Start Stadtteile Jülich Therapie braucht guten Sitz – Made in Jülich

Therapie braucht guten Sitz – Made in Jülich

Einzigartigkeit steckt oft im Detail. Diese Erkenntnis teilen Uwe Schenk und Gustav Ruisbroek. Gemeinsam haben der Mitbegründer der Jülicher Islandpferdefreunde (JIPF) und der Inhaber der Jülicher Sattlerei Görtz einen Therapiesattel fürs Behindertenreiten entwickelt. Drei Stücke mit Seltenheitswert made in der Herzogstadt.

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Viel Handarbeit steckt in Sätteln. Foto: Dorothée Schenk
Viel Handarbeit steckt in Sätteln. Foto: Dorothée Schenk
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Seit über vier Jahrzehnten ist Uwe Schenk eigentlich ein Nordlicht. Zum Studium ging der Jülicher Jung gen Hamburg und seitdem hat ihn die Stadt nicht mehr losgelassen. Hier hat er seinen Lebensmittelpunkt mit Ehefrau Maria gefunden und seine berufliche Erfüllung in der Behindertenwohneinrichtung Rosa-Settemeyer-Stiftung, in der der studierte Sozialpädagoge ein Mann der (fast) ersten Stunde ist. Als leidenschaftlicher Reiter mit eigenem Islandpferde-Zuchtgestüt Myrabaer hat Uwe Schenk sich dafür eingesetzt, dass die Bewohner sich „hoch zu Ross“ wohlfühlen konnten. Der Start gelang zunächst mit eigenen Islandpferden und…Sätteln der Jülicher Sattlerei Görtz. Schon aus familiären Gründen ist der Wahl-Hamburger regelmäßig in Jülich, ist aber auch als Richter im Rheinland unterwegs, in diesem Sommer war er erst wieder zu einer Tagung für Richter vor Ort und bei diesen Gelegenheiten besucht Uwe Schenk gerne „seinen Sattler“ Görtz, dem er seit Jugendtagen die Treue hält.

Sechs Jahre ist es nun mittlerweile her, dass die Rosa-Settemeyer-Stiftung unverhofft zu einer zweckgebunden Spende für die Reittherapie kam. Immerhin: Von den 53 Bewohnern der Einrichtungen haben 33 schon auf dem Rücken der Pferde ihr Glück gefunden. Der Reitlehrer aus Berufung hatte in der Praxis gemerkt, dass zum einen die gebrauchten Sättel in die Jahre gekommen waren und zum zweiten nicht die optimale Sitzmöglichkeit für seine Schüler bieten. So nahm er Kontakt mit Gustav Ruisbroek auf und die Überlegungen der Herren mit Pferdeverstand Gestalt an.

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Eigentlich keine große Sache, sagt der Sattler. „Genau genommen ist es ein Island-Pferde-Sattel wie er üblich ist – aber mit Extras: Dem Bügel für den sicheren Halt und die tiefere Sitzfläche.“ Die Herausforderung war der Bügel. „Wir hatten das noch nie gemacht. Man kann jetzt sagen: Das ist ja einfach – aber dazu braucht man erst mal einen Metallbauer.“ Der muss den Bügel an der richtigen Stelle und mit dem Sattel verbinden und befestigen. Dann wird er mit Leder überzogen, damit es perfekt passt. „Excalibur“ taufte Uwe Schenk den Prototypen, benannt nach einem Hengst aus der Züchtung seines Gestüts Myrabaer.

Der Erfolg war durchschlagend. „Nachdem der Sattel da war, wollten alle nur noch diesen haben“, erzählt Uwe Schenk nicht ohne Erfinderstolz, denn: „Auch ängstliche Reiter fühlen sich hiermit gut“. Bald setzte sich der Heimrat, in dem auch Menschen mit Handicap sitzen, bei der Geschäftsführung dafür ein, dass einen zweiten Sattel gebaut werden sollte. Dieser und auch dritter wurden mit Spendengeldern finanziert. Einen vierten Sattel wird es allerdings nicht geben. Die Sattlerei Görtz stellt ihre Produktion ein und werden von der Sattlermeisterin Simone Homburg und der Gesellin Astrid Honings ausschließlich Reparaturen ausführen. 1000 Kopfeisen hätte Ruisbroek bestellen müssen. Die sinkende Auftragslage von handgemachten Sätteln hingegen rechtfertigt eine solche Investition nicht mehr. Noch zehn Sättel und dann ist Schluss im Jülicher Traditionsbetrieb.

Und was ist mit dem Therapiesattel? Gibt es dafür ein Patent? Nein, lautet die Antwort des Initiators Uwe Schenk. Zu kompliziert und zu aufwändig. Stolz sein kann er darauf, dass er nun drei wirkliche Einzelstücke besitzt.


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