Start Stadtteile Jülich 20 Jahre „NOISELESS“ durchbuchstabiert

20 Jahre „NOISELESS“ durchbuchstabiert

Vor 20 Jahren wurde die Konzertreihe NoiseLess ins Leben gerufen. Ebenso lange ist Veranstalterin Virginia Lisken als Organisatorin mit dabei. Der HERZOG hat sie anlässlich des Jubiläums um eine besondere Rückschau gebeten.

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N

wie Nostalgie 

Es ist das Gefühl, etwas dazu beigetragen zu haben, das für die Menschen positiv besetzt ist. Musik macht fröhlich und holt einen aus dem Alltag. Musik ist in der Lage, Erinnerungen zu wecken, die jeder für sich hat und beim Hören bestimmter Lieder aufruft.  Mein persönlichstes Gefühl ist Dankbarkeit. So eine Musikreihe mit all den wunderbaren Musikern und auch den Veranstaltern Cornel Cremer und Jenny Lorbach vom Kuba seit 20 Jahren durchführen zu dürfen.

O

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wie Ouvertüre

Die NoiseLess-Reihe ist eine Weiterführung meiner Musikreihe „Open Mic“, die ich von 1990 bis 1993 in Neuss veranstaltet habe. Nach meinem Umzug nach Jülich Mitte 1993 hat es noch sieben Jahre gedauert, bis ich, dank der Mithilfe von Arne Schenk, dem Mitbegründer der NoiseLess Reihe, die Kontakte hatte, um im Kulturbahnhof eine Veranstaltungsreihe anbieten konnte. Arne Schenk hat sich auch den Namen „NoiseLess“ ausgedacht. Zum einen, weil wir nur Musik ohne Krach anbieten durften, zum anderen als Erinnerung an Neuss, wo es nun nicht mehr stattfand. Eine Wortspielerei.

I

wie Intern

Mit viel Arbeit. Fast ein Fulltime-Job. Ich plane im Jahr vorher die Termine mit dem GF Cornel Cremer, dann frage ich die Bands an. Die meisten habe ich schon auf einer Warteliste, weil ich ungefähr 50 Anfragen für 8 Konzerte im Jahr bekomme. Dann setz ich die Bands / Musiker / Duos auf die bestätigten Termine. Vor dem Konzert schreibe ich die Vorankündigungen für die Presse. Oftmals eine Tüftelei, weil viele Bands kein Info oder Foto von sich haben. Dann werden die Plakate von Michael Dorp entworfen und in Druckauftrag gegeben. Wenn ich die Plakate habe, verteile ich diese in Jülich. Hier sind auch Sponsoren, die für ihre Anzeige auf den Plakaten zahlen. Davon bezahle ich die fällige GEMA-Gebühr und kaufe Lebensmittel, um alle Künstler zu bekochen.

Die Plakate selbst zahle ich aus eigener Tasche. Am Abend treffe ich die Künstler zum Aufbau, dann gibt es Catering, am Einlass stehe ich, derzeit mit festen Platzanweisungen wegen Corona. Hier ist auch die Vorbereitung eine andere als im Normalfall. Derzeit müssen wir Sitzpläne per Excel-Liste ausarbeiten, was noch mehr Arbeit bedeutet. Am Abend des Auftritts habe ich ein Team bei mir, was mir extrem gut hilft. Volker Goebels und Franz Josef Graß als Fotografen, Renate Kümpel, die auch fotografiert und mit mir den Einlass regelt, Uli Kümpel, der hilft wo er gebraucht wird (Technik, Licht, Aufbau) sowie Michael Dorp ebenfalls für alles was kurzfristig anfällt.

S

wie (aktuelle) Situation 

Am Anfang ganz schlimm. Die März- und Mai Konzerte musste ich absagen. Dank der Biergartenkonzerte im Kuba konnte ich kurzfristig vier Konzerte dort organisieren. Die Mai-Band hatte einen Nachholtermin, drei andere Bands standen gar nicht auf dem Plan. Durch diese Möglichkeit hat sich die aktuelle Situation für uns letztlich sogar als eine sehr schöne erwiesen. Die Biergartenkonzerte waren ausgebucht, die Menschen froh und dankbar für Livemusik und den Künstlern kam durch das derzeit „nicht Selbstverständliche“ eine ganz andere Aufmerksamkeit und große Zuneigung entgegen.

E

wie Ensemble

Ich kann die Künstler nicht zählen, aber es müssen mehrere hundert gewesen sein, da wir auch öfter Doppelkonzerte angeboten haben. Dazu kommt das aus der NoiseLess-Reihe entstandene „Female Singers Nite„-Format und viele Benefizkonzerte, die noch zusätzlich organisiert wurden.
Das Tribute to Jon habe ich im Januar 2017 zum ersten Mal auf der Bühne des Medios in Bergheim gesehen. Dort allerdings mit einem zusätzlich 30-köpfigen Orchester u.a. mit Sebastian Reimann.  Ich habe vorher noch nie so etwas außergewöhnliches und einmaliges gesehen. 2018 haben die Musiker in einer abgespeckten Version auf einer Deep Purple-Ausstellung in Köln gespielt; ohne Orchester aber mit einem Cellisten. Auch das fand ich grandios und so war schnell der Wunsch da, diese Musiker, die zum Teil tatsächlich mit Deep Purple als Gastmusiker gespielt haben, nach Jülich zu holen. Ich finde es einfach spannend, auch außergewöhnliche Musiker und ihre Projekte in unseren Kulturbahnhof zu holen, wenn ich die Möglichkeit dazu habe. Und nun zum 20-Jährigen eben das „Jon Lord Tribute“, das auch bereits ausgebucht ist mit 85 Plätzen.

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wie Lieder 

Das kommt durch die angebotenen Räumlichkeiten. Die Kuba-Kneipe hat keine reine konzertante Atmosphäre wie zum Beispiel die Halle. So würden Musiker mit eigenen Songs eher untergehen. Auch bewerben sich meist Künstler für die NoiseLess-Reihe, die eher Coversongs im Gepäck haben. Und das passt gut, da die Zuhörer in dieser Atmosphäre unterhalten werden wollen. Für Singer/Songwriter biete ich als Gegenstück seit fast vier Jahren die Reihe KirchenKlang in der ev. Christuskirche an.

Virgina Lisken ist auf den Bühnen in und um Jülich zu Hause. Foto: Dorothée Schenk
Virgina Lisken ist auf den Bühnen in und um Jülich zu Hause. Foto: Dorothée Schenk

E

wie Erinnerung

Es war und ist eine aufregende Zeit. In den 20 Jahren hat sich durch die NoiseLess-Reihe ein riesiges Netzwerk entwickelt. Seit dem Internet noch mehr, da man schneller agieren kann. Ich habe in ganz Deutschland Künstler und auch andere Veranstalter, mit denen ich mich austauschen kann. Höhepunkte sind alle Konzerte, weil jeder einzelne Künstler immer wieder was besonderes war. Natürlich ist eine Anne Haigis ein Highlight der besonderen Art, genauso wie die Nervous Germans mit Micky Meuser am Bass oder die Band Thin Crow mit einem ganz außergewöhnlichen ClassicRock Programm. Tiefpunkte gab es erstmalig dieses Jahr, als der Lockdown verkündet wurde und ich meinen Künstlern absagen musste. Aber wie oben beschrieben, haben wir das Ganze in etwas sehr Positives umwandeln können.

S

wie Standort

Wir sind nach 8 Jahren NoiseLess im Kuba zum Dietrich Bonhoeffer Haus gewechselt weil sich damals durch einen neuen Vorstand die musikalische Orientierung im Kulturbahnhof geändert hatte. Hier sollte nun mehr „Lautstärke“ angeboten werden. 2015 gab es dort interne Mitarbeiterwechsel, auch war die Technik und Bühne dort immer sehr schwierig umzusetzen. Im April 2015 sind wir daher wieder in den Kuba gezogen, zurück zum Heimathafen.

S

wie Signal 

Es ist eine Musikreihe, die seit 20 Jahren dazugehört. Ob NoiseLess Jülich geprägt hat, weiß ich nicht. Aber ich weiß durch sehr viele Rückmeldungen, dass es als wichtige Institution und tolle Veranstaltungsreihe wahrgenommen wird. Junge Künstler wie z.B. beim „Youngsters NoiseLess“ u.a. mit Kilian Haunschild haben hier ihre ersten Bühnenerfahrungen gemacht, weil NoiseLess auch den Musiknachwuchs fördert. Wir hatten die damals jungen Bands AScrum, Psycho Luna, Waste oder Korroded, die sich bei uns getraut haben, unplugged zu spielen und eine ganz andere Seite von sich und ihrer Musik zeigen konnten. Ich persönlich denke tatsächlich, dass die NoiseLess-Reihe auch ein Stück Musikgeschichte der Stadt Jülich ist. Und das, ohne ein Verein zu sein!

 

Blick zurück:
 5 Jahre NoiseLess
und Monsterpack süßer „Beeren und Rüben“
15 Jahre NoiseLess
Debuts beim NoiseLess
Weihnachts-NoiseLess
Miss NoiseLess

und Blättern im virtuellen Fotoalbum mit Bands, die es – zum Teil – so und gar nicht mehr gibt:
Riedhuven Scheel • Koroded • Seven4Sound • Tamara • 6aus49 • Daze • King Walter Treys • Psycho Luna • Spoonfull • Strings are Changing • Piet & Friends • Stringband • Stritt • Real Twinz • Red Shoes • Jacke wie Hose • Dropout • Manticor • Bottlenecks • Velevet Vagabonds • SpellOtones • Children of the Moon… und einige Gästen


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