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2022: Was uns in Wort und Bild bewegt hat

Und wieder keine „Normalität“. Ausnahmejahre scheinen zum Standard zu werden. Nach dem Hochwasser und der Pandemie beschäftigte die Menschen im Jülicher Land und weit darüber hinaus der kriegerische Überfall Putins auf die Ukraine. Außerdem prägend zwischen Stillstand und sichtbarer Entwicklung in der Stadt: Die vielen Baustellen.

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Der Start war schon etwas holprig: Anfang des Jahres 2022 sah es ja noch ganz so aus, als hätte uns die Pandemie fest im Griff: Die Session 2021/22 fand vor allem im Privaten und via Bildschirm statt – Stichwort die Große KuBa-Karneval-Show mit Moderator Thomas Beys und dem kongenialen Außenreporter Peter Lontzen. Dennoch fanden Umzüge statt und zwar bereits im Januar und dann vor allem montags. Bis zu 300 Menschen waren zu Spitzenzeiten auch in Jülich unterwegs – Gegner der Coronamaßnahmen auf der einen Seite – die Gruppe, die sich „Jülich solidarisch“ nannte auf der anderen Seite. Letztere bezogen am 7. März zum letzten Mal vor dem Rathaus Position. Am 24. Februar startete Putin seinen militärischen Überfall auf die Ukraine.

Krieg in Europa

Fast unmittelbar, nachdem die kriegerische Auseinandersetzung begonnen hat, nahmen die Menschen in der Stadt, die 128 Nationen als Zuhause gilt, Aktivitäten auf: Die Gruppe der JüKrainer gründete sich. Es wurden sofort Spendensammlungen organisiert, um die Menschen in der Ukraine zu unterstützen. Zentral durch die Stadt organisiert, oder auch auf Privatebene wie im Science College in Barmen, von wo aus ein Konvoi ins Grenzgebiet aufbrach – und Flüchtlinge von dort wieder mitbrachte. Sie leben bis heute im Haus Overbach.
Im Laufe des Jahres engagierten sich Kinder für Kinder, Künstler und Unternehmen für Ukrainer und es wurden unzählige Benefizveranstaltungen geboten. Schnell kam so viel Geld zusammen, dass aus der Stadt Jülich ein ausgerüsteter Krankenwagen in Richtung Kriegsgebiet aufbrechen konnte. Dafür gab es sogar ein persönliches Dankeschön der Brüder Klitschko.
Aber nicht nur gespendet wurde, in Jülich wurde auch Gesicht gezeigt: Zur Solidaritätskundgebung, die von den Jugendorganisationen von SPD und CDU initiiert wurden, kamen rund 400 Demonstranten aus dem Jülicher Land.

Seite an Seite bei der Demo. Foto: Volker-Goebels

Veranstaltungen

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Die erste Großveranstaltung in der Pandemie in Jülich … hier trugen noch viele die empfohlene „Maske“. Aber so langsam stieg mit der Erhöhung der Impfquote und zwar weiterhin hohen Inzidenzen aber auch einer Vielzahl milder Krankheitsverläufe der Mut zu Veranstaltungen. Wieder zurück waren in diesem Jahr der Berufsinfo-Markt, der zwar noch nicht in Jülich startete, aber in Düren. Und es wurde gefeiert: beim Weinfest und dem Rur-Beach-Cup, bei der Oldtimer-Rallye ebenso wie beim Schüttelfest. Spektakulär war auch die WDR Radtour, Start und Ziel in Jülich, bei der 1100 Radler dabei waren. Apropos Fahrrad: Der Kunstverein Jülich hatte zu einem Malwettbewerb rund ums Rad aufgerufen und erhielt 500 Exponate, die alle im Sommer gezeigt wurden.
Weil natürlich keiner so genau wusste, wie denn die Session 2022/23 wurden Karneval im Sommer oder gleich als Dorffest wie beim Sandhasen-Festival. Aber die Session läuft! Was möglich ist mit der neuen „Muschel“ zeigte sich bei der fulminanten Mädchensitzung.

Jubiläen

Doch auch so manches Jubiläum blieb ungefeiert. Das Technologiezentrum Jülich besteht 2022 seit 30 Jahren – ebenso der Kulturbahnhof Jülich, und das Stadtgeschichtliche Museum , das nun wiederum die Gnade der späten Eröffnung im Jahr hatte und einen Veranstaltungsreigen zum Jubiläum anbietet. Ohne großes Publikum kam auch die Villa Kunterbunt aus, die auf silberne 25 Jahre zurückblicken kann.
Nicht feierwürdig, aber gedenkwürdig sind diese runden Zahlen: Der Friedhof Merscher Höhe besteht seit 100 Jahren, auf 400 Jahre Begräbnisstätte kann der evangelische Friedhof zurückblicken – konnte, der dieser ist mit dem Neubau des Verwaltungsgebäudes an selber Stelle nun endgültig Geschichte. Seit 50 Jahren Bestand hat die Kirche St. Franz von Sales, die beim Gemeindefest das Goldjubiläum begingen.
450 Jahre Festungsjubiläum und 50 Jahre Gymnasium Zitadelle feierten dagegen über 1000 Ehemalige mit. Auf 100 Jahre Vereinsbestehen blickte das Trommler-und Pfeiffercorps in Güsten zurück und brachte beim Feuerfest die Flötentöne bei. In Altenburg sind die Hubertusschützen ebenfalls seit 100 Jahren aktiv und gönnten sich einen festlichen Festakt.

Foto: Dirk Neumann

Ihr Jubiläum 40+1 nachgeholt hat die Laienspielgruppe „Bühne 80“ mit der Wiederaufnahme ihrer Schauspielaktivitäten. Und den Startschuss für das karnevalistisches aller Karnevalsjubiläen gab die KG Ulk Jülich, die in dieser Session 11 x 11 Jahre Vereinsbestehen feiern.

Der Rurkreis

Das Jubiläum des Jahres feierte sicher der Kreis Düren: Im Sommer feierten 8000 Menschen im Brückenkopf-Park mit. Es war so etwas wie eine Versöhnungsfeier, denn acht Monate lang beschäftigte die Menschen in der Region das Thema Umbenennung in Rurkreis oder #KreisDürenbleibt. Vor allem in den Sozialen Medien war das Thema so dominant, dass sich viele vor allem eins herbeisehnten: Den 18. August, an dem die Auszählung der Stimmen in der Arena Kreis Düren erfolgte. Mit deutlichen Mehrheit von 83 Prozent sprachen sich die Menschen in der Region – und offenkundig auch in der Herzogstadt – für diese „Ortsmarke“ aus. Und so heißt es auch 2022 noch „Jülich im Kreis Düren“.

Zukunftsstandort

Bundesweit und international machte Jülich dennoch Furore in diesem Jahr – vor allem durch die Vielzahl an Eröffnungen am neuen Brainergy Park: Hier siedeln sich nicht nur die eingesessenen Firmen Lamers und Schiffer an, die Zukunftsagentur Rheinisches Revier hat bereits Quartier bezogen, ebenso wie das Wasserstoffcluster. Nach sieben Jahren endlich am Ziel ist der Solar-Park, der im September eröffnet wurde. Aus der Schweiz stammt das Unternehmen Synhelion, das in Jülich Treibstoff aus Sonne gewinnen will. Inzwischen weisen Stelen den Weg über das Gelände, und Straßennamen geben Firmen eine Adresse.

Symbolische Unterstützung der Baggerschaufel: Der Spatenstich zu „Dawn“. Foto: Brainergy Park Jülich GmbH

Baustellen

Aber nicht nur auf der Merscher Höhe wurde reichlich entwickelt. Baustellen – die für Verärgerung sorgen und für die Perspektiven in der Stadt stehen – gab es reichlich und werden die Menschen auch in das neue Jahr begleiten. Daraus hat sich die Redaktion sogar einen Spaß gemacht und einen Quiz ausgelobt. Nach monatelanger Verzögerung ist der Kreisverkehr Merscher Höhe wieder befahrbar – dafür ist die Rurbrücke geschlossen. Unabdingbar damit verbunden sind Verkehrsbehinderungen: Die Umgehung an Koslar vorbei beschäftigte die Politik entsprechend mehrfach in diesem Jahr – und der Verkehr in und um Koslar im erweiterten Zusammenhang ebenfalls.

Foto: Marina Petzi

Abgeschlossen ist das Projekt Pumptrack, das im April Eröffnung feierte. Gebaut wurde es auf Initiative von Jugendlichen. Dass sie in der Stadt Jülich Gehör finden, dafür gibt es einen weiteren Beweis: Zwei Bolzplätze sind im Stadtgebiet in Planung, jener im Nordviertel schon weit vorangeschritten. Gut sichtbar sind seit Jahresende auch die Baufortschritt bei der Gastronomie „Schwan„, während die Sparkasse Düren als Käufer des Areals rund um den Kaiserhof noch in der Planung ist. Den Besitzer gewechselt hat auch die Kirche St. Rochus im Heckfeld. Unternehmer Thomas Oellers hat das Gotteshaus gekauft und wird darin künftig seinen Fahrradhandel betreiben. In der Pfarrei Heilig Geist Jülich stehen Veränderungen an und die hat vor allem auch mit Immobilien zu tun – aber auch mit Strukturen: Propst Josef Wolff hat auf eigenen Wunsch eine „gestaltete Auszeit“ angetreten.

Perspektiven

Die Stadt Jülich geht ins Jahr 5 des Integrierten Handlungskonzeptes und nun sollen der Marktplatz und der Schlossplatz Form annehmen – trotz Energiekrise und knapper werdenden Kassen. Denn die Förderung zurückzuzahlen und dann 100 Prozent der Kosten zu tragen ist für Bürgermeister Axel Fuchs keine Option. Optionen dagegen ergeben sich für die Stadtteile, in denen derzeit mit den Menschen vor Ort das Dorfentwicklungskonzept. Im Januar – soviel ist klar – wird eine Entscheidung zum Thema „Krankenhaus“ fallen. Ob der „Patient“ zu retten ist, darüber gibt es derzeit noch keine belastbaren Aussagen. Ebenfalls in Planung bleibt das Quartier Nierstein und – perspektivisch – ist ein Sportpark „links der Rur“ vorgesehen, dort wo bereits die Fußballer, Tennisspieler und Schwimmer zu Hause sind. Apropos sportlich: Die Stadt Jülich bekommt von Olympioniken Besuch. 2023 werden im Juni die Special Olympics in Berlin ausgetragen und Jülich hat sich als Gastgeberstadt qualifiziert.
Eine große Aufgabe wird die Entwicklung der Schullandschaft. Das wird eine Aufgabe des neuen Schulamtsleiters Florian Hallensleben als Nachfolger von Gert Marx und dem neuen Dezernenten Thomas Mülheims sein, der Doris Vogel im Amt nachfolgte.

Menschen

Doris Vogel gehört sicher zu den Menschen 2022, die nicht nur offiziell ausgezeichnet wurde, sondern auch mit „ganz großem Bahnhof“ nach 47 Jahren im Rathaus verabschiedet wurde. In den Reigen reihte sich auch Heike Schwarzbauer als ehemalige Leiterin des Berufskollegs Jülich und Bilal Salim ein, der als bislang jüngster Bewerber mit dem Heimatpreis der Stadt Jülich ausgezeichnet wurde. Und weitere Menschen machten durch Preise von sich reden: Ehepaar Fernandez erhielt beim leicht verspäteten Jahresempfang des Vereins Stadtmarketing den Stadtmarketing-Preis 2022. Die „Minerva“ konnte Dr. Viola Priesemann aus der Schlosskapelle mit nach Hause nehmen. Erstmals vergeben wurde in Jülich auch der Wasserstoffpreis des Kreises Düren. Für die Entwicklung alternativer Energie interessierte sich Vize-Ministerpräsidentin Mona Neubaur, die gemeinsam mit der Landtagsabgeordneten Patricia Peill das Forschungszentrum Jülich besuchte. Patricia Peill hatte in der Landtagswahl die deutlicher Mehrheit ihre zweite Amtszeit angetreten. Bundesweit Beachtung fand Heinz Frey und erhielt den „Zugabe-Preis„.

Der Ehrenring zeigt das Wappen der Stadt Jülich. Innen sind Name des Empfängers und Verleihungstag eingraviert. Foto: Dorothée Schenk
Der Ehrenring zeigt das Wappen der Stadt Jülich. Innen sind Name des Empfängers und Verleihungstag eingraviert. Foto: Dorothée Schenk

Fiona Jansen hat für viel Bewegung im Jülicher Land gesorgt: Die MGJ-Schülerin leidet an einer seltenen Krankheit und die Kosten für die Behandlung sind enorm. Neben Peter Borsdorf engagieren sich inzwischen auch Verein mit Benefizveranstaltungen.
Die höchste Ehrung, die in Jülich möglich ist, erhielten in diesem Jahr Wolfgang Gunia und Heinrich Stommel: Sie wurden mit dem Ehrenring der Stadt ausgezeichnet. Grund zum Feiern hatten außerdem Kirsten Müller-Lehnen, die ihren 80. Geburtstag beging, und Ortsvorsteher Christian Klems, der zum 70. Geburtstag gleich zum Straßenfest eingeladen hatte.

Abschied

Wo Freude ist, ist oft auch Leid. Abschied zu nehmen galt es in diesem Jahr von Menschen, aber auch von Liebgewonnenem: Die „Deutsche Welle“ ist Geschichte, der Abriss ist erfolgt. Dieses Stück Jülicher Geschichte soll allerdings in einem Museum auf dem Brainergy Park weiter sichtbar bleiben. Aufgelöst hat sich der Selgersdorfer Kirchenchor und auch der letzte Ton beim NoiseLess ist verklungen.
Vermissen werden nicht nur die Angehörigen, sondern viele Menschen im Jülicher Land die engagierte Streiterin für die Trümmerfrauen, Gerta Mojert, ein Gesicht des Jülicher Lokaljournalismus, Heidrun Heilmann und die ehemaligen Ortsvorsteher Rolf Berns und Josef Brendel. Auf politischer Ebene wird Karl Schavier fehlen. Nicht nur als Unternehmer mit engagiertem Herz für seine Heimat wird Heinz-August Schüssler, Ehrenringträger der Stadt Jülich, vermisst werden. Ihm hat die Stadt eine Straße im Brainergy Park gewidmet. Viel zu früh gestorben ist in diesem Jahr auch Stefan Kirchhoff, der die Geschickte des ETC führte.

Was die Menschen im Jülicher Land 2023 erwartet lesen Sie hier


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