wie sie in diesem Text bereits aufgetaucht sind. Ich tanze auf zwei Hochzeiten, er misst mit zweierlei Maß, sie sitzt zwischen zwei Stühlen und hat zwei linke Hände. Mit letzteren machen wir oftmals Gesten, um unsere Absichten und Gefühle auszudrücken. Dazu zählt auch das Peace- beziehungsweise Victoryzeichen mit zwei ausgestreckten Fingern. Und wie es nicht anders sein sollte, hat dieses eine doppelte Bedeutung. Wir zeigen es, wenn wir für Frieden demonstrieren, auf einem Foto, um jemandem Hasenohren zu machen, oder einfach ohne jegliche Bedeutung als Pose. Dabei kann diese offenkundig harmlose Geste durch einen kleinen Kniff missverstanden werden. Wer während der Ausführung seinen Handrücken nach außen dreht, beleidigt in England, Australien, Neuseeland, Malta und Südafrika sein Gegenüber unwissentlich. In dem Fall sollte man Vorsicht walten lassen. Denn die metaphorisch gemeinte Aussage „wie die Faust aufs Auge passen“, könnte in dem Fall auch buchstäblich gemeint sein. Wenn man jedoch von ersterem Fall ausgeht, ist mit der „Faust aufs Auge“ ein perfektes Zusammenpassen zweier Individuen gemeint. Dies wird ebenfalls mit den Redewendungen „zwei wie…“ ausgedrückt. Zwei wie Pech und Schwefel, zwei wie Dick und Doof oder zwei wie Jülich und der Herzog.


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