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Immer am Zug

Als „rheinische Type“ gilt Joseph Krott. Gemeint ist damit seine „rheinische Art“ Probleme zu lösen und der ihm nachgesagte „begrenzte Respekt vor Hierarchien“, mit dem es ihm wohl gelang ,viele Projekte über die Ziellinie zu bringen. Obschon in Eschweiler geboren ist „Krotte Jupp“ eine„echte Muttkrat“. Am 15. April wird er 90 Jahre alt. Sein Lebensmotto bis heute: „Noch simmer dabei!“

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Joseph Krott. Foto: Dorothée Schenk
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Für Jülich hat sich Joseph Krott in den unterschiedlichsten Bereichen stark gemacht. Da ist zuerst die Liebe und das Engagement für die Bahn und ihre Gleisverbindungen. Zuletzt 2022 hatte er gemahnt, dass der Lückenschluss Linnich-Baal zu langsam vorangehen würde. Und aktuell beschäftigte ihn natürlich auch der Bahn-Streik: Als Mitglied der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft heißt er das Verhalten der „Gewerkschaftskonkurrenz“ GDL weder gut, noch hat er Verständnis dafür. Das mag daher kommen, dass Joseph Krott praktisch in die Wiege gelegt war, stets „am Zug“ zu sein. Schon sein Vater war im Reichsbahnausbesserungswerk beschäftigt und „am zehnten Tag meines Lebens habe ich die erste Bahnfahrt gemacht“, erzählte der Jubilar einmal. Obwohl die Familie in Jülich wohnte, wollte seine Mutter, die gebürtig aus Eschweiler stammte, unbedingt in der Heimatstadt entbinden. Hin-und Rückreise erfolgten mit dem Zug. Eine Verbindung, die er übrigens als Schüler wieder nutzten sollte: Nach der Rückkehr aus der Evakuierung 1946 lebte die Familie zunächst in Eschweiler. Der Pennäler Joseph aber „pendelte“ zum Schulbesuch nach Jülich. Der Bahn blieb er treu, denn seine dreijährige Lehrzeit als Schlosser absolvierte der damals 16-jährige ab 1950 im Ausbesserungswerk der Bahn. Anschließend schlug er eine Lokführer-Laufbahn ein, um schließlich als Personaldisponent bis zu seiner Pensionierung 1993 seinen Dienst zu versehen. 2020 ehrte ihn die Gewerkschaft EVG für seine 70-jährige Mitgliedschaft mit einer Urkunde.

Beständigkeit ist wohl neben einer Beharrlichkeit im Sinne der Sache ein ebenso ausgeprägtes Wesensmerkmal von Joseph Krott. Als 21-Jähriger wurde er bereits im Sportausschuss für die CDU aktiv. Warum der Sportausschuss? Seinen Ausgleich fand der Vielbeschäftigte im Sport: Schwimmen, Wandern und Radfahren gehörten dazu und bis ins hohe Alter auch das Fitnessstudio. Was aber vielleicht neben den vielen Aktivitäten nicht so präsent ist: Der Jubilar ist ein großer Fußballfan, war selbst als Schiedsrichter auf dem Platz und im Team Luppen als SC Jülich 1910 Amateurmeister wurde. 60 Jahre lang hielt Krotte Jupp auch diesem Verein die Treue.

Für das Joseph Krott-Haus gestalteten die Künstler John Sven und Ron Voigt Graffitis für die Flure. Eines ist dem Namensgeber gewidmet. Foto: www.goodlack-art.de
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Politisch blieb es nicht beim Sport: 1971 kam der CDU-Mann über die Reserveliste in den Rat der Stadt Jülich. 27 Jahre lang sollte er das Ratsmandat halten und in dieser Zeit zehn Jahre lang das Amt des 1. stellvertretender Bürgermeisters unter Heinz Schmid (SPD) und später unter Heinrich Stommel bekleiden. Im Kreistag engagierte sich Joseph Krott von 1987 bis 2015 und war hier fünf Jahre stellvertretender Landrat. Sein Markenzeichen: Außergewöhnlich vernetzt und immer gut informiert. Der Familienmensch Krott, der zwei Kinder und inzwischen drei Enkelkinder hat, betonte, dass dieses Engagement nur möglich gewesen sei, „weil die Familie mitgezogen hat“ – an erster Stelle seine Ehefrau Gisela, wie er betonte.

Einen „unfassbar hochverdienten Kommunalpolitiker“, nennt ihn Bürgermeister Axel Fuchs: „Es wird ihm nachgesagt, dass er immer in der Sache unterwegs war, parteiübergreifend . Er war Zeit seines Lebens als CDU-Mann ein Kämpfer für den so genannten ,kleinen Mann’ und ein Mahner für bezahlbaren Wohnraum. Er ist ein Mensch, den sich jede Kommune als politische aktiven Menschen wünschen würde.“ 31 Jahre lang, bis 2009, hat er in der Wohnungsbaugenossenschaft (WoGe) im Aufsichtsrat und Vorstand gewirkt, so dass er den schmückenden Beinamen „Mister Bauverein“ erhielt. Das wohl sichtbarste Zeichen dieses Engagements und der Wertschätzung steht seit 2014 in der Münstereifeler Straße 10: Dort wurde das nach ihm benannte „Joseph-Krott-Haus“ errichtet. Besonderes Schmankerl: Den von Architekt Jörg Aldinger entworfene Bau schmücken in jedem Stockwerk Graffittis der Künstlern John Iven und Ron Voigt: Sie zeigen Themen wie Lebensfreude, Musik und Jülicher Sehenswürdigkeiten – und in einem Bild ist auch der Eisenbahner Joseph Krott verewigt. „Er war immer mit Leib und Seele dabei“, sagt Gisela Krott, „Noch heute, wenn wir Leute treffen, sagen sie: Auf Sie konnte man sich verlassen.“ Ein Kümmerer, der wie seine Ehefrau lachend erzählt, auch an Feiertagen half, „wenn ein Törchen bei den Nachbarn klapperte.“

Für dieses überdurchschnittliche Engagement von – zu diesem Zeiptunkt – mehr als 25 Jahren hat der Kreis Düren Joseph Krott 2014 mit ihrem Ehrenring ausgezeichnet.


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